Gedenkkerzen
Kerze anzündenHier sehen Sie alle 195 Gedenkkerzen, welche für Wilhelm Remiorz angezündet wurden. Entzünden auch Sie eine Gedenkkerze.
Zur heutigen Gedenkkerze am Vorabend des 4. Advents ein Gedicht von Theodor Fontane.
Haben Sie schon viele Vorbereitungen für das Fest getroffen? Ihre Geschenke gekauft? Sind Sie mitten im "Weihnachtsstress" oder bleiben Sie ganz entspannt...kann Ihnen der Trubel um Sie herum
gar nichts anhaben?
Einen vorweihnachtlichen Stress hatte mein Opa Willi sicher nicht. Er ließ Gott einen guten Mann sein...seine Gattin, meine Oma Theresia übernahm die ganze Planung, das Geschenke kaufen und verpacken, das Backen und sonstiges rundherum.
Wilhelm hatte derweil die "Bespaßung" seiner Enkel und später auch Urenkel zur Hauptaufgabe, welches er bravourös meisterte. Mein Opa trug uns Adventsgedichte und Geschichten vor, erzählte heitere Dinge aus seinem Leben, spielte mit uns "Mensch! ärgere dich nicht", später auch Monopoly - Stress war ein Fremdwort für meinen Großvater - er machte sich keinen, ließ sich nicht davon anstecken.
Na, ob Sie, wir uns in dieser Zeit ein Stück davon annehmen können?
Lassen wir uns nicht stressen...
Im folgenden, kleinen Gedicht von Fontane ist Weihnachten "noch fern", allerdings sind wir heute nur noch wenige Tage von der Christnacht entfernt...
Sehen Sie schon den Stern? Halten wir doch schon einmal Ausschau...in uns selbst...
Wir sehen schon den Stern
von Theodor Fontane
Wir sehen schon den Stern
Tag der Geburt, heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen,
lassen und den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern.
Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin. Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.
Zur heutigen Gedenkkerze am Vorabend des 3. Advents ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.
Noch 11 Tage bis zur Christnacht - es herrscht ein buntes Treiben auf den Weihnachtsmärkten, auch wir werden morgen einen dieser besuchen.
Mit meinem Opa Willi war ich als Kind auch öfter auf dem Christkindlesmarkt, mein Großvater zeigte sich immer äußerst großzügig, wenn der kleine Enkel (zuviele...) Wünsche hatte...
"Hier! Ich habe 100 Mark mitgenommen! Die können wir ausgeben" -
so erinnere ich mich an Opas Ausspruch...sehr spendabel! Damals bekam man für diese Summe wirklich noch viel...
Die hohen Tannen atmen
von Rainer Maria Rilke
Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.
Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
Im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, –
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag zur Ewigkeit.
Rainer Maria Rilke, *04. Dezember 1875 in Prag,
+29. Dezember 1926 in Valmont bei Montreux,
Schweiz.
Zur heutigen Gedenkkerze am 2. Advent ein passendes Gedicht
von Fontane.
Jeden Adventssonntag verbrachten wir mit den Großeltern, mal
kam Opa Willi und Oma Theresia zu uns in den benachbarten Ortsteil gelaufen, mal besuchten wir die beiden. Oma brachte natürlich ihr hervorragendes, selbstgebackenes Spritzgebäck sowie ihre äußerst leckeren Doppeldecker mit Streuseln und Vanillecreme mit. Bis heute unerreicht - "Omas altes Spezialrezept" existiert leider nicht mehr...
Mein Großvater trug im Scheine der Adventskerzen schöne Gedichte, passend zur Advents- und Weihnachtszeit vor - eine wunderschöne Erinnerung an eine längst vergangene Zeit - doch mir noch präsent,
als ob es erst gestern war...
Verse zum Advent
von Heinrich Fontane
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.
Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819
in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin.
Fontane war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender
Zur heutigen Gedenkkerze am 1. Dezember ein Gedicht von Heinrich Hoffmann "Struwwelpeter", passend auch zum Dezemberbeginn.
Freuen Sie sich auf diesen Monat, nach diesem zumindest in meiner Region ab Mitte des Monats recht nassen und ungemütlichen November?
Ich erinnere mich gern an meinen Opa Willi zurück, der mir als Kind, uns allen im Scheine der Kerzen schöne Adventsgedichte vortrug -
unvergessliche Momente, die man gerne noch einmal zurückholen möchte...
Die folgenden Verse beschreiben den Dezember als "letzten von zwölf Brüdern", und stellen uns Jahres-retrospektiv eine Art Gewissensspiegel vor Augen...
Dezember - die 12 Brüder
von Heinrich Hoffmann
Er ist der letzte von zwölf Brüdern,
Des Jahres Pforte schließt er zu.
Was du gewonnen hast an Gütern
Und was verloren, zähle du!
Doch wäge strenger und besonnen,
Und schließ genaue Rechnung ab,
Was du an Weisheit hast gewonnen,
Und was an Torheit sich ergab.
Heinrich Hoffmann, *13. Juni 1809 in Frankfurt/Main, +20. September 1894 ebenda. Hoffmann war ein dt. Psychiater, Lyriker und auch Kinderbuchautor, von ihm stammt auch das berühmte Werk "Struwwelpeter"
Zum heutigen Totensonntag oder Ewigkeitssonntag ein paar Gedanken, Zitate von großen Meistern.
Auch mit katholischem Hintergrund, heutiges Christkönigsfest, war
für meine Familie dieser Tag eindeutig dem Totengedenken mit Friedhofsgang gewidmet, nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant
Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten. Und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe – das einzig Bleibende, der einzige Sinn.
Thornton Wilder
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus…
Joseph von Eichendorff
Und am Abend meiner Reise
hebt der Ewige seine Hände.
Und er winkt und lächelt leise.
Und die Reise ist zu Ende.
Hermann Claudius
Ihr, die ihr mich so geliebt habt,
seht nicht auf das Leben, das ich beendet habe,
sondern auf das, welches ich beginne.
Aurelius Augustinus (Augustinus von Hippo, Hl. Augustinus,
Bischof von Rom, 354-430)
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Gustav Renner.
Was empfinden wir bei einem Spaziergang im November? Vielleicht gerade bei dem aktuellen "November-Frühling?"
Einen (immer noch) währenden Abschiedsschmerz vom Sommer?
Gar eine Vorfreude auf den Winter, wenn man ihn denn mag?
Hegen wir trübe Gedanken oder genießen wir das gerade strahlend
schöne Herbstbild, welches sich uns bietet?
Träumen wir schon jetzt vom kommenden Frühjahr, welches, mit Verlaub, noch lange auf sich warten lässt?
Allein wenn ich das Wort Spaziergang höre oder lese, fällt mir immer mein Großvater Wilhelm ein. Er ging fast jeden Tag ausgedehnt spazieren, es musste schon Hund und Katz regnen, das er auf seine geliebten Rundgänge durchs Feld, an den Bauernhöfen vorbei, verzichtete.
Gerne erinnere mich zurück, wie ich mit meinem Opa gemeinsam diese Spaziergänge tätigte, durch das Feld, genannt der alte Kirchweg, oder quer durch den hiesigen Stadtwald mit Gelegenheit zum Besuch eines Spielplatzes. Wilhelm hatte immer viel zu erzählen - und ich als Kind selbstredend auch...langweilig wurde es mit meinem Großvater nie!
Spaziergang
von Gustav Renner
Im Winde knarren
Die alten Föhren
Und schütteln des Regens letzte Tropfen
Auf unser Haupt;
Kein Laut zu hören,
Nur unserer Herzen leises Klopfen.
Noch einmal bricht
Aus schweren Wolken
Die Sonne hervor mit stillem Leuchten,
Im Abendlicht
Aufblüht der See
Und Stämme und Gräser, die regenfeuchten.
Dein Antlitz glüht
In Jugendröte,
In Jugendglück wie in alten Tagen.
Mir ists, als müsste
Wie damals wieder
Ich heisse, tiefe Worte dir sagen.
Gedicht gekürzt
Gustav Renner, *17.10.1866 in Freiburg/Schlesien
(heutiges Świebodzice, poln. Woiwod. Niederschlesien),
+29.05.1945 ebenda.
Renner war deutscher Lyriker, Erzähler, Dramatiker und
Bibliothekar in Berlin.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Herbstgedicht von Emmanuel Geibel.
Im Gegensatz zum Oktober, welcher einer der trübesten seit vielen Jahren war, verwöhnt uns dieser November nun mit traumhaftem Herbstwetter - die vergangene Woche verwöhnte uns mit strahlend blauem Himmel, bei Tagestemperaturen teilweise bis 18° C.
Wilhelm hätte bei solch einem Wetter sicherlich ausgedehnte Spaziergänge durch Feld und Wald unternommen - als Kind tat ich
dies oft gemeinsam mit meinem Großvater, mit dem es nie langweilig wurde, hatte er doch immer so viel zu erzählen - und dies auf sehr heitere Art und Weise!
Das folgende Gedicht von Emanuel Geibel gehört zur Naturlyrik,
die den Herbst als Sinnbild menschlicher Empfindungen deutet.
Mit eindringlichen Bildern schildert der Dichter Vergänglichkeit, Melancholie und zugleich Hoffnung. Das Gedicht verbindet den
Wandel der Jahreszeiten mit einer existenziellen Botschaft über
Trost und geistige Freiheit.
(Kurzinterpretation der österr. Internetseite "mein-lernen")
-
Ich sah den Wald sich färben
von Emmanuel Geibel
Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wusst es kaum, warum.
Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.
Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.
Da plötzlich floss ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.
Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt ichs wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.
Es mahnt aus heller Kehle
Mich ja der flüchtge Gast:
Vergiss, o Menschenseele,
Nicht, das du Flügel hast.
Franz Emanuel August Geibel, *17. Oktober 1815 in Lübeck,
+6. April 1884 ebenda.
Geibel war ein deutscher Lyriker. Ab 1843 war er der erfolgreichste Dichter seiner Zeit, dessen Liederwerk Komponisten wie Robert Schumann, Hugo Wolf, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms inspirierte.
Zur Gedenkkerze am heutigen Hochfest Allerheiligen und zum morgigen Gedenktag Allerseelen ein Gedicht von Franz Reinhold Fuchs.
Ich gedenke mit dieser Kerze nicht nur Wilhelm, sondern auch den Vorfahren meines Großvaters, seinen Eltern Johann und Maria Elisabeth, seinen Großeltern Josef und Maria wie Jakob und Sophia sowie weitere Ahnen, dessen Namen vermutlich niemand mehr kennt, zudem seinem Bruder Theodor und seiner Schwester Maria.
Die folgenden Verse sind vielleicht nicht gerade erbauend, aber vielleicht passend zu der beginnenden Reihe an Gedenktagen
im November, am Ende ein Lichtschimmer zwischen Trauer und Sehnsucht, zwischen Abschied und erhoffter Wiederkehr.
Allerseelen
von Franz Reinhold Fuchs
Welch traumhaft stilles Schreiten
Den fahlen Hain entlang!
Rings müder Blätter Gleiten,
Und über Stoppelbreiten
Verlorner Glockenklang.
Was je dein Herz besessen
An Hoffnung, Glück und Leid,
Was unter Gruftzypressen
Geschlummert, halbvergessen,
Gibt klagend dir Geleit.
Gestalten, längst entschwunden,
Brechen des Grabes Bann:
Neu bluten alte Wunden,
Und tote Wonnestunden
Lächeln dich schmerzlich an.
Herz, heiß die Sehnsucht schweigen,
Die um Vergangnes wirbt! –
Die ew’gen Sterne steigen,
Die Heimat dir zu zeigen,
Wo jede Klage stirbt!
Franz Reinhold Fuchs, dt. Pädagoge und Dichter,
* 08. Juni 1858 in Leipzig, +12. Mai 1938 in Dresden.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Herbstgedicht von Hoffmann von Fallersleben.
Dis Sonne schien bis eben noch durch schon bedrohlich anmutende Wolken - das Sturmtief ist in Anmarsch, der Wind nimmt an Fahrt auf.
Wilhelm hätte vielleicht eben noch einen kleinen Spaziergang unternommen, das wilde Wolkenspiel und die umherwirbelnden Blätter beobachtend...
Für Wilhelm und seine Geschwister Theodor und Maria.
Herbstlied
von Hoffmann von Fallersleben
Der Frühling hat es angefangen,
Der Sommer hats vollbracht.
Seht, wie mit seinen roten Wangen
So mancher Apfel lacht!
Es kommt der Herbst mit reicher Gabe,
Er teilt sie fröhlich aus,
Und geht dann, wie am Bettelstabe
Ein armer Mann, nach Haus.
Voll sind die Speicher nun und Gaden,
Dass nichts uns mehr gebricht.
Wir wollen ihn zu Gaste laden,
Er aber will es nicht.
Er will uns ohne Dank erfreuen,
Kommt immer wieder her:
Lasst uns das Gute drum erneuen,
Dann sind wir gut wie er.
August Heinrich Hugo Hoffmann von Fallersleben, *02. April 1894 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 Ortsteil von Wolfsburg, +19. Januar 1894 im Kloster Corvey, heute zur Stadt Höxter, Ostwestfalen.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Hermann Hesse, passend zum Herbst, zum Oktober.
Beobachten Sie auch still die Entwicklung der Bäume, ihres Laubes
in dieser Jahreszeit?
Erfreuen sich auch an den sich in wundervollem rot verfärbenden Blättern im tiefen, besonders am Spätnachmittag herrlich diffusen Oktoberlicht der langsam ihre Abendrunde drehenden Herbstsonne?
Nun, die letzten Tage waren etwas trübe, wenig Sonne, ab und an ein kleines bisschen Niesel.
