Warum weinst du? - Sozial nicht anerkannte Trauer
Es gibt viele gesellschaftliche Konventionen, wie und wann Trauer erlebt und ausgedrückt werden darf. Aber nicht immer decken sich das Trauerempfinden und die Erwartungen der Umwelt. Besonders schwierig ist die Situation für alle Hinterbliebenen, deren Trauer sozial nicht anerkannt wird.
Immer wieder kommt es vor, dass ein Mensch tiefe Trauer durchlebt, nach Meinung seines Umfeldes aber kein Recht dazu hat. Dafür kann es viele Gründe geben. Etwa wenn der Verlust als wenig bedeutend eingestuft wird. Das kann der Fall beim Verlust eines schwer kranken Menschen wie einem Wachkoma-Patienten, dem Tod eines/einer Ex-Partner/in oder auch bei der Trauer um ein geliebtes Haustier sein. Auf wenig Verständnis treffen auch Menschen, deren Beziehung zum/zur Verstorbenen nicht anerkannt war – z.B. bei heimlichen Liebesbeziehungen.
Tabus und Sprachlosigkeit verhindern Hilfe
Die Gründe können auch in den Todes- und Lebensumständen der/des Verstorbenen liegen. Bei stigmatisierten Erkrankungen wie AIDS oder bei einem Tod durch Drogen verhindern viele Tabus eine Begleitung der Trauernden durch Freunde und Familie. Was schon zu Lebzeiten tot geschwiegen wurde, hat auch nach dem Tod meistens keinen Platz.
Die Konsequenzen für Trauerende sind dramatisch: Sie haben kaum Möglichkeiten, ihren Gefühlen Raum zu geben und finden keine Ansprechpartner, um ihre Trauer auszudrücken. Dabei gibt es keine richtige und falsche Trauer. Auch wenn das Verhältnis zu Lebzeiten möglicherweise schwierig und ambivalent war, kann der Tod ein einschneidender Verlust sein. Hier ist Einfühlungsvermögen wichtig. Auch was von außen unangemessen erscheinen mag, ist Ausdruck einer tiefen Empfindung. Im Umgang mit Hinterbliebenen sollte daher der Trauernde im Mittelpunkt stehen und nicht die Probleme der Vergangenheit. Wichtig ist es, das Recht auf Trauer nicht abzusprechen. Das gilt auch für Kindern, sehr alte oder /und kognitiv eingeschränkte Menschen.
