Von Andreas Steinhardt 24.12.2025 um 17:54 Uhr | melden
Wie schon öfter zur Gedenkkerze am Heiligen Abend die schöne Weihnachtsgeschichte, welche sich am 24.12.1976 zutrug - dazu finden Sie unter der Rubrik Bilder ein Foto von Gerdas Katze namens Mieze - sowie das damals festlich geschmückte Wohnzimmer an Heiligabend 1976....
24.12.1976: Ich war 6 Jahre alt, ich erinnere mich an einen kalten Tag, aber schneefrei. Niemand durfte vor der Bescherung ins Wohnzimmer gehen, und doch lukte ich als Kind oft heimlich durch das Schlüsselloch, konnte die Lichter am Baume sehen und einen Teil der verpackten Geschenke, die unter dem festlich geschmückten Christbaum lagen. Irgendwann klang ein Glöckchen. Ich weiß bis heute nicht, wer dies aus meiner Familie immer läutete, denn ich verlor in meiner Aufregung auch ein wenig den Überblick. Meine Mutter Gerda hatte am Nachmittag das Wohnzimmer schon festlich geschmückt und vor Einbruch der Dämmerung warme und kalte Speisen für den Abend zubereitet - das ganze Haus war schnell erfüllt von dem leckerem Duft. Zudem gab es ausnahmsweise schon am Heiligabend den Truthahn, welcher sonst erst am 1. Feiertag zubereitet wurde, da mein Bruder Axel mit seiner Freundin schon am frühen Morgen des 1. Weihnachtstages verreisen wollte.
Ich war schon unglaublich aufgeregt, schaute zur „Entspannung‘‘ die Sendung „Wir warten aufs Christkind“ und freute mich auf mein erstes Kettcar, welches ich mir sehnsüchtig gewünscht habe.
Kurz vor der Bescherung maunzte ein kleines, schwarzes Ding vom Fenstersims, schaute mit ihren großen grünen Augen in das Küchenfenster herein als ob sie sagen würde:
"Es riecht sooo lecker! Gebt mir doch auch ein Stück ab von diesen köstlichen Speisen" -
"EINE KATZE! EINE KATZE!" Ich war außer mir vor Freude. "Da sitzt eine kleine Katze an unserem Fenster! Ach, lasst sie uns doch hinein holen!" - Unsere Eltern waren zunächst dagegen, was man als 6-jähriger Junge natürlich nicht nachvollziehen kann.
Mutter fügte noch hinzu: "Wer weiß, wo sie herkommt! Wem sie gehört! Vielleicht ist sie ja krank!‘‘ - natürlich lief ich rasch nach draußen, nahm die kleine schwarze Katze auf den Arm und streichelte sie. Heimlich trug ich sie in den Hausflur, gab ihr etwas Milch. Sofort taufte ich sie auf den Namen Mieze. Vom zweitältesten Bruder Peter kam keinerlei Einspruch...also ab sofort hieß sie „Mieze!“
Mieze, welche sich von nun an immer in der Nähe unseres Hauses aufhielt, kam an den folgenden Weihnachtstagen immer wieder zu uns, maunzte schon morgens früh auf dem Fenstersims und schaute in die Küche. Ich rannte sofort hinaus um Mieze zu streicheln, mit ihr im Garten zu spielen, sie folgte mir auf Schritt und Tritt.
Manchmal ließen wir Kinder Mieze heimlich ins Haus und zeigten ihr jeden Raum.
Von diesem Tag an, dem 24.12.1976, blieb Mieze bei uns. Warum sie uns an Heiligabend zulief, ob sie jemand ausgesetzt hatte - blieb etwas nebulös. Es gab die Mutmaßung, das ein uns gut bekannter Verkäufer des hiesigen Supermarktes die kleine Katze ganz bewusst an Heiligabend bei uns aussetzte. Er sprach er uns im Herbst im Markt an, ob wir nicht eine kleine Katze haben möchten - seine Katze hatte einen Wurf. Meine Eltern wollten dies aber nicht…
Clever, die Katze am Heiligen Abend in einen Haushalt mit Kindern quasi als Geschenk auf unseren Küchenfenstersims zu setzen…vielleicht auf die „Barmherzigkeit“ der Eltern zu hoffen…klappte ja auch…zumindest wenig später…
Nach ein paar Wochen stimmten unsere Eltern zu, das Mieze bei uns bleiben durfte. Was für eine Freude für mich, für uns! Mieze lebte viele Jahre bei uns, sie war eine "drinnen & draußen-Katze." Sie wurde meine beste Freundin, die gesamte Kindheit über. Was hat sie mir Freude bereitet, uns allen! Natürlich hatte auch Gerda sehr viel Spaß mit unserer Mieze. So ein liebes Wesen und von so hoher Intelligenz.
Mieze gebar einige Junge, wir gaben sie später an andere Familien ab, einmal durfte ich 2 Kater behalten - einer blieb bei uns, das andere Tier wurde zum Wohnungskater meines ältesten Bruders Axel.
Wunderschön als Kind, kleine Katzen aufwachsen zu sehen, wie sie die Mutterkatze lehrt, sie im Garten im Sonnenschein herumtollen...
Manchmal begleitete Mieze mich morgens zur nahen Grundschule, schlich unauffällig in einem gewissen Abstand hinter mir her - oft wartete sie schon auf mich an unserer Haustür nach dem Schulunterricht, kam mir maunzend entgegen...
Wie schon oben erwähnt: Unter der Rubrik Bilder findet ihr, finden Sie ein Bild von unserer Mieze...und das damals festlich geschmückte Wohnzimmer an Heiligabend 1976. Die Katze die zur Weihnacht kam - hat meine große Liebe besonders zu Katzen, aber auch zu allen Tieren sicherlich geprägt.
Ich hoffe, wir sehen auch alle unsere lieben Haustiere eines Tages einmal wieder - ich freue mich so auf Mieze!
Heute haben wir (wieder) zwei schwarze Katzen, die uns viel Freude bereiten. Fina und Lou sind eine große Lebensbereicherung und zaubern uns immer ein Lächeln ins Gesicht.
Allen, die in diesen Tagen auf Gerdas Gedenkseite zu Gast waren und diese Geschichte gelesen haben, wünsche ich schöne, hoffnungsvolle Weihnachtstage.
Falls sie in diesem Jahr oder früher einen lieben Menschen verloren haben, an den Sie heute und den kommenden Weihnachtstagen besonders viel denken, sie/ihn gerade an den Weihnachtstagen sehr vermissen, wünsche ich viel Kraft. Ich wünsche mir auch, dass Sie in den kommenden Tagen viel Liebe und Stärke verspüren, dass sie ihren Verlust - ich hoffe im Kreise Ihrer anderen Lieben - mit einem Lächeln trotz Tränen im Gesicht, so nenne ich es immer, ertragen können. Ich weiß nicht, ob sie ein gläubiger Christ sind oder nicht, das spielt auch keine Rolle, zumindest ich glaube fest daran, dass der Mensch, um den sie trauern, heute auch bei Ihnen ist. Irgendwie. Er/sie ist nicht weg, sondern nur nicht sichtbar. Und möchte nicht, dass Sie trauern, sondern lächeln - trotz Tränen im Gesicht.
Gesegnete Weihnachten!