Vielleicht hatte man im Süden unseres Landes mehr Glück auf solch lichte Momente...
Wilhelm hätte aber jeden Tag genutzt um einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen - ein wenig Niesel, Wind, gar
stürmisches Wetter konnte meinem Großvater gar nichts ab...
die Herbstrunde am Nachmittag wurde gemacht...
Baum im Herbst
von Hermann Hesse
Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
Mein Baum. Er liebts, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.
Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die
Glieder gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.
Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.
-
Besonderes zum Gedicht:
Der Baum kämpft um sein grünes Kleid, welches er nicht verlieren möchte. Das Blätterkleid verfärbt sich im Laufe des Herbstes immer mehr, bis der Baum in Strophe 3 in einer golden-roten Farbe LACHT...
Interessant ist, das Hesse uns eine Mischung aus Kreuzreimen und umarmendem Reim präsentiert, jeder vierte Vers der drei Strophen fällt vom Reimschema ab - Sätze enden auch ex abrubto in einer Strophe, "Mein Baum" (ein lyisches Ich!), "Ein rauher Tag" - eher seltener in Gedichten zu finden - Rilke fällt mir dazu gerade ein.
Hermann Hesse, *02. Juli 1876 in Calw, BW, nahe Pforzheim, +09. Aug. 1962 in Montagnola, CH, südwestlich von Lugano.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Erich Kästner. Der Oktober zeigt sich heute von seiner trüben Seite, auch der morgige Sonntag wird für hiesige Breitengrade als trübe aber trocken prognostiziert.
Nun, "frösteln", wie in den Versen von Kästner beschrieben, tut es zwar noch nicht - aber lang wird es damit nicht mehr auf sich warten lassen.
Wilhelm hätte sich vielleicht auch an diesem nicht kalten Oktobertag (15/16°C) nur mit einer Weste oder Pullover bekleidet, unter seinen alten Apfel- oder Birnbaum gesetzt, den umher fliegenden Blättern hinterher gesehen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen...
Der Oktober
von Erich Kästner
Für Wilhelm. Für Axel.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.
Geh nur weiter, bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als seis zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen,
hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?
Geh nicht wie mit fremden Füßen
und als hättst du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen grüßen?
Lass den Herbst nicht dafür büßen,
dass es Winter werden wird.
Auf den Wegen, in den Wiesen
leuchten, wie auf grünen Fliesen,
Bäume bunt und blumenschön.
Sinds Buketts für sanfte Riesen?
Geh nur weiter, bleib nicht stehn.
Blätter tanzen sterbensheiter
ihre letzten Menuetts.
Folge folgsam dem Begleiter.
Bleib nicht stehen. Geh nur weiter,
denn das Jahr ist dein Gesetz.
Nebel zaubern in der Lichtung
eine Welt des Ungefährs.
Raum wird Traum. Und Rausch wird Dichtung.
Folg der Zeit. Sie weiß die Richtung.
„Stirb und werde!“ nannte ers.
Emil Erich Kästner, *23. Februar 1899 in Dresden, +29. Juli 1974 in München.
Kästner war ein dt. Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter - "Das doppelte Lottchen" oder "Emil und die Detektive" werden fast jedem etwas sagen. Er zählt zu den Autoren von Weltgeltung. 1959 bekam Kästner das Große Bundesverdienstkreuz.
Zur heutigen Gedenkkerze am Tag der Deutschen Einheit ein schönes Herbstgedicht von Friedrich Hebbel.
Nach zwei ersten, wunderschönen Oktobertagen
ist es am heutigen Feiertag bewölkt, am Morgen fielen einige Tropfen, momentan ist es trocken und animiert doch noch zu einem nachmittäglichen Spaziergang.
Wilhelm würde sicherlich heute eine ausgedehnte Runde durch Wald und Feld unternehmen, sofern es trocken bleiben würde.
"Dies ist ein Herbsttag wie ich keinen sah", so beginnt das Gedicht von Friedrich Hebbel, es traf sicherlich mehr auf die letzten beiden Tage zu - ich habe soviele strahlende Gesichter gesehen, als ich gestern am späten Nachmittag mit dem Rad durch ein nahes Naturschutzgebiet fuhr...
Für Wilhelm. Für Axel.
Herbstbild
von Friedrich Hebbel
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel, früheres Pseudonym Dr. J. F. Franz, *18. März 1813 in Wesselburen/ Dithmarschen, heutiges Schleswig-Holstein,
+13. Dezember 1863 in Wien.
Hebbel war deutscher Dramatiker, Lyriker und Erzähler "Maria Magdalena", sehenswert das Hebbel-Museum in Wesselburen
mit 550 Exponaten.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Georg Heym, passend zum morgigen astronomischen Herbstanfang um 20:19 h MESZ.
Ein Wetterwechsel ist schon im Gange, nach einem sehr sommerlichen Freitag folgte ein nochmals ziemlich warmer, aber schwüler Samstag bei schon wechselnder Bewölkung.
Heute zeigt sich der letzte Sommer-Sonntag durchwachsen, es regnete am Morgen, das Thermometer ist bis auf 16° C gefallen...
Wilhelm mochte den Herbst, er war retativ Wetter- und Jahreszeiten unabhängig, ein Murren über das zu stürmische oder regnerische Wetter gab es bei ihm nicht. Staunend und neugierig beobachte mein Opa Willi die Wetterentwicklung im Herbst, machte ausgedehnte Spaziergänge durch das umhertreibende Laub...
"Endlich kann man wieder richtig durchatmen" hörte ich öfter von meinem Großvater bei gemeinsamen Spaziergängen.in meiner Kindheit. Ich stimme dem voll zu...
Für Wilhelm. Für Axel.
Der Herbst
von Georg Heym
Viele Drachen stehen in dem Winde,
Tanzend in der weiten Lüfte Reich.
Kinder stehn im Feld in dünnen Kleidern,
Sommersprossig und mit Stirnen bleich.
In dem Meer der goldnen Stoppeln segeln
Kleine Schiffe, weiß und leicht erbaut;
Und in Träumen seiner leichten Weite
Sinkt der Himmel wolkenüberblaut.
Weit gerückt in unbewegter Ruhe
Steht der Wald wie eine rote Stadt.
Und des Herbstes goldne Flaggen hängen
Von den höchsten Türmen schwer und matt.
Georg Friedrich Franz Artur Heym, *30. Oktober 1887 in Hirschberg, Schlesien (heute Jelenia
Góra, poln. Woiwodschaft Niederschlesien),
+16. Januar 1912 in Gatow, Osthavelland, seit 1920 eingemeindet in den Berliner Stadtbezirk Spandau.
Heym gilt als einer der wichtigsten Lyriker des früheren literarischen Expressionismus.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Wilhelm Busch.
Die letzten zwei Tage waren schon teilweise stürmisch, gestern zog mehrfach Starkregen durchs Land. Das Laub weht ungewöhnlich früh durch die Straßen, wir sind der Natur in diesem Jahr, wie schon im Frühjahr, um Wochen voraus.
Der Herbst steht vor der Tür und fordert schon sein Recht ein, er möchte den Sommer gerne schnell verdrängen.
Wilhelm würde heute einen ausgedehnten sonntäglichen Spaziergang unternehmen und sich den Wind um die Nase wehen lassen, mit einer Portion Vorfreude auf den kommenden Herbst...
In trauter Verborgenheit
von Wilhelm Busch
Ade, ihr Sommertage,
Wie seid ihr so schnell enteilt,
Gar mancherlei Lust und Plage
Habt ihr uns zugeteilt.
Wohl war es ein Entzücken,
Zu wandeln im Sonnenschein
Nur die verflixten Mücken
Mischten sich immer darein.
Und wenn wir auf Waldeswegen
Dem Sange der Vögel gelauscht,
Dann kam natürlich ein Regen
Auf uns hernieder gerauscht.
Die lustigen Sänger haben
Nach Süden sich aufgemacht,
Bei Tage krächzen die Raben,
Die Käuze schreien bei Nacht.
Was ist das für ein Gesause!
Es stürmt bereits und schneit.
Da bleiben wir zwei zu Hause
In trauter Verborgenheit.
Kein Wetter kann uns verdrießen.
Mein Liebchen, ich und du,
Wir halten uns warm und schließen
Hübsch feste die Türen zu.
Wilhelm Busch, *14.02.1832 in Wiedensahl, Schaumburger Land, Niedersachsen, +09.01.1908 Mechtshausen, heute zur Stadt Seesen, Niedersachsen.
Sind Sie in der Nähe, besuchen Sie doch einmal das alte Pfarrhaus im Ortsteil Mechtshausen, dort wurde Wilhelm Busch zu Ehren ein Museum eingerichtet, in dem neben seinen Werken seine Wohn- und Arbeitsräume zu besichtigen sind. Vor der Kirche steht eine Max-und-Moritz-Statue, sein Grabmal ist auf dem dortigen Friedhof zu finden.
,
Zur heutigen Gedenkkerze an einem herrlichen Altweibersommertag ein Gedicht von Robert Reinick.
Wie oft saß Wilhelm im Schatten seines alten Apfelbaumes und ließ den lieben Gott einen guten Mann sein...dabei stets die kleine Seitenstraße beobachtend, ein Gruß, ein Winken, feststellend, dass er doch heute noch gar nicht Herrn Kaminski gesehen hat...
An solch einem warmen und sonnendurchfluteten Sonntag wie heute säße mein Großvater sicherlich wieder auf seinem Beobachtungsposten unter dem wunderschönen, alten Apfelbaum...
September – Der Apfelbaum
von Robert Reinick
Der Apfelbaum, das ist ein Mann!
Kein andrer gibt so gern wie der.
Im Winter, wenn man schüttelt dran.
Da gibt er Schnee die Fülle her.
Im Frühling wirft er Blüten nieder,
Im Sommer herbergt er die Finken;
Jetzt streckt er seine Zweige nieder,
Die voller Frucht zur Erde sinken.
Drum kommt! und schüttelt was ihr könnt,
Ich weiß gewiss, dass er’s euch gönnt.
Robert Reinick, *22. Februar 1805 in Danzig,
+07. Februar 1852 in Dresden.
Reinick war ein deutscher Maler und Dichter.
Zur Gedenkkerze am 1. September ein kleines Gedicht von Christian Morgenstern.
Meteorologisch gerechnet ist heute schon Herbstanfang - viele schauen schon jetzt mit Wehmut auf den Sommer zurück - für mich der aufatmende Beginn meiner geliebten Jahreszeiten Herbst und Winter...
Wilhelm wäre es recht Einerlei, er genoss den Sommer auf seine Weise, aber er hatte auch keinerlei Einwände gegen einen frühen Herbst.
Ich freue mich drauf, für viele unverständlich,
auf die kühlere, durchwachsenere Jahreszeit.
Mein Opa verbrachte die Sommer im Schatten seines Kirsch- und Apfelbaums und sagte am Ende des Sommers immer gerne: "Ach, jetzt wirds langsam Zeit für den Wechsel, mir ist es so schön melancholisch zumute - ich freue mich auf den Herbst"
Den Sonnenanbetern unter Ihnen sei mit Gewissheit gesagt: Ihre Zeit kommt wieder...
Sie müssen jetzt "durch den Herbst und Winter durch..." wie ich durch den Sommer - gönnen Sie der Natur ihre Auszeit...
Und denen, die wirklich Probleme mit dem Sommer haben wie ich, sei es kreislaufmäßig,
sei es maltretiert durch schwere Sonnenallergie... können langsam aufatmen...
Für Wilhelm. Für Axel.
Septembertag
von Christian Morgenstern
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,
die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;
wenn das kristallene Gewand der Wahrheit
sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit.
Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern,
*06. Mai 1871 in München, +31. März 1914 in
Untermais, Tirol.
Zur Gedenkkerze für meinen Großvater möchte ich erwähnen, dass heute Wilhelms Tochter Thea, Schwester meiner verstorbenen Mutter Gerda, ihren 94. Geburtstag feiert. Zuletzt besuchte ich meine Tante, welche auswärts wohnt, im Juli.
Wir sind stolz und glücklich, das Thea immer noch so rüstig und aktiv ist. Sie geht jeden Tag selbstständig einkaufen, ist sehr gut zu Fuß und erfreut sich stabiler Gesundheit. Meine Tante ist lebensfroh und mitteilsam, über den Tod macht sie sich keine Gedanken. "Warum sollte ich das tun"? entgegnete sie mir einmal. Sie freut sich über jeden Tag, der ihr geschenkt wird - was für
ein Vorbild!
Wilhelm wurde wie seine Frau Theresia 89
Jahre alt, Theresias Schwester Franziska 93.
Damit ist ihre Tochter Thea die älteste im Familienstammbaum seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Vielleicht sogar jetzt die Rekordhalterin aller Zeiten - das kann ich
nicht mehr nachvollziehen.
Im Bilderalbum finden sie einige Fotos von Wilhelms Töchtern:
Bild 5 zeigt links Gerda, rechts Thea.
Auf Foto 8 sieht man ganz links Thea, in der Mitte ihre Eltern, rechts Gerda.
Bild 9 auf der Treppe: links meine Mutter Gerda, rechts meine Tante Thea.
Foto 10 zeigt Gerda links als Kommunionkind,
rechts daneben Thea.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Sommergedicht von Hermann Allmers.
Die Verse passen ganz gut zu meinem
Großvater Wilhelm, dem freundlichen
Lebemann, ich kann ihn mir ganz gut im
hohen Gras liegend vorstellen, womöglich
noch mit einem Gänseblümchen im Mund
und still das Wolkenspiel beobachtend...
Für Wilhelm. Für Axel.
Feldeinsamkeit
von Hermann Allmers
Ich ruhe still im hohen, grünen Gras
Und sende lange meinen Blick nach oben,
Von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlass,
von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Und schöne, weiße Wolken ziehn dahin
Durchs tiefe Blau, wie schöne, stille Träume; –
Mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
Und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.
Hermann Ludwig Allmers, *11.02.1821 in Rechtenfleth*), +9. März 1902 ebenda.
Allmers war ein deutscher Dichter und Schriftsteller - er schrieb vor allem über
Kultur und Landschaft seiner Heimat.
*)Rechtenfleth ist eine Ortschaft in der Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen im niedersächs. LK Cuxhaven. Eingemeindet zu Sandstedt 1968, 2014 zu Hagen i. B.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht
von Gertrud Goes, welches meinem immer so fröhlichen Großvater Wilhelm sicherlich gefallen hätte.
Sommerabendwind
von Gertrud Goes
Leiser Sommerabendwind,
Der durch reife Gräser schleicht,
So wie die schlanke Männerhand
Über Frauenhaare streicht;
Leiser Sommerabendwind,
Der um volle Rosen geht
Und von jedem offnen Kelch
Eine Welle Duft erfleht;
Leiser Sommerabendwind,
Der mit Tönen überrascht,
Der von zartem Vogellied
Noch den letzten Laut erhascht;
Leiser Sommerabendwind,
Der die Mittagswolken kühlt,
Und das ganze Himmelszelt
Nach versunknem Glanz durchwühlt;
Leiser Sommerabendwind,
Sag mir, flogst du aus dem Tor,
Das der Sel’gen Gärten schließt,
Eben leicht beschwingt hervor?
Leiser Sommerabendwind,
Hast die Sehnsucht mir geweckt,
Dass nach deinem Heimatland
Meine Seele froh sich reckt!
Gertrud Goes, geborene Staehle, *25.11.1878 in Löwenstein, damals zum Oberamt Weinsberg/ Württemberg gehörend, heute zum Landkreis Heilbronn, +30. Dezember 1915 in Engelsbrand, damaliger Schwarzwaldkreis, heute zum Enzkreis, Baden-Württemberg. Engelsbr. ist Nachbarort von Pforzheim.
Goes war eine deutsche Dichterin und Erzählerin.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hans Böhm.
Lieben Sie den Juli - auch diesen? Nun, er ist ziemlich durchwachsen, wie im letzten Jahr.
Wir hatten schon sehr warme Tage zu Beginn
des Monats, aber auch einige wie heute mit sehr gemäßigte Temperaturen - dazu einen Sonne-Wolken-Mix, und einige Tage mit Schauern und Gewittern.
Was hatte mein Großvater Wilhelm bei gutem Juliwetter gemacht? Er hätte sich Stunden unter seinen schattigen Apfelbaum gesetzt - und Gott einen guten Mann sein lassen...
Mein Großvater war nicht wirklich ein Freund der hohen Temperaturen, wie auch ich - aber er konnte solche Tage durchaus genießen - im Schatten...
Juli
von Hans Böhm
Mit weißen Wolken Sommertag
Wie himmlisch du mich überblühst!
Es neckt der Wind mit lauem Schlag
Die Sonne wandelt hoch und grüßt.
Im Lindenbaume fällt und steigt
Der Biene dunkler Glockenton.
Geziefer webend mich umgeigt
So hör ich’s tausend Jahre schon.
Und wie die Wärme jubelnd schwillt
Und flimmert über Feld und Au
Da fahr ich mit der Erde mild
Und golden in das Himmelsblau.
Hans Böhm, *18. April 1876 in Köln, +12. Dez. 1946 in Dießen am Ammersee (heute Landkreis Landesberg am Lech, BY)
Böhm war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hans Böhm.
Lieben Sie den Juli - auch diesen? Nun, er ist ziemlich durchwachsen, wie der Letztere.
Heute zog ein Gewitter mit längerem Starkregen durch, wir hatten schon sehr warme Tage in diesem Monat, aber auch einige regnerische.
Morgen soll es recht trübe, aber trocken werden, zum Wochenende erwartet uns wieder wärmeres, durchweg sonniges Wetter bei Temperaturen bis zu 29° C in hiesigen Breitengraden.
Was hatte mein Großvater Wilhelm bei gutem Juliwetter gemacht? Er hätte sich Stunden unter seinen schattigen Apfelbaum gesetzt - und Gott einen guten Mann sein lassen...
Mein Großvater war nicht wirklich ein Freund der hohen Temperaturen, wie auch ich - aber er konnte solche Tage durchaus genießen - im Schatten...
Juli
von Hans Böhm
Mit weißen Wolken Sommertag
Wie himmlisch du mich überblühst!
Es neckt der Wind mit lauem Schlag
Die Sonne wandelt hoch und grüßt.
Im Lindenbaume fällt und steigt
Der Biene dunkler Glockenton.
Geziefer webend mich umgeigt
So hör ich’s tausend Jahre schon.
Und wie die Wärme jubelnd schwillt
Und flimmert über Feld und Au
Da fahr ich mit der Erde mild
Und golden in das Himmelsblau.
Hans Böhm, *18. April 1876 in Köln,
+12. Dezember 1946 in Dießen am
Ammersee (heute LK. Landesberg am Lech, BY)
Böhm war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hermann Hesse über das Älterwerden.
Hesse war einer der Lieblings-Buchautoren Wilhelms, ich las auch mehrfach begeistert dessen Werke.
Die Verse passen retrospektiv gesehen ganz gut zu meinem Großvater, eine Interpretation im Bezug zu Wilhelm würde jetzt allerdings jeglichen Rahmen sprengen - man kann aber aufgrund der Verse und der anschließenden Interpretation die ähnliche Einstellung Wilhelms zum "Älter werden" herauslesen.
Älterwerden
von Hermann Hesse
Sterne der Jugend, wohin
Seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen
Seh im Gewölk ich ziehn.
Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt
Habt ihr Frieden geschlossen!
Keiner, der zu mir hält!
Junge, die ihr uns Alten
Hohnlacht, wie habt ihr recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht
Hab ich mir Treue gehalten!
Dennoch kämpfe ich weiter,
Steh entgegen der Welt.
Kann ich nicht siegen als Held,
Will ich doch fallen als Streiter.
Interpretation aus dem Netz:
Das Greisenalter ist für den Schriftsteller eine Stufe des menschlichen Lebens und hat wie alle anderen Lebensphasen ein eigenes Gesicht, eine eigene Atmosphäre und Temperatur sowie eigenen Freuden und Nöten. Ein "Alter", der sein Altsein und die Todesnähe hasst oder fürchtet, ist seiner Meinung nach kein würdiger Vertreter seiner Lebensstufe.
Hermann Karl Hesse, Pseudonym Emil Sinclair,
*2. Juli 1877 in Calw, ehem. Königreich Württemberg, +9. August 1962 in Montagnola, Schweiz.
Hesse war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler.
Zur Gedenkkerze der Hinweis zu den Bildern im Album, Aufnahme 7 - 13 der Album-Reihenfolge.
Im vorletzten Jahr bekam ich von Wilhelms Tochter Thea (93) einige alte Bilder an die Hand, welche ich digitalisiert habe.
Bilderalbum:
Bild 7 und 8 des Albums zeigt meinen Großvater Wilhelm als noch recht jungen Mann.
Foto 9 zeigt Wilhelm mit seiner Ehefrau Theresia (auch eigene Gedenkseite, Theresia Remiorz)
und ihren beiden Töchtern Gerda (meiner Mutter, eigene Gedenkseite Gerda Sophia Steinhardt) wie meine Tante Thea.
Auf Bild 10 sehen Sie beide Töchter in jungen Jahren - Aufnahme 11 als Kinder anlässlich der Erstkommunion von Gerda.
Aufnahme Nr. 12 des Albums zeigt Wilhelms Ehefrau Theresia.
Das letzte Foto im Album zeigt Wilhelm und Theresia bei einer großen Familienfeier zwischen 1987-1990.
Zum Remiorz-Zweig gibt es zumindest von Seiten meiner Tante noch Kontakt zu einer Nichte von Wilhelm - ihrer Cousine, Tochter von Wilhelms Bruder Theodor.
Wilhelm hatte zwei Geschwister, Maria und eben erwähnten Theodor, "Onkel Theo" - er ist mir noch bestens in Erinnerung, wohnte er doch im selben Ortsteil wie mein Großvater. Er war von ähnlichem Frohsinn und Heiterkeit wie sein Bruder "Willi", immer ein Scherz auf den Lippen, ständig lächelnd.
Diese Gedenkkerze widme ich daher nicht nur Wilhelm, sondern auch seinem Bruder Theodor, seiner Schwester Maria und allen verstorbenen Vorfahren des Remiorz-Zweiges.
Hier gleich zum Schluss die leider unvollständige Ahnentafel der Familie Remiorz, ich hoffe ich bekomme noch einige wichtige Daten und weitere Namen.
Gehören Sie vielleicht auch zu DIESEM Remiorz- Zweig, wir sind Verwandte "elften Grades" und liegen Ihnen eventuell weitere Daten vor? Melden Sie sich doch bitte erst einmal mit einer Gedenkkerze. Auch wenn Sie natürlich nicht Ihre persönlichen Kontaktdaten dort hinterlassen möchten, sehe ich im zweitem Zuge eine Möglichkeit der schriftlichen Kontaktaufnahme.
Vielleicht können Sie ja auch schon Daten und Namen zur Vervollständigung der Remiorz- Ahnentafel wie verwandtschaftliche Abzweige zu den einzelnen Namen zu einer Kerze schreiben? Eine sehr, sehr kleine Chance - aber trotzdem vielen lieben Dank im Voraus für Ihre Hilfe!
Eltern von Wilhelm:
Johann Remiorz
* 03.02.1878
╬ im April 1945
Maria Elisabeth Remiorz, geborene...?
*13.06.1886 in Rybnik / Schlesien
╬ 20.07.1933 in Bottrop
____________________________________________
Großeltern von Wilhelm väterlicherseits:
Josef Remiorz
Maria Remiorz, geb. Nowak
momentan keine weiteren Daten vorhanden
____________________________________________
Großeltern von Wilhelm mütterlicherseits:
Jakob Strudulla*)
*01.05.1856
╬ 24.11.1917
Sophia Strudulla geb. Hruzik
*05.04.1858
╬ 01.05.1931
*) mir liegen widersprüchliche Informationen zum Namen Strudulla vor, teilweise kaum mehr leserlich, Varianten wie Strudla tauchen auch gelegentlich auf.
Heute vor 32 Jahren starb Wilhelm im Alter von
89 Jahren nach kurzer Schwäche im hiesigen Hospital.
Er war ein äußerst humorvoller Großvater, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, immer sehr heitere Anekdoten erzählte.
Als 1979 der amerik. Schauspieler John Wayne starb, titelte ein großes deutsches Boulevardblatt die Schlagzeile:
"Er starb wie ein Held" -
Wilhelm sagte zu mir: "...das werden sie über mich nicht schreiben, wenn ich einmal sterbe!" -
...doch, Opa, Du bist wie ein Held gestorben, mit einem Lächeln im Gesicht, einem letzten Scherz auf den Lippen und ohne Furcht. Und ich schreibe es DOCH über Dich:
"Wilhelm Remiorz starb wie ein Held"
Inschrift auf John Waynes Grabstein:
„Der morgige Tag ist das Wichtigste im Leben. Er kommt zu uns um Mitternacht – ganz rein. Er ist makellos, wenn er ankommt, und gibt sich in unsere Hände. Er hofft, dass wir vom Gestern etwas gelernt haben.“
John Wayne, 26.05.1907 in Winterset, Iowa, +11.06.1979 in L.A.
Zur Gedenkkerze ein Sommergedicht von Ada Christen.
Heute früh gab es hierzulande noch ein paar Regenschauer - die kurze Hitzewelle ist erst einmal vorüber.
Ging ich mit meinem Großvater Wilhelm nach einem Regenguss spazieren, fragte er mich stets:
"Kind, riechst du den Wald, riechst du das Feld, die Wiese nach dem Regen?" In der Tat ist es ein schöner, gar erfrischender Geruch, da hatte mein Opa schon recht...und die Luft ist schlichtweg besser nach einem warmen Tag - Wilhelm atmete immer tief und hörbar durch - "Endlich wieder Luft schnappen können", äußerte er so bei sich...
Nach dem Regen
von Ada Christen
Die Vögel zwitschern, die Mücken
Sie tanzen im Sonnenschein,
Tiefgrüne, feuchte Reben
Gucken ins Fenster herein.
Die Tauben girren und kosen
Dort auf dem niederen Dach,
Im Garten jagen spielend
Die Buben den Mädeln nach.
Es knistert in den Büschen,
Es zieht durch die helle Luft
Das Klingen fallender Tropfen,
Der Sommerregenduft.
Ada Christen (Pseudonym), eigentl. Christina von Breden, *06. März 1839 in Wien, +19. Mai 1901 in Inzersdorf am Wienerberge, seit 1938 Stadtteil von Wien.
Christen war eine österreichische Schriftstellerin, Dichterin und Theaterschauspielerin.
Durch die Vermittlung des Schriftstellers und Lyrikers Ferdinand von Saar erschien 1868 als
ihre erste Veröffentlichung das Gedichtband "Lieder einer Verlorenen", welches durch seine Kombination von Erotik und sozialer Anklage zur Provokation wurde und entsprechend hohe Auflagen erreichte. Saar hatte ihr auch zu dem Pseudonym "Ada Christen" geraten, dass sie für immer beibehielt.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Detlev von Liliencron.
Lieben Sie den Juni? Denken Sie "endlich der erste Sommermonat?"
Wilhelm war im Mai geboren - ich denke er war ein "Frühlings- und Herbstkind", den Sommer mochte er schon, verzog sich aber lieber in den Schatten - meine Mutter, seine Tochter Gerda ist im Juli geboren - sie war ein absoluter "Sommerjeck" - und sah immer einen Zusammenhang des Geburtsmonats mit der Vorliebe für eine Jahreszeit.
Nun, ich bin im Januar geboren und ein Winterkind...ich kenne nicht wenige, auf die jene Neigung zum Geburtsmonat als Vorliebe für die Jahreszeit zutrifft - und für immer bestehen bleibt...
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Juni.
Schöne Junitage
von Detlev von Liliencron
Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuss,
Bis der letzte Klang verklungen,
Weil nun alles schlafen muss –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.
Sonnengrüner Rosengarten,
Sonnenweiße Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beeten ruht –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.
Straßentreiben, fern, verworren,
Reicher Mann und Bettelkind,
Myrtenkränze, Leichenzüge,
Tausendfältig Leben rinnt –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.
Langsam graut der Abend nieder,
Milde wird die harte Welt,
Und das Herz macht seinen Frieden,
Und zum Kinde wird der Held –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.
Detlev von Liliencron, *1844 in Kiel, +1909 in
Alt-Rahlstedt (ab1937 zu Hamburg, Stadtbezirk Wandsbek)
Liliencron war dt. Lyriker, Prosa- und Bühnenautor.
Heute vor 121 Jahren wurde mein Großvater Wilhelm, vom Familienstamm Schlesier, in
Bottrop geboren.
Ein Original erblickte das Licht der Welt, eine Frohnatur, ein unglaublich humorvoller Mensch -
er sollte viele Menschen fröhlich und glücklich machen!
Wilhelms Geburtsjahr 1904 - was war das für eine Zeit? Vor 121 Jahren? Können wir es uns retrospektiv vorstellen, in dieser Zeit zu leben?
- Kaiser Wilhelm ll. war Staatsoberhaupt, Bernhard von Bülow Reichskanzler.
- das Kinderschutzgesetz trat in Kraft, die Arbeit von Kindern unter 12 wurde in allen Betrieben verboten (!) - (Wilhelm begann aber auch bereits mit 14 Jahren eine Bergmannslehre)
- Wilhelms und auch mein Lieblingsclub FC. Schalke 04 wurde gegründet, noch unter dem Namen Westfalia Schalke.
- der Fußballweltverband FIFA wurde ebenfalls 1904 gegründet.
- die beliebtesten Vornamen 1904 waren u. a. Maria, Helene und Erna, Hans, Paul, Otto und Walter.
Ich werde am heutigen Tag viel an meinen
Opa denken - an seine tollen Geburtstagsfeiern
mit vielen Gästen, leckeren Torten, üppigem Abendessen - und ich werde viel lächeln, wenn
mir einige seiner Späße einfallen...
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Wilhelm Busch.
Aus einem kleinen Gedichtband trug mir mein
Opa Wilhelm in meiner Kindheit die teilweise sehr heiteren Verse von Wilhelm Busch vor. Dabei hatte er eine unnachahmliche Art diese zu rezitieren, laut, lächelnd, gestikulierend - als seien es seine eigenen Werke - unvergesslich schön!
Vertraut
von Wilhelm Busch
Wie liegt die Welt so frisch und tauig
Vor mir im Morgensonnenschein.
Entzückt vom hohen Hügel schau ich
Ins frühlingsgrüne Tal hinein.
Mit allen Kreaturen bin ich
In schönster Seelenharmonie.
Wir sind verwandt, ich fühl es innig,
Und eben darum lieb ich sie.
Und wird auch mal der Himmel grauer;
Wer voll Vertraun die Welt besieht,
Den freut es, wenn ein Regenschauer
Mit Sturm und Blitz vorüberzieht.
Heinrich Christian Wilhelm Busch,
*14. April 1832 in Wiedensahl, Schaumburger Land, Niedersachsen, +9. Januar 1908 in Mechtshausen, seit 1974 zur Stadt Seesen, Niedersachsen.
Busch war einer der einflussreichsten humoristischen Dichter
und auch Zeichner Deutschlands.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Maigedicht von Otto Julius Bierbaum.
Haben Sie das warme Wetter am Wochenende genießen können? Unternahmen Sie einen Ausflug oder haben sie es sich nur schön gemütlich gemacht daheim, vielleicht im eigenen Garten?
Wilhelm würde sich auch heute auf seinen Gartenstuhl unter dem alten Birn- oder Kirschbaum setzen - vermutlich fast den ganzen Tag...aber: es musste schon etwas schattiger sein...
Mai
von Otto Julius Bierbaum
Nun aber hebt zu singen an
Der Mai mit seinen Winden.
Wohl dem, der suchen gehen kann
Und bunte Blumen finden!
Die Schönheit steigt millionenfach
Empor aus schwarzer Erden;
Manch eingekümmert Weh und Ach
Mag nun vergessen werden.
Denn dazu ist der Mai gemacht,
Daß er uns lachen lehre.
Die Herzen hoch! Und fortgelacht
Des Grames Miserere!
Otto Julius Bierbaum, * 28. Juni 1865 in
Grünberg, Schlesien, (heute Zielona Góra,
poln. Woiwodschaft Lebus),
+1. Februar 1910 in Dresden.
Bierbaum war ein deutscher Journalist, Redakteur, Schriftsteller und Librettist. Bekannt war er auch unter den Pseudonymen „Martin Möbius“ und „Simplicissimus“.
Zur heutigen Gedenkkerze in der Osternacht ein Gedicht von von Angelius Silesius (Johannes Scheffler)
Wie gerne erinnere ich mich an die vielen schönen Osterfeste mit Opa Willi und Oma Theresia! Ich konnte es kaum erwarten, bis sie zum Osteressen erschienen - und natürlich gab es für den kleinen Enkel ein oder auch mehrere Geschenke - Naschereien, ein kleines Stofftier, ein Spielzeugauto...
Den Lesern von Wilhelms Gedenkseite wünsche ich ein friedvolles Osterfest!
Für Wilhelm und seine beiden Geschwister.
Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Mt 28,20
Osterjubel
von Angelius Silesius (Johannes Scheffler)
Jetzt ist der Himmel aufgetan,
jetzt hat er wahres Licht!
Jetzt schauet Gott uns wieder an
mit gnädigem Gesicht.
Jetzt scheinet die Sonne
der ewigen Wonne!
Jetzt lachen die Felder,
jetzt jauchzen die Wälder,
jetzt ist man voller Fröhlichkeit.
Jetzt ist die Welt voll Herrlichkeit
und voller Ruhm und Preis.
Jetzt ist die wahre, goldne Zeit
wie einst im Paradeis.
Drum lasset uns singen
mit Jauchzen und Klingen,
frohlocken und freuen;
Gott in der Höh sei Lob und Ehr.
Jesus, du Heiland aller Welt,
dir dank ich Tag und Nacht,
daß du dich hast zu uns gesellt
und diesen Jubel bracht.
Du hast uns befreiet,
die Erde erneuet,
den Himmel gesenket,
dich selbst uns geschenket,
dir, Jesus, sei Ehre und Preis.
Angelus Silesius, eigentlich Johannes Scheffler, *25. Dezember 1624 in Breslau, Schlesien, damaliges Fürstentum Breslau, heutiges Wrocław, Woiwodschaft Niederschlesien, poln. Dolnośląskie, +9. Juli 1677 ebenda.
Scheffler war ein schlesischer Theologe, Lyriker auch und Arzt. Seine Werke zählen zu den bedeutendsten lyrischen Werken der Barockliteratur.
Zur heutigen Gedenkkerze am Karfreitag ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff.
Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen Feiertag.
Für Wilhelm und seine Geschwister.
Am Karfreitage
von Annette von Droste-Hülshoff
Weinet, weinet, meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen,
Ach, der Tag will euch nicht taugen,
Und die Sonne will euch höhnen!
Seine Augen sind geschlossen,
Seiner Augen süßes Scheinen.
Weinet, weinet unverdrossen,
Könnt doch nie genugsam weinen!
Als die Sonne das vernommen,
Hat sie eine Trauerhülle
Um ihr klares Aug genommen,
Ihre Tränen fallen stille.
Und ich will noch Freude saugen
Aus der Welt, der hellen, schönen?
Weinet, weinet meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen!
Gedicht gekürzt
Annette von Droste-Hülshoff, *12. Januar 1797, nach anderen Quellen 10. Januar 1797 auf Burg Hülshoff in Havixbeck bei Münster, +24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg.
Droste-Hülshoff war eine dt. Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des 19. Jahrhunderts.
Zur heutigen Gedenkkerze am Palmsonntag ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.
Nach einem sehr warmen und sonnigen Samstag Tagen zeigt sich der Palmsonntag heute viel kühler, bewölkt und mit einigen kleinen Schauern.
Die Natur schreit nach Regen, seit vielen Wochen hatten wir bis heute fast keinen Niederschlag -
die meisten Menschen die ich kenne sagen momentan "bloß kein Regen, soll es doch so bleiben" - sind wir wirklich so egoistisch? Die meisten offenbar ja.
"Der April macht eh was er will", hätte mein Großvater Wilhelm sicherlich angemerkt, "da
können wir nichts dran ändern - ob er nun verregnet ist oder trocken..."
Aus einem April
von Rainer Maria Rilke
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren
Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag,
wie er leer war, –
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
Rainer Maria Rilke, *04.12.1875 in Prag, +29.12.1926 in Glion, Kanton Waadt ,
Schweiz, seit 1953 Glion sur Montreux.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Ludwig Uhland.
Im Gegensatz zum letzten April waren die ersten Tage dieses Monats sehr mild, gestern wurde es sogar bis zu 22° warm - heute ist es auch durchweg sonnig bei etwas weniger warmen Temperaturen.
Wilhelm hätte zum ersten Mal die Gartenstühle aus dem Stall geholt und wäre sicherlich auch
bis in die frühen Abendstunden in seinem Garten verharrt...
Lob des Frühlings
von Ludwig Uhland
Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch großer Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag?
Johann Ludwig „Louis“ Uhland, * 26. April 1787
in Tübingen, damaliges Königreich Württemberg, +13. November 1862 ebenda. Uhland war ein deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler,
Jurist und Politiker.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hermann Hesse über das Älterwerden.
Hesse war einer der Lieblings-Buchautoren Wilhelms, ich las auch mehrfach begeistert
seine Werke.
Die Verse passen retrospektiv gesehen ganz gut zu meinem Großvater, eine Interpretation im Bezug zu Wilhelm würde jetzt allerdings jeglichen Rahmen sprengen - man kann aber aufgrund der Verse und der anschließenden Interpretation die ähnliche Einstellung Wilhelms zum "Älter werden" herauslesen.
Älterwerden
von Hermann Hesse
Sterne der Jugend, wohin
Seid ihr hinabgefallen?
Keinen mehr von euch allen
Seh im Gewölk ich ziehn.
Ihr meiner Jugend Genossen,
Ach wie früh mit der Welt
Habt ihr Frieden geschlossen!
Keiner, der zu mir hält!
Junge, die ihr uns Alten
Hohnlacht, wie habt ihr recht!
Denn auch ich selber – wie schlecht
Hab ich mir Treue gehalten!
Dennoch kämpfe ich weiter,
Steh entgegen der Welt.
Kann ich nicht siegen als Held,
Will ich doch fallen als Streiter.
Interpretation aus dem Netz:
Das Greisenalter ist für den Schriftsteller
eine Stufe des menschlichen Lebens und hat wie alle anderen Lebensphasen ein eigenes Gesicht, eine eigene Atmosphäre und Temperatur sowie eigenen Freuden und Nöten. Ein Alter, der sein Altsein und die Todesnähe hasst oder fürchtet, ist seiner Meinung nach kein würdiger Vertreter seiner Lebensstufe.
Hermann Karl Hesse, Pseudonym Emil Sinclair,
*2. Juli 1877 in Calw, ehem. Königreich Württemberg, +9. August 1962 in Montagnola, Schweiz.
Hesse war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Rilke, passend zum aktuellen Frühlingsanfang.
Ich erinnere mich gerne zurück an meine Kindheit, als mein Großvater mit mir im Frühjahr durch die hiesigen Felder ging, durch den alten Kirchweg, durch das dortige Wäldchen.
Wilhelm erklärte mir alle frühblühenden Pflanzen und Bäume, dass die Osterglocke eine Narzisse ist, aber nicht jede Narzisse damit eine Osterglocke sei...
...diese ist eine Unterart der Narzisse, welche
"in vollem Gelb" blüht und kleiner als andere Narzissenarten ist, welche auch größer sein
können und zum Beispiel gelb-weiße Blüten besitzen...hatte sich der kleine Enkel gemerkt...
Wilhelm äußerte auch gerne "Riechst Du auch den Frühling? Die gute Luft?" ...und nahm erst einmal ein paar kräftige Atemzüge...
Vorfrühling
von Rainer Maria Rilke
Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,
greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit uns Land und Zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.
Rainer Maria Rilke, *04. Dezember 1875 in Prag,
+29. Dezember 1926 in Valmont bei Montreux, Schweiz.
Auferstehung ist unser Glaube,
Wiedersehen unsere Hoffnung,
Gedenken unsere Liebe.
Aurelius Augustinus (Heiliger Augustinus, Augustinus von Hippo) war ein römischer Bischof und Kirchenlehrer.
Für Wilhelm. Für Franz.
Heute jährt sich der Todestag von Wilhelms Schwiegersohn, meinem Vater Franz Steinhardt (eigene Gedenkseite), der vor 39 Jahren, am 15. März 1986, von uns ging. Franz starb plötzlich
und unerwartet, kurz vor seinem 60. Geburtstag.
Mein Vater nahm Wilhelm an wie seinen eigenen Vater - und mein Großvater ihn wie einen Sohn. Franz leiblicher Vater verstarb ebenfalls sehr früh, im Alter von 56 Jahren - ich lernte ihn nie kennen.
Die Schwiegermutter, meine Großmutter Theresia nahm er auch an wie eine zweite Mutter, und meine Oma ihn wie ein eigenen Sohn.
Franz besuchte seine Schwiegereltern auch häufig alleine, fand dort etwas, was er nie oder lange nicht mehr fand.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Theodor Fontane, welches er an seine jüngste Schwester Elisabeth schickte.
Ich erinnere mich genau, wie mein Großvater Wilhelm mir dies in meiner frühen Jugend aus einem kleinen, vergilbten Gedichtband von Fontane vortrug. Über den Verbleib des Büchleins kann ich nur spekulieren.
Analytisch gesehen möchte das lyrische Ich seine große Zuneigung zu seiner Schwester Elisabeth "Lischen" ausdrücken und sie ermutigen, ihr Leben zu genießen und glücklich zu sein.
Es passt schon zu Wilhelm, im Prinzip hatte mein Opa stets ein "heitres, fröhliches Herz" und konnte jeden Moment seines Lebens genießen - welch Talent!
An Lischen
von Theodor Fontane
Habe ein heitres, fröhliches Herz
Januar, Februar und März,
Sei immer mit dabei
In April und Mai,
Kreische vor Lust
In Juni, Juli und August,
Habe Verehrer, Freunde und Lober
In September und Oktober,
Und bleibe meine gute Schwester
Bis zum Dezember und nächsten Silvester.
Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember
1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin.
Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.
Zur heutigen Gedenkkerze am Aschermittwoch
ein Gedicht von Friedrich Rückert.
Nun ist die närrische Zeit vorbei, die tristere Fastenzeit hat begonnen.
Wilhelm nahm den Fasching als Frohnatur natürlich gerne mit, ich berichtete zur letzten Kerze über meine Erinnerung an meinen Großvater an den "tollen Tagen" - war er sehr unglücklich, dass am Aschermittwoch "alles vorbei" war?
Ich denke nicht. Er war immer fröhlich, gut gelaunt, äußerst humorvoll. Das ganze Jahr.
"Alles hat seine Zeit", hörte ich ihn einst sagen. "Das ganze Jahr nur Fasching - wo bleibt dann
die Vorfreude auf diese Tage?" - da kann ich nur zustimmen. Möchten wir jeden Monat Ostern oder Weihnachten feiern, so schön ich diese Feste auch finde? Sicherlich die wenigsten...
Weil ich nicht am Fastnachtdienstag...
von Friedrich Rückert
Weil ich nicht am Fastnachtdienstag
Hatte mit zu schwärmen,
Hab ich auch am Aschermittwoch
Mich nicht mit zu härmen.
Wie ich durft am Fastnachtdienstag
Mich im Stillen härmen,
Darf ich auch am Aschermittwoch
In der Stille schwärmen.
Friedrich Rückert, Pseudonym Freimund Raimar, Reimar oder Reimer, *16.05. 1788 in Schweinfurt,
+ 31.01.1866 in Neuses bei Coburg.
Rückert war Dichter, Lyriker, Übersetzer, Sprachgelehrter und sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik.
Zur heutigen Gedenkkerze am 1. März, dem meteorologischen Frühlingsanfang, ein kleines Gedicht, passend zum Nelkensamstag.
Wilhelm war als Frohnatur (natürlich) "jeck",
wie auch ich. Ich erinnere mich an schöne Faschingsumzüge gemeinsam mit meinem Großvater, auch dass wir einst zusammen
Mainz bleibt Mainz (...) schauten und Opa
immer für gute Stimmung sorgte...
Fasching, Karneval feiern, in dieser Zeit? Gönnen Sie den anderen die kurze Etappe des Frohsinns -
am Aschermittwoch können wir ja alle wieder zusammen Trübsal blasen, für den Rest des Jahres...
Narrenzeit
von Theodor Storm
O wär im Februar doch auch,
Wies andrer Orten ist der Brauch,
Bei uns die Narrheit zünftig!
Denn wer, so lang das Jahr sich mißt,
Nicht einmal herzlich närrisch ist,
Wie wäre der zu andrer Frist
Wohl jemals ganz vernünftig.
Hans Theodor Woldsen Storm, *14. September 1817 in Husum, damaliges Herzogtum Schleswig, +4. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen, heute Kreis Rendsburg-Eckenförde, Schleswig-Holstein.
Zur heutigen Gedenkkerze am Wahlsonntag ein bekannter Ausspruch von Rudolf von Jhering.
Mein Großvater war ein bekennender Sozialdemokrat, etwas anderes zu wählen
währe ihm nie in den Sinn gekommen.
Wählen Sie jede beliebige Partei, nur lassen Sie Ihren Finger nicht nach rechts rutschen, tun wir dies, haben wir nichts begriffen. Meine Meinung. Und es wäre auch die von Wilhelm.
"Ein ideales Wahlverfahren müßte die Stimmen nicht nur zählen, sondern auch wägen"
von
Rudolf von Jhering,
*22. August 1818 in Aurich, Ostfriesland +,17. September 1892 in Göttingen, ebenf. heutiges Niedersachsen.
J. war ein bekannter dt. Rechtswissenschaftler.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Februargedicht
von Erich Kästner.
Nun, es schneit heute nicht (mehr) wie in den folgenden Versen beschrieben wird, allerdings
gab es gestern wie heute hier in unseren Breitengraden sporadisch leichten Schneegriesel.
Meinem Großvater hätte dieses (einerseits gesehen) heitere Gedicht von Erich Kästner sicherlich gefallen, war er doch einer der humorvollsten Menschen, die ich jemals kennen gelernt habe - und mit seiner stets guten Laune und witzigen Anekdoten lockerte Wilhelm so manche nicht in Gang kommen wollende Feier
auf - und steckte letztendlich fast jeden an.
Februar
von Erich Kästner
Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.
In Brokat und seidnen Resten,
eine Maske vorm Gesicht,
kommt sie dann zu unsren Festen.
Wir erkennen sie nur nicht.
Bei Trompeten und Gitarren
drehn wir uns im Labyrinth
und sind aufgeputzte Narren
um zu scheinen, was wir sind.
Unsre Orden sind Attrappe.
Bunter Schnee ist aus Papier.
Unsre Nasen sind aus Pappe.
Und aus welchem Stoff sind wir?
Bleich, als sähe er Gespenster,
mustert uns Prinz Karneval.
Aschermittwoch starrt durchs Fenster.
Und die Zeit verläßt den Saal.
Pünktlich legt sie in die Truhe
das Vorüber und Vorbei.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
Sorgenkleid und Einerlei.
Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.
Erich Kästner, *23. Februar 1899 in Dresden,
+29. Juli 1974 in München.
Kästner war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter. Er zählt zu den Autoren von Weltgeltung.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Februarbeginn, auch passend zu meinem doch sehr humorvollen Großvater...
Die Verse passen zwar nicht ganz zu dem heute strahlend blauen Himmel am Lichtmesstag, aber ich glaube durchaus, dass es wie im letzten Jahr noch im Februar oder auch im März in hiesigen Breitengraden schneien kann...die Mitte des astronomischen Winters ist noch nicht einmal erreicht...
Februar
von Friedrich Wilhelm Wagner
Es wird allmählich Frühling werden.
Zwar merkt man wenig noch davon
Und duldet vielerlei Beschwerden,
Indes – man denkt: es macht sich schon.
Und watet man in Schnee und Kot
Auch knöcheltief – die Hoffnung blüht
In jedem menschlichen Gemüt,
Stets rosenrot, stets rosenrot.
Friedrich Wilhelm Wagner, *16.08.1892 in Hennweiler/Hunsrück, +22.06.1931 in Schönberg/Schwarzwald
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Robert Reinick.
Der Januar zeigt sich seit vielen Tagen von seiner kalten Seite, Rauhreif bedeckt das Land, welche die Bäume wie in weißer Blütenpracht erscheinen lassen, wie ich es selten gesehen habe.
Wilhelm unternahm auch bei kaltem, schneereichem Wetter gerne ausgedehnte Spaziergänge durch das Feld und den Wald.
Ich erinnere mich, wie mein noch sehr starker
und rüstiger Endsiebzieger-Großvater mich als Kind mit dem Schlitten durch die eisige Landschaft zog, besonders an einen -17° Nachmittag, der kälteste Tag, den ich je in hiesigen Breitengraden erlebte.
Es machte weder ihm noch mir so wirklich viel aus, die dicken Mützen halfen durchaus, dass die Ohren nicht anfroren, die dicken, gefütterten Stiefel und Schafswollsocken dass unsere Zehen nicht steif wurden. Eisbären halt...
Januar
von Robert Reinick
Wohin man schaut, nur Schnee und Eis,
Der Himmel grau, die Erde weiß;
Hei, wie der Wind so lustig pfeift,
Hei, wie er in die Backen kneift!
Doch meint er’s mit den Leuten gut,
Erfrischt und stärkt, macht frohen Mut.
Ihr Stubenhocker, schämet euch.
Kommt nur heraus, tut es uns gleich.
Bei Wind und Schnee auf glatter Bahn,
Da hebt erst recht der Jubel an!
Robert Reinick, *22.Feb. 1805 in Danzig,
+07. Feb. 1852 in Dresden.
Reinick war ein dt. Maler und Dichter.
Zur Gedenkkerze an Dreikönig ein Gedicht von Emil Besser.
In einigen christlichen Ländern Europas wie Italien findet heute erst die "weihnachtliche Bescherung" statt, mehrere christlich-orthodox geprägte Staaten feiern heute (erst) Christi Geburt.
Für Wilhelm. Für Axel.
Januar
von Emil Besser
Das weite todesmüde Schweigen;
Die kalte Klarheit in der Luft;
Die Bäume mit den kahlen Zweigen;
Auf frischem Schnee ein blauer Duft;
– Und drunter all das junge Leben,
Um dessen still verborgnes Sein
Schon ahnungsvolle Träume schweben
Von einer Welt im Sonnenschein.
Karl Rudolf Emil Besser, Pseudonyme Emil von
der Höhenwarte und Karl Rudolph, *1863 in Trier,
+29. Juni 1916 gefallen bei Avocourt, FR.
Besser war ein dt. Schriftsteller, Dichter, Beamter und Steuersekretär.
Zur Gedenkkerze am Neujahrsabend ein heiteres Gedicht von Joachim Ringelnatz.
Wilhelm war immer der erste, welcher am Neujahrsmorgen früh - und schon wieder fit aufstand. Mein Großvater war sehr gesellig
und witzig, gar kommödiantisch, er brauchte keinen Alkohol um fröhlich zu sein. Und so
trank er nur an besonderen Tagen wie Silvester und anderen Feiern mal zwei Bier, aber nicht
viel, er bevorzugte an Festtagen lieber "ein paar Schnäpschen", ohne jemals - zumindest in der
Zeit wo ich ihn kannte - richtig über den Durst
zu trinken.
Daher war er auch an Tagen wie heute als erster unterwegs, zum Neujahrs-Spaziergang in der Früh. "Ich war der einzige heute morgen in der Siedlung - fast überall waren noch die Rolläden herunter - es war so schön ruhig und friedlich", so erinnere mich an die Worte meines Großvaters...
Ich halte es übrigens sehr ähnlich, ich finde
es auch sehr schön, am Neujahrsmorgen eine Runde durch die leeren Straßen zu gehen...
auch wenn ich heute erst um 4:15 Uhr früh
zu Bett ging...
Den Leserinnen und Lesern von Wilhelms Gedenkseite wünsche ich ein gutes, gesundes neues Jahr 2025!
Der Glückwunsch
von Joachim Ringelnatz
Ein Glückwunsch ging ins neue Jahr,
Ins Heute aus dem Gestern.
Man hörte ihn sylvestern.
Er war sich aber selbst nicht klar,
Wie eigentlich sein Hergang war
Und ob ihn die Vergangenheit
Bewegte oder neue Zeit.
Doch brachte er sich dar, und zwar
Undeutlich und verlegen.
Weil man ihn nicht so ganz verstand,
So drückte man sich froh die Hand
Und nahm ihn gern entgegen.
Joachim Ringelnatz, eigentl. Hans Gustav Bötticher, war ein dt. Schriftsteller, Kabarettist
und Maler, der besonders zur Zeit der Weimarer Republik durch seine "komischen Auftritte" Berühmtheit erlangte. *07. Aug. 1883 in Wurzen, heute Große Kreisstadt im Landkreis Leipzig, "Ringelnatzstadt Wurzen", +17. Nov. 1934 in
Berlin.
Zur Gedenkkerze am letzten Tag des Jahres ein Gedicht von Goethe.
Was erwarten Sie vom nächsten Jahr?
Sind Sie voller Zuversicht, das vieles besser wird?
Oder gehören Sie zu den grundsätzlich doch eher pessimistischen Menschen?
Mein Opa Willi war vor einem Jahreswechsel
stets optimistisch, stieß stündlich vor Mitternacht schon mit einem Schnäpschen aufs kommende Jahr an - man konnte es ja nicht früh genug begießen...und reflektierte das nun (fast) vergangene Jahr.
Optimistisch nach vorn schauen - können wir das auch in der "heutigen Zeit?"
Ich war eigentlich stets "Berufsoptimist", wenn andere meinen, es wird alles noch entsetzlicher, halte ich es in der Regel wie der Kölner "Et hätt noch immer jot jejange"
...ich gebe aber zu, dass der Satz mir in diesen Tagen nicht mehr so leicht über die Lippen geht wie früher...
Goethe schreibt uns in den folgenden Versen...
(...) "mit Vertrauen Vorwärts zu schauen" (...)
Ich wünsche den Leserinnen und Lesern von Wilhelms Gedenkseite jedenfalls ein friedvolles und gesundes neues Jahr 2025!
Zum neuen Jahr
von Johann Wolfgang von Goethe
Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.
Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammlen uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.
Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!
Dankt es dem regen,
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut,
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!
Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu;
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet, das Neue
Findet uns neu.
So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar;
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr.
Johann Wolfgang Goethe, ab 1782 von Goethe,
* 28. August 1749 in Frankfurt/M., +22. März 1832 in Weimar.
Goethe war ein deutscher Dichter, Politiker und Naturforscher. Er gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.
Zur heutigen Gedenkkerze am Heiligen Abend ein Weihnachtsgedicht von Joachim Ringelnatz.
Diese Kerze widme ich nicht nur Wilhelm, sondern auch den Opfern des furchtbaren Anschlags von Magdeburg.
Ich werde am heutigen Abend, während ich mit meinen Lieben das Christfest begehe, sicherlich auch wieder an die Weihnachten der Kindheit mit meinen Eltern und Großeltern denken, wie inbrünstig mein Opa Willi "Oh Du Fröhliche" schmettete, wie sehr sich Oma Theresia über ihre Geschenke freute, das Strahlen, ihr Leuchten in den Augen - wie sicherlich auch bei mir, als Kind.
Diese Erinnerungen werden wieder besonders präsent, während des Singens am Christbaum,
bei der Bescherung...
...gut, diese wundervollen Momente in der ewigen Erinnerung immer wieder aufs Neue abrufen zu können!
Ich wünsche den Leserinnen und Lesern
von Wilhelms Gedenkseite eine besinnliche Christnacht und Weihnachtstage. Ich vermeide bewusst das Wort "Frohe."
Haben Sie noch ein frohes Fest?
Corona-Weihnacht im Lockdown, Ukraine-Krieg, Nahost, Wirtschaftskrise, Anschlag?
Ich kenne viele, die genau so empfinden, aber auch diese, die es bewusst ignorieren, es nicht (mehr) an sich ran lassen und feiern, als ob es keinen Morgen mehr gibt.
Nun, es sei jedem selbst überlassen. Ich erwähne es heute, am 24.12. ganz bewusst - wir befinden uns schließlich auch auf den Gedenkseiten und nicht bei TikTok.
In Gedanken werde ich, werden wir in diesen Tagen auch bei den Opfern von Magdeburg und ihren Familien sein. Auch an Weihnachten werden in der Ukraine und in Nahost vermutlich Soldaten und Zivilisten ihr Leben lassen.
Wir werden aus Respekt alles ein wenig zurückhaltender gestalten.
Sollten Sie (auch) an diesen Tagen einen lieben Menschen besonders vermissen, vielleicht sogar durch einen Sterbefall in diesem Jahr, wünsche
ich Ihnen viel Kraft!
Ist ein lieber Mensch in ihrem Umfeld erkrankt, oder gar Sie selbst, wünsche ich Ihnen oder der entsprechenden Person Zuversicht und Hoffnung!
Dieses Gedicht soll auch ein wenig Hoffnung verbreiten, mit einem kleinen Lächeln, trotz Tränen der Trauer auf den Wangen.
Weihnachten
von Joachim Ringelnatz
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit.
Und ein schlichtes Glück streut auf die
Schwelle schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
und das alte Lied von Gott und Christ
bebt durch Seelen und verkündet leise,
dass die kleinste Welt die größte ist.
Joachim Ringelnatz, *7. August 1883 in Wurzen als Hans Gustav Bötticher, +17. November 1934
in Berlin.
Bötticher war ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur
"Kuttel Daddeldu" bekannt ist.
Zur Gedenkkerze heute kein Adventsgedicht - meine Lieben und ich sind in Gedanken bei den Opfern von Magdeburg und ihren Familien.
Es gibt ein Leid, das fremden Trost nicht duldet
und einen Schmerz, den sanft nur heilt die Zeit.
Die Zeit heilt nicht alle Wunden,
sie lehrt uns nur mit dem Unbegreiflichen zu leben.
(beides aus dem Forum november.de, Verfasser nicht genannt)
Zur heutigen Gedenkkerze am 14. Dezember ein Adventsgedicht von Matthias Claudius.
Der dritte Advent steht schon vor der Tür - noch
10 Tage bis zur Christnacht...
Haben Sie schon viele Vorbereitungen für das
Fest getroffen? Ihre Geschenke gekauft? Sind
Sie mitten im "Weihnachtsstress" oder bleiben
Sie ganz entspannt...kann Ihnen der Trubel um
Sie herum gar nichts anhaben?
Einen vorweihnachtlichen Stress hatte mein Opa Willi sicher nicht. Er ließ Gott einen guten Mann sein...seine Gattin, meine Oma Theresia übernahm die ganze Planung, das Geschenke kaufen und verpacken, das Backen und sonstiges rundherum.
Wilhelm hatte derweil die "Bespaßung" seiner Enkel und später auch Urenkel zur Hauptaufgabe, welches er bravourös meisterte. Mein Opa trug uns Adventsgedichte und Geschichten vor, erzählte heitere Dinge aus seinem Leben, spielte mit uns "Mensch! ärgere dich nicht", später auch Monopoly - Stress war ein Fremdwort für meinen Großvater - er machte sich keinen, ließ sich nicht davon anstecken...
Na, ob Sie, wir uns in dieser Zeit ein Stück davon annehmen können?
Lassen wir uns nicht stressen...
Lied im Advent
von Matthias Claudius
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
Matthias Claudius (Pseudonym Asmus), *15. August 1740 in Reinfeld, Holstein, +21. Januar 2815 in Hamburg.
Claudius war ein dt. Dichter, Lyriker und Journalist.
Zur heutigen Gedenkkerze am 2. Advent ein Gedicht von Rainer Maria Rilke.
Wilhelm mochte auch die schöne Adventszeit,
er ließ sich aber nicht von all dem Trubel, gar "Weihnachtsstress" anstecken. Vielleicht einen einzigen, recht kurzen Weihnachtsmarktbesuch - sonst hielt mein Großvater sich im Prinzip allen vorweihnachtlichen Aktivitäten fern.
Das Geschenke kaufen und packen, Plätzchen backen und weiteres überließ er meiner Oma Theresia.
Aber: Wilhelm trug immer an Adventssonntagen schöne Gedichte vor, die Adventskerzen brannten und wir knabberten andächtig zuhörend Omas leckere Plätzchen...
Es treibt der Wind im Winterwalde (Advent)
von Rainer Maria Rilke
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin - bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke, * 04. Dezember 1875 in Prag, +29. Dezember 1926 in Valmont bei Montreux, Schweiz.
Zur heutigen Gedenkkerze am 1. Advent ein Gedicht von Friedrich Wilhelm Kritzinger.
Machen Sie es sich heute schön gemütlich und zünden die erste Kerze an? Steht Ihnen vielleicht vor Trauer um einen geliebten Menschen gar
nicht der Sinn nach dieser heimelichen Zeit?
Ich erinnere mich gern an meinen Opa Willi
zurück, der mir als Kind, uns allen im Scheine
der Kerzen schöne Adventsgedichte vortrug -
unvergessliche Momente, die man gerne noch einmal zurückholen möchte...
Es ist Advent
von Friedrich Wilhelm Kritzinger
Die Blumen sind verblüht im Tal, die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl, es
brausen kalte Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt: Es ist Advent!
Es zieht ein Hoffen durch die Welt, ein starkes, frohes Hoffen;
Das schließet auf der Armen Zelt und macht Paläste offen;
Das kleinste Kind die Ursach kennt: Es ist Advent!
Advent, Advent, du Lerchensang von Weihnachts Frühlingstunde!
Advent, Advent, du Glockenklang vom neuen Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesendt! Es ist Advent!
Friedrich Wilhelm Kritzinger, *24. Januar 1816
in Lehnin, Provinz Brandenburg, damaliges KR Preußen, +12. Juli 1890 in Naumburg (Saale), Provinz Sachsen, KR Preußen.
Kritzinger war evangelischer Theologe und Pädagoge. Er ging als Autor des Weihnachts- liedes "Süßer die Glocken nie klingen" in die Literaturgeschichte ein!
Zur heutigen Gedenkkerze ein Novembergedicht von Clara Müller-Jahnke.
Die letzten Tage waren ein wenig stürmisch und regnerisch, aber selbst das hätte Wilhelm nicht umgehauen. Nun, er mochte sicherlich am liebsten die leichte Wärme, keine Hitze, so dass
er schön gemütlich in einem Gartenstuhl unter seinem alten Apfel- oder Birnbaum verweilen konnte...aber ein Schimpfen über das Wetter vernahm ich nie. Dann war es halt windig, regnerisch und kalt...
In Kürze ist Advent, verschönern wir uns
vielleicht jetzt schon das Heim mit bunten Lichtern, duftenden Kerzen, einem Lichterkranz... lassen wir ein wenig Heimelichkeit einziehen
und voradventlichen Zauber zu...
Novemberabend
von Bruno Wille
Novemberabend kühlt und feuchtet.
Die Ferne stirbt in Dämmerduft.
Mit mattem Blinzeln nur durchleuchtet
Ein Stern die nebeltrübe Luft.
Gedämpfte Glockenlaute beben
Weich summend über Stoppelfeld.
Aus Wiesenniederungen heben
Sich dunkle Massen in die Welt.
Ein alter Pflüger mit dem Pferde
Zieht müde heim; die Pfeife glimmt.
Vom Schäferhund umtummelt, schwimmt
Mit Blöken dorfwärts eine Herde.
Mit qualmigdunkler Röte säumt
Der Himmel sich. Grossleuchtend taucht
Der Mond empor. Die Landschaft träumt
Von Ruhesehnsucht überhaucht.
Bruno Wille, *1860 in Magdeburg, +1928 in Äschach bei Lindau.
Der dt. Schriftsteller war seit 1892 Herausgeber der Zeitschrift "Der Freidenker". 1890 gründete er die Freie Volksbühne Berlin und 1901 war er Mitgründer der Freien Hochschule. Außerdem war Wille Theologe, Prediger, Journalist, Philosoph, Mathematiker sowie Naturwissenschaftler.
Zum heutigen Totensonntag oder Ewigkeits- sonntag ein paar Gedanken, Zitate von großen Meistern.
Auch mit katholischem Hintergrund, heutiges Christkönigsfest, war für meine Familie dieser Tag eindeutig dem Totengedenken mit Friedhofsgang gewidmet, nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen.
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant
Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten. Und die Brücke zwischen ihnen ist die
Liebe – das einzig Bleibende, der einzige Sinn.
Thornton Wilder
Zur Gedenkkerze ein nettes, kleines Gedicht von Heinrich Hoffmann, Autor des "Struwwelpeter."
Nach einigen sehr ruhigen, trockenen aber
trüben Novembertagen ereilt uns morgen wechselhafteres Wetter, wenn auch nicht zu vergleichen mit den großen Regenmengen
und stürmischen Tagen im letzten November.
Wilhelm trotzte jedem Wetter, es schien ihm
schier nichts anhaben zu können. Über den
Regen oder Sturm mäkeln oder murren? Nein - Wilhelm ging spazieren. "Wofür gibt es denn
wohl Schirme, Regenjacken, Handwärmer
und festes Schuhwerk?" - so höre ich meinen Großvater noch reden...
November
von Heinrich Hoffmann
Trüber Himmel, raue Tage
Kommen sicher jedes Jahr;
Schwere Sorgen, harte Plage,
Jedes Leben bringt sie dar.
Doch bedenkt, die heitern Stunden
Hätten nie euch so beglückt,
Hättet ihr nicht überwunden,
Was in trüben euch bedrückt.
Heinrich Hoffmann, auch "Peter Struwwel" od. "Reimerich Kinderlieb", war ein dt. Lyriker, Kinderbuchautor und Psychiater. Wie man es
an seinem Pseudonym schon beinahe errät,
war Hoffmann Verfasser des "Struwwelpeter."
(1844, als Weihnachtsgeschenk für seinen
Sohn, Neufassung mit Bebilderung 1858)
Hoffmann wurde am 13. Juni 1809 in Frankfurt am Main geboren, starb am 20. September 1894 ebenda.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Adolf Schults, "Sonntag" - welches mich doch ein wenig zum Schmunzeln bringt...
Um direkt Bezug zum Gedicht zu nehmen - Wilhelm war zwar nicht ungläubig, aber er war auch nicht der "Kirchgänger vor dem Herrn"
Meinen Großvater lockte es dann doch mehr
in Wald und Feld zum Spaziergang am Sonntagvormittag, als zur Predigt in die hiesige Josefskirche....
"Geht ihr mal! Der Poppek (Name eines Pfarrers) läutet schon! Und betet für mich und meine Sünden" - einen unschlagbaren Humor hatte
mein Opa ja...
Sonntag
von Adolf Schults
Sonntag, Sonntag! Horch, der Glocken
lieblich lockender Ton erschallt!
Wie sie dich zur Kirche locken,
locken sie mich zum grünen Wald,
wie verschieden die Wege scheinen,
einem Ziel doch streben sie zu;
denn den Ewigen, Einzig-Einen
suchen wir beide, ich und du.
Gar verschiedene Wege sind es,
doch sie führen zu einem Ziel:
Mir erscheint es im Säuseln des Windes,
dir im wogenden Orgelspiel.
Adolf Schults, dt. Dichter, *05. Juni 1820 in Elberfeld (seit 1930 Teil der damals neugegründeten Stadt Wuppertal),
+02. April 1858 ebenda.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Hugo von Hofmannsthal über den Wörthersee, was man ohne Hintergrundwissen zu Hoffmannsthals "Reiselied" vermutlich nicht auf den ersten Blick erkennen mag...
Wilhelm verreise nicht viel - ehrlich gesagt erinnere ich mich nur an einen einzigen Reisebericht. Mein Großvater wollte im Prinzip nie fort von seinem Haus, seinem Garten, seinem gemütlichen Platz unter dem alten Kirsch- und auch Apfelbaum.
"Ich war einmal am Wörthersee" oder: "Mensch, was war es schön am Wörthersee! " - ich kann
gar nicht sagen, wie oft mir mein Opa von seiner
(vermeintlich einzigen) größeren Reise nach Kärnten erzählte - es muß ihn schwer beeindruckt haben...
Diese eine Urlaub reichte ihm offenbar für das ganze Leben. Ihm fiel immer etwas anderes ein, was er denn alles dort unten in Österreich in jenen zwei Wochen seines Lebens sah und erlebte. Er war kein junger Mann mehr, schon im Rentenalter, und wurde von seiner jüngeren Tochter, meiner Tante, in diesen Urlaub mitgenommen.
Wie schön bodenständig dieser Mann doch war! Einmal zum Wörthersee und zurück - und Wilhelm hatte ein Leben lang etwas zu erzählen...
Bei Interesse lesen Sie doch einmal im Netz die Legende der Entstehung des Wörthersees - vielleicht kann man dann die folgenden, etwas "irritierenden Verse" des österreichischen Dichters, welche sich direkt auf den Wörthersee beziehen, auch besser einordnen...
Reiselied
von Hugo von Hoffmansthal
Wasser stürzt, uns zu verschlingen,
Rollt der Fels, uns zu erschlagen,
Kommen schon auf starken Schwingen
Vögel her, uns fortzutragen.
Aber unten liegt ein Land,
Früchte spiegelnd ohne Ende
In den alterslosen Seen.
Marmorstirn und Brunnenrand
Steigt aus blumigem Gelände,
Und die leichten Winde wehn...
Hugo Laurenz August Hofmann Edler von Hofmannsthal, *01. Feb. 1874 in Wien, +15. Juli 1929 in Rodaun, seit 1938 zu Wien. Hofmannsthal war österr. Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker und Mitbegründer der Salzburger Festspiele.
Zur Gedenkkerze am heutigen Hochfest Allerheiligen und zum morgigen Gedenktag Allerseelen ein Gedicht von Franz Reinhold Fuchs.
Ich gedenke mit dieser Kerze nicht nur Wilhelm, sondern auch den Vorfahren meines Großvaters, seinen Eltern Johann und Maria Elisabeth, seinen Großeltern Josef und Maria wie Jakob und Sophia sowie weiteren Ahnen, dessen Namen vermutlich niemand mehr kennt, zudem seinem Bruder Theodor und seiner Schwester Maria.
Die folgenden Verse sind vielleicht nicht gerade erbauend, aber vielleicht passend zu der beginnenden Reihe an Gedenktagen im November, am End ein Lichtschimmer zwischen Trauer und Sehnsucht, zwischen Abschied und erhoffter Wiederkehr.
Für Wilhelm. Für Axel.
Allerseelen
von Franz Heinrich Fuchs
Welch traumhaft stilles Schreiten
Den fahlen Hain entlang!
Rings müder Blätter Gleiten,
Und über Stoppelbreiten
Verlorner Glockenklang.
Was je dein Herz besessen
An Hoffnung, Glück und Leid,
Was unter Gruftzypressen
Geschlummert, halbvergessen,
Gibt klagend dir Geleit.
Gestalten, längst entschwunden,
Brechen des Grabes Bann:
Neu bluten alte Wunden,
Und tote Wonnestunden
Lächeln dich schmerzlich an.
Herz, heiß die Sehnsucht schweigen,
Die um Vergangnes wirbt! –
Die ew’gen Sterne steigen,
Die Heimat dir zu zeigen,
Wo jede Klage stirbt!
Franz Reinhold Fuchs, dt. Pädagoge und Dichter,
* 08. Juni 1858 in Leipzig, +12. Mai 1938 in Dresden.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Herbstgedicht von Gottfried Keller, mit Anmerkungen zu den Versen.
Nach einem wundervollen, sonnendurchfluteten Samstag mit Temperaturen bis 20°C in hiesigen Breitengraden war es am Sonntag überwiegend trübe, es gab ein wenig Morgenregen, zögerlich lichteten sich die Wolken. Ähnlich dem heutigen Tag, die Sonne scheint etwas milchig durch die Wolken, über 16° C. an einem 28. Oktober werden sich wahrscheinlich nur wenige beklagen...
Wilhelm würde den heutigen Tag sicherlich nutzen um Blätter zu fegen, durch die vielen Obstbäume in seinem Garten fiel zu dieser Zeit eine Menge Laub an, inklusive Fallobst. Zwischendurch würde er bei diesen noch milden Temperaturen immer wieder ein kleines Päuschen auf seinem Gartenstuhl, unter dem fallenden Laub des Apfelbaums machen...
Stiller Augenblick
von Gottfried Keller
Fliehendes Jahr, in duftigen Schleiern
Streifend an abendrötlichen Weihern,
Wallest du deine Bahn;
Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,
Wo an herbstlichen Uferhöhen
Zieht entlang ein stummer Schwan.
Still und einsam schwingt er die Flügel,
Tauchet in den Wasserspiegel,
Hebt den Hals empor und lauscht;
Taucht zum andern Male nieder,
Richtet sich auf und lauschet wieder,
Wie’s im flüsternden Schilfe rauscht.
Und in seinem Tun und Lassen
Will’s mich wie ein Traum erfassen,
Als ob’s meine Seele wär’,
Die verwundert über das Leben,
Über das Hin- und Widerschweben,
Lugt’ und lauschte hin und her.
Atme nur in vollen Zügen
Dieses friedliche Genügen
Einsam auf der stillen Flur!
Und hast du dich klar empfunden,
Mögen enden deine Stunden,
Wie zerfließt die Schwanenspur!
Kurze Anmerkung:
Wie ich finde ein sehr interessantes, etwas anderes Herbstgedicht, die Ruhe am Waldsee
wird prinzipiell als genießerischer Augenblick dargestellt "Atme nur in vollen Zügen - Dieses friedliche Vergnügen", kein Wort von Sturm oder Regen.
Besonders zum Reimschema:
Die Strophen sind im Schweifreimschema (aabac) aufgebaut und enden mit Hebungen, Paarreime mit Senkungen. Zu Versbeginn findet ein Wechsel Dieser statt (Versfuß Trochäus, Daktylus in immer wieder vorkommenden Senkungen).
Gottfried Keller, *19. Juli 1819 in Zürich, +15. Juli 1890 ebenda.
Keller war Schriftsteller (z.B. "Der grüne Heinrich") Dichter, nebenbei Maler und im politischen Amt (Erster Staatsschreiber Kanton Zürich)
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Herbstgedicht von Friedrich Hebbel.
Nach kühlen und windigen Oktobertagen soll es morgen in hiesigen Breitengraden bis zu 20° C. warm werden. In anderen Regionen Deutschlands könnte es bei Fön noch um einiges wärmer werden...
...wie wird heuer der Winter???
Wilhelm säße bei solch kommenden, warmen Oktobertagen sicherlich unter seinem alten Apfelbaum oder dem Birnbaum, bis
die Sonne sich neigen würde...
"Dies ist ein Herbsttag wie ich keinen sah", so beginnt das Gedicht von Friedrich Hebbel, wir können diesem in den folgenden Tagen wahrscheinlich durchweg zustimmen...
Für Wilhelm. Für Axel.
Herbstbild
von Friedrich Hebbel
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält;
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel, früheres Pseudonym Dr. J. F. Franz, *18. März 1813 in Wesselburen/ Dithmarschen, heutiges Schleswig-Holstein,
+13. Dezember 1863 in Wien.
Hebbel war deutscher Dramatiker, Lyriker und Erzähler "Maria Magdalena", sehenswert das Hebbel-Museum in Wesselburen
mit 550 Exponaten.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Erich Kästner. Der Oktober zeigt sich heute von seiner schönen Seite, auch der morgige Sonntag wird für hiesige Breitengrade als sehr freundlich prognostiziert.
Nun, "frösteln", wie in den Versen von Kästner beschrieben, tut es zwar noch nicht - aber lang wird es damit nicht mehr auf sich warten lassen.
Wilhelm hätte sich an solch einem strahlenden Oktobertag noch einmal, vielleicht nur mit einer Weste oder Pullover bekleidet, unter seinen alten
Apfel- oder Birnbaum gesetzt, den ersten umherfliegenden Blättern hinterher gesehen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen...
Der Oktober
von Erich Kästner
Für Wilhelm. Für Axel.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.
Geh nur weiter, bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als seis zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen,
hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?
Geh nicht wie mit fremden Füßen
und als hättst du dich verirrt.
Willst du nicht die Rosen grüßen?
Lass den Herbst nicht dafür büßen,
dass es Winter werden wird.
Auf den Wegen, in den Wiesen
leuchten, wie auf grünen Fliesen,
Bäume bunt und blumenschön.
Sinds Buketts für sanfte Riesen?
Geh nur weiter, bleib nicht stehn.
Blätter tanzen sterbensheiter
ihre letzten Menuetts.
Folge folgsam dem Begleiter.
Bleib nicht stehen. Geh nur weiter,
denn das Jahr ist dein Gesetz.
Nebel zaubern in der Lichtung
eine Welt des Ungefährs.
Raum wird Traum. Und Rausch wird Dichtung.
Folg der Zeit. Sie weiß die Richtung.
„Stirb und werde!“ nannte ers.
Emil Erich Kästner, *23. Februar 1899 in Dresden, +29. Juli 1974 in München.
Kästner war ein dt. Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter - "Das doppelte Lottchen" oder "Emil und die Detektive" werden fast jedem etwas sagen. Er zählt zu den Autoren von Weltgeltung. 1959 bekam Kästner das Große Bundesverdienstkreuz.
Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Georg Heym, passend zum heutigen meteorologischen Herbstanfang um 14:43 h MESZ.
Nun, in hiesigen Breitengraden beschert uns
das Herbstäquinoktium noch einmal einen warmen Tag bis zu 25° C, bevor der Sommer
am Nachmittag fast symbolisch in wolkiges, morgen auch in regnerisches Wetter in den
Herbst übergeht...
Wilhelm mochte den Herbst, er war retativ Wetter- und Jahreszeiten unabhängig, ein Murren über das zu stürmische oder regnerische Wetter gab es bei ihm nicht. Staunend und neugierig beobachte mein Opa Willi die Wetterentwicklung im Herbst, machte ausgedehnte Spaziergänge durch das umhertreibende Laub.
"Endlich kann man wieder richtig durchatmen" hörte ich öfter von meinem Großvater bei gemeinsamen Spaziergängen.in meiner Kindheit. Ich stimme dem voll zu...
Für Wilhelm. Für Axel.
Der Herbst
von Georg Heym
Viele Drachen stehen in dem Winde,
Tanzend in der weiten Lüfte Reich.
Kinder stehn im Feld in dünnen Kleidern,
Sommersprossig und mit Stirnen bleich.
In dem Meer der goldnen Stoppeln segeln
Kleine Schiffe, weiß und leicht erbaut;
Und in Träumen seiner leichten Weite
Sinkt der Himmel wolkenüberblaut.
Weit gerückt in unbewegter Ruhe
Steht der Wald wie eine rote Stadt.
Und des Herbstes goldne Flaggen hängen
Von den höchsten Türmen schwer und matt.
Georg Friedrich Franz Artur Heym, *30. Oktober 1887 in Hirschberg, Schlesien (heute Jelenia
Góra, poln. Woiwodschaft Niederschlesien),
+16. Januar 1912 in Gatow, Osthavelland, seit 1920 eingemeindet in den Berliner Stadtbezirk Spandau.
Heym gilt als einer der wichtigsten Lyriker des früheren literarischen Expressionismus.
Zur Gedenkkerze ein kleines Gedicht, passend
zur Jahreszeit von Christian Morgenstern.
Nach dem letzten warmen und sonnigen Wochenende bekamen wir einen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Herbst - deutliche Abkühlung, viele Wolken, ab und zu Schauer und morgendliche Temperaturen von 8° C.
Wilhelm wäre es recht Einerlei, er genoss den Sommer auf seine Weise, aber er hatte auch keinerlei Einwände gegen einen frühen Herbst.
Ich freue mich drauf, für viele unverständlich,
auf die kühlere, durchwachsenere Jahreszeit.
Mein Opa verbrachte die Sommer im Schatten seines Kirsch- und Apfelbaums und sagte immer gerne: "Man muss durch den Sommer durch" -
so halte ich es auch...
Den Sonnenanbetern unter Ihnen sei mit Gewissheit gesagt: Ihre Zeit kommt wieder...
Sie müssen jetzt "durch den Herbst und Winter durch..." - gönnen Sie der Natur ihre Auszeit.
Und denen, die wirklich Probleme mit dem Sommer haben, sei es kreislaufmäßig, sei es maltretiert durch schwere Sonnenallergie...
...heute geht es mir gut.
Für Wilhelm. Für Axel.
Septembertag
von Christian Morgenstern
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,
die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;
wenn das kristallene Gewand der Wahrheit
sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.
Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit.
Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern,
*06. Mai 1871 in München, +31. März 1914 in
Untermais, Tirol.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Robert Reinick.
Wie oft saß Wilhelm im Schatten seines alten Apfelbaumes und
ließ den lieben Gott einen guten Mann sein lassen? Dabei stets
die kleine Straße beobachtend, ein Gruß, ein Winken, feststellend, das er heute Herrn Kaminski noch gar nicht gesehen habe...
Beim heutigen Regenwetter wäre ein solch schönes Verweilen unter dem Baume nicht möglich, aber für morgen sind in unserem Sektor wieder Sonnenschein bei bis zu 28° angesagt - dann säße mein Großvater sicherlich wieder auf seinem Beobachtungsposten
unter dem wunderschönen, alten Apfelbaume...
September – Der Apfelbaum
von Robert Reinick
Der Apfelbaum, das ist ein Mann!
Kein andrer gibt so gern wie der.
Im Winter, wenn man schüttelt dran.
Da gibt er Schnee die Fülle her.
Im Frühling wirft er Blüten nieder,
Im Sommer herbergt er die Finken;
Jetzt streckt er seine Zweige nieder,
Die voller Frucht zur Erde sinken.
Drum kommt! und schüttelt was ihr könnt,
Ich weiß gewiss, dass er’s euch gönnt.
Robert Reinick, *22. Februar 1805 in Danzig, +7. Februar 1852
in Dresden.
Reinick war ein deutscher Maler und Dichter.
Zur Gedenkkerze für meinen Großvater möchte ich erwähnen, daß heute Wilhelms Tochter Dorothea, Schwester meiner verstorbenen Mutter, Gerda, ihren 93. Geburtstag feiert. Zuletzt besuchte ich meine Tante, welche auswärts wohnt, im Juli.
Wir sind stolz und glücklich, das Dorothea immer noch so rüstig und aktiv ist. Sie geht jeden Tag selbstständig einkaufen, ist sehr gut zu Fuß und erfreut sich stabiler Gesundheit. Meine Tante ist lebensfroh und mitteilsam, über den Tod macht sie sich keine Gedanken. "Warum sollte ich das tun"? entgegnete sie mir einmal. Sie freut sich über jeden Tag, der ihr geschenkt wird - was für
ein Vorbild!
Im Bilderalbum finden sie einige Fotos von Wilhelms Töchtern:
Bild 5 zeigt links Gerda, rechts Dorothea.
Auf Foto 8 sieht man ganz links Dorothea, in der Mitte ihre Eltern, rechts Gerda.
Bild 9 auf der Treppe: links meine Mutter Gerda, rechts meine Tante Dorothea.
Foto 10 zeigt Gerda links als Kommunionkind,
rechts daneben Dorothea.
Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Sommergedicht von Hermann Allmers.
Die Verse passen ganz gut zu meinem
Großvater Wilhelm, dem freundlichen
Lebemann, ich kann mir ihn ganz gut im
hohen Gras lümmelnd vorstellen, womöglich
noch mit einem Gänseblümchen im Mund
und still das Wolkenspiel beobachtend...
Für Wilhelm. Für Axel.
Feldeinsamkeit
von Hermann Allmers
Ich ruhe still im hohen, grünen Gras
Und sende lange meinen Blick nach oben,
Von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlass,
von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Und schöne, weiße Wolken ziehn dahin
Durchs tiefe Blau, wie schöne, stille Träume; –
Mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
Und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.
Hermann Ludwig Allmers, *11.02.1821 in Rechtenfleth*), +9. März 1902 ebenda.
Allmers war ein deutscher Dichter und Schriftsteller - er schrieb vor allem über
Kultur und Landschaft seiner Heimat.
*)Rechtenfleth ist eine Ortschaft in der Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen im niedersächs. LK Cuxhaven. Eingemeindet zu Sandstedt 1968, 2014 zu Hagen i. B.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht
von Gertrud Goes, welches meinem immer so fröhlichen Großvater Wilhelm sicherlich gefallen hätte.
Sommerabendwind
von Gertrud Goes
Leiser Sommerabendwind,
Der durch reife Gräser schleicht,
So wie die schlanke Männerhand
Über Frauenhaare streicht;
Leiser Sommerabendwind,
Der um volle Rosen geht
Und von jedem offnen Kelch
Eine Welle Duft erfleht;
Leiser Sommerabendwind,
Der mit Tönen überrascht,
Der von zartem Vogellied
Noch den letzten Laut erhascht;
Leiser Sommerabendwind,
Der die Mittagswolken kühlt,
Und das ganze Himmelszelt
Nach versunknem Glanz durchwühlt;
Leiser Sommerabendwind,
Sag mir, flogst du aus dem Tor,
Das der Sel’gen Gärten schließt,
Eben leicht beschwingt hervor?
Leiser Sommerabendwind,
Hast die Sehnsucht mir geweckt,
Dass nach deinem Heimatland
Meine Seele froh sich reckt!
Gertrud Goes, geborene Staehle, *25.11.1878 in Löwenstein, damals zum Oberamt Weinsberg/ Württemberg gehörend, heute zum Landkreis Heilbronn, +30. Dezember 1915 in Engelsbrand, damaliger Schwarzwaldkreis, heute zum Enzkreis, Baden-Württemberg. Engelsbr. ist Nachbarort von Pforzheim.
Goes war eine deutsche Dichterin und Erzählerin.
Zur Gedenkkerze der Hinweis zu den Bildern im Album, Aufnahme 7 - 13 der Album-Reihenfolge.
Im letzten Jahr bekam ich von Wilhelms Tochter Dorothea (92) einige alte Bilder an die Hand, welche ich nun digitalisiert habe.
Ich bin im Rahmen meiner Ahnenforschung sehr interessiert an weiteren Daten und ggf. Bildern des Remiorz-Zweiges. Mehr dazu später.
Bilderalbum:
Bild 7 und 8 des Albums zeigt meinen Großvater Wilhelm als noch recht jungen Mann.
Foto 9 zeigt Wilhelm mit seiner Ehefrau Theresia (auch eigene Gedenkseite, Theresia Remiorz) und ihren beiden Töchtern Gerda (meiner Mutter, eigene Gedenkseite Gerda Sophia Steinhardt) wie meiner Tante Dorothea ,"Thea".
Auf Bild 10 sehen Sie beide Töchter in jungen Jahren - Aufnahme 11 als Kinder anlässlich der Erstkommunion von Gerda.
Aufnahme Nr. 12 des Albums zeigt Wilhelms Ehefrau Theresia.
Das letzte Foto im Album zeigt Wilhelm und Theresia bei einer großen Familienfeier zwischen 1987-1990.
Zum Remiorz-Zweig gibt es zumindest von Seiten meiner Tante noch Kontakt zu einer Nichte von Wilhelm.
Wilhelm hatte zwei Geschwister, Maria und Theodor, "Theo". Er ist mir noch bestens in Erinnerung, wohnte er dich im selben Ortsteil wie mein Großvater. Er war von ähnlichem Frohsinn und Heiterkeit wie sein Bruder "Willi", immer ein Scherz auf den Lippen, ständig lächelnd.
Es wurde mir vor wenigen Tagen empfohlen, zu Theos Sohn Dieter, an welchen ich mich persönlich nicht mehr erinnern kann, Kontakt aufzunehmen zwecks Ahnenforschung und der eventuellen Möglichkeit an weitere alte Bilder zu gelangen. Zumindest verfüge ich über die Anschrift seiner ehem. Gemeinschaftspraxis an der Grenze RP/NRW.
Sollte der große Zufall es wollen und SIE zur Familie Remiorz, Nachfahren von Theodor gehören, schreiben sie dies ruhig zu einer Gedenkkerze. Ich würde mich sehr darüber freuen!
Falls Sie eine Mail-Adresse hinterlassen, kann ich diese Gedenkkerze/Text selbstverständlich umgehend nach Kenntnisnahme wieder löschen.
Es wäre in der Tat ein unglaublicher Zufall.
Diese Gedenkkerze widme ich nicht nur Wilhelm, sondern auch seinem Bruder Theodor, seiner Schwester Maria und all unseren verstorbenen Vorfahren des Remiorz-Zweiges.
Eltern von Wilhelm:
Johann Remiorz
* 03.02.1878
im April 1945
Maria Elisabeth Remiorz, geborene?
*13.06.1886 in Rybnik / Schlesien
╬ 20.07.1933 in Bottrop
____________________________________________
Großeltern von Wilhelm väterlicherseits:
Josef Remiorz
Maria Remiorz, geb. Nowak
momentan keine weiteren Daten vorhanden
____________________________________________
Großeltern von Wilhelm mütterlicherseits:
Jakob Strudulla
*01.05.1856
╬ 24.11.1917
Sophia Strudulla geb. Hruzik
*05.04.1858
╬01.05.1931
Zur Gedenkkerze ein Sommergedicht von Ada Christen.
Gestern gab es hierzulande noch ein oder Tropfen - eine kurze Hitzewelle ist allerdings schon angekündigt.
Ging ich mit meinem Großvater Wilhelm nach einem Regenguss spazieren, fragte er mich stets:
"Kind, riechst du den Wald, riechst du das Feld, die Wiese nach dem Regen?" In der Tat ist es ein schöner, gar erfrischender Geruch, da hatte mein Opa schon recht...und die Luft ist schlichtweg besser nach einem warmen Tag - Wilhelm atmete immer tief und hörbar durch - "Endlich wieder Luft schnappen können", äußerte er so bei sich...
Ich werde mich vielleicht wieder am Sonntag daran erinnern, wenn ich nach dem angekündigt
heißen Samstag, vielleicht nach einem
Regenguss, eine kleine Runde um das Feld,
dem Bauernhof, "zum Durchatmen" in Angriff nehme...
Nach dem Regen
von Ada Christen
Die Vögel zwitschern, die Mücken
Sie tanzen im Sonnenschein,
Tiefgrüne, feuchte Reben
Gucken ins Fenster herein.
Die Tauben girren und kosen
Dort auf dem niederen Dach,
Im Garten jagen spielend
Die Buben den Mädeln nach.
Es knistert in den Büschen,
Es zieht durch die helle Luft
Das Klingen fallender Tropfen,
Der Sommerregenduft.
Ada Christen (Pseudonym), eigentl. Christina von Breden, *06. März 1839 in Wien, +19. Mai 1901 in Inzersdorf am Wienerberge, seit 1938 Stadtteil von Wien.
Christen war eine österreichische Schriftstellerin, Dichterin und Theaterschauspielerin.
Durch die Vermittlung des Schriftstellers und Lyrikers Ferdinand von Saar erschien 1868 als ihre erste Veröffentlichung das Gedichtband "Lieder einer Verlorenen", welches durch seine Kombination von Erotik und sozialer Anklage zur Provokation wurde und entsprechend hohe Auflagen erreichte. Saar hatte ihr auch zu dem Pseudonym "Ada Christen" geraten, das sie für immer beibehielt.
Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Hans Böhm.
Lieben Sie den Juli - auch diesen? Nun, er ist ziemlich durchwachsen, wie der Letztere.
Morgen soll es einmal ein Zwischenhoch geben mit Temperaturen um die 30°, bevor wir Mittwoch oder Donnerstag zumindest wieder in unserer Region Regenwetter erwarten.
Was würde mein Großvater Wilhelm morgen machen? Er würde sich Stunden unter seinen schattigen Apfelbaum setzen - und Gott einen guten Mann sein lassen...
Er war mir gleich mir nicht wirklich ein Freund der hohen Temperaturen - aber konnte solch einen Tag durchaus genießen - im Schatten...ich versuche ihn zu finden...
Genießen Sie den morgigen Tag - der Regen kommt bestimmt. Sehr bald.
Juli
von Hans Böhm
Für Wilhelm. Für Axel.
Mit weißen Wolken Sommertag
Wie himmlisch du mich überblühst!
Es neckt der Wind mit lauem Schlag
Die Sonne wandelt hoch und grüßt.
Im Lindenbaume fällt und steigt
Der Biene dunkler Glockenton.
Geziefer webend mich umgeigt
So hör ich’s tausend Jahre schon.
Und wie die Wärme jubelnd schwillt
Und flimmert über Feld und Au
Da fahr ich mit der Erde mild
Und golden in das Himmelsblau.
Hans Böhm, *18. April 1876 in Köln,
+12. Dezember 1946 in Dießen am
Ammersee (heute LK. Landesberg am Lech, BY)
Böhm war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller.
Heute vor 31 Jahren starb Wilhelm im Alter von 89 Jahren nach kurzer Schwäche im hiesigen Hospital.
Er war ein äußerst humorvoller Großvater, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, immer sehr heitere Anekdoten erzählte.
Als 1979 der amerik. Schauspieler John Wayne starb, titelte ein großes deutsches Boulevardblatt die Schlagzeile:
"Er starb wie ein Held" -
Wilhelm sagte zu mir: "...das werden sie über mich nicht schreiben, wenn ich einmal sterbe!" -
...doch, Opa, Du bist wie ein Held gestorben, mit einem Lächeln im Gesicht, einem letzten Scherz auf den Lippen und ohne Furcht. Und ich schreibe es DOCH über Dich, das es viele lesen können:
"Wilhelm Remiorz starb wie ein Held"
-
Inschrift auf John Waynes Grabstein:
„Der morgige Tag ist das Wichtigste im Leben.
Er kommt zu uns um Mitternacht – ganz rein.
Er ist makellos, wenn er ankommt, und gibt sich
in unsere Hände. Er hofft, dass wir vom Gestern etwas gelernt haben.“
John Wayne, *26.05.1907 in Winterset, Iowa, +11.06.1979 in Los Angeles.
Wilhelm Remiorz, * 27.05.1904 in Bottrop,
+25.06.1993 in Gladbeck.


