Gerda Sophia Steinhardt

Gerda Sophia
Steinhardt

03.07.1930
Gladbeck
-
11.01.1994
Gladbeck

stimmungsbild

Gedenkkerzen

Kerze anzünden

Hier sehen Sie alle 357 Gedenkkerzen, welche für Gerda Sophia Steinhardt angezündet wurden. Entzünden auch Sie eine Gedenkkerze.

Gedicht Wir sehen schon den Stern von Fontane Von Andreas Steinhardt am 14.12.2025 um 11:57 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am 3. Advent ein kurzes, vorweihnachtliches Gedicht von Theodor Fontane.

Nun, in Strophe 2 ist der Weihnachtstag "noch fern", am heutigen 14. Dezember sind wir aber hingegen gar nicht mehr sooo weit entfernt...

Gerda hätte bis zum heutigen Tage schon vieles in puncto Weihnachtsvorbereitungen erledigt, dass bei ihr selbst in den letzten Tagen vor der Christnacht verhältnismäßig wenig Stress aufkam. Die Geschenke waren besorgt, bestenfalls sogar schon verpackt - der Einkaufszettel für die Feiertage lag parat...alles sehr rechtzeitig...

In der Regel wurde am 21. oder 22. Dezember der Christbaum aufgestellt - als Kind drängte ich natürlich darauf, dass dieser auch
so früh wie möglich im Wohnzimmer stand, schließlich wartete er meistens schon Tage zuvor im Garten auf seinen "große Auftritt..."

Im Bilderalbum finden Sie ein Bild des geschmückten Baumes am Heiligen Abend in unserem Wohnzimmer - vermutlich zwischen 1976 und 1978.

Sehen Sie schon den Stern...halten wir doch schon einmal Ausschau...in uns selbst...


Wir sehen schon den Stern

von Theodor Fontane


Wir sehen schon den Stern
Tag der Geburt, heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen,
lassen und den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern.

Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin. Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.

Kerze creme rund
Gedenktag Axel Steinhardt und in besonderer Meinung Von Andreas Steinhardt am 12.12.2025 um 14:06 | melden

Diese Gedenkkerze möchte ich nicht nur Gerda, sondern auch ihrem erstgeborenen Sohn, meinem ältesten Bruder Axel widmen.

Am heutigen 12. Dezember vor vier Jahren verstarb Axel plötzlich und unerwartet einen Tag nach seinem 70. Geburtstag. Aus familiären Gründen habe ich noch keine Gedenkseite für ihn anlegen können.

Leider bestand aufgrund eines Familienstreits kein Kontakt mehr zu Axel und seiner Familie. Jeder mag es anders sehen, ich sehe mich aber nicht "berechtigt" eine Seite für meinen Bruder zu erstellen.
Daher möchte ich auf den Gedenkseiten meiner Mutter einige Worte aus Axels Leben schreiben:

Gerdas erster Sohn erblicke am 11. Dezember 1951 in Gladbeck die Welt. Erst fast 19 Jahre später wurde ich geboren, Gerda war zu diesem Zeitpunkt schon 39 Jahre alt, mein Vater 44.

Axel besuchte das hiesige Gymnasium, nach dem Abitur studierte mein Bruder überwiegend in Marburg Germanistik und Sport. So konnte ich als Kind bei häufigen Besuchen dort die unglaublich schöne, mittelalterlich geprägte Stadt Marburg an der Lahn kennen- und lieben lernen. Für mich war es bis dahin "meine Traumstadt" der Kindheit, und meinen Bruder wie seine Freundin und spätere Gattin zu besuchen ein unglaubliches Highlight.

Mein Bruder Axel war für mich immer das große Vorbild, ich wollte auch Lehrer werden und sonst nichts anderes - wir verstanden uns
1:1, es gab in meiner Kindheit und Jugend niemals Streit zwischen
uns, und Axel erfüllte mir im Prinzip fast jeden Wunsch.

Ausflugsfahrten, Abenteuerspielplätze, Schwimmbadbesuch, ins Fußballstadion...er kümmerte sich rührend um sein kleines "Brüderchen", wie Axel mich auch immer nannte.

Nach dem Rückzug von Marburg ins Ruhrgebiet nahm Axel zwei Referendarstellen in Gladbeck und Oberhausen an. Bis zur Rente arbeitete mein Bruder als Studienrat für Deutsch und Sport wie Vertrauenslehrer am Essener Don Bosco Gymnasium.

Zwischenzeitlich war er auch Sprintertrainer bei der SGO Oberhausen, ich kam oftmals mit zum Training ins Stadion und konnte auch sehr bekannte Leichtathleten (Olympia) kennenlernen.

Natürlich nahm mich Axel mit zu deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in verschiedene Stadien der Republik.

Axel war gläubiger Katholik, ein Vorbild im Glauben, den er nicht mit Strenge, sondern mit Fröhlichkeit lebte. Mein Bruder lächelte ständig, hatte einen großen Humor, konnte Tränen lachen wenn wir uns beispielshalber zusammen einen Louis des Fúnes-Film ansahen.
Ein unglaublich positiver Mensch - ähnlich unserer Mutter. Gerda verstand sich ebenfalls prächtig mit ihrem Sohn, wer ihn nicht leiden mochte - war nicht zu verstehen.

Axel wurde zweimal Vater, 1983 und 1986, seine Söhne waren für mich das Allergrößte - wie kleine Brüder, die ich mir immer wünschte. Schon mit 13 Jahren wurde ich Onkel - ich war unglaublich stolz auf meinen ersten kleinen Neffen.

Nachdem wir uns viele Jahre nicht gesehen hatten entschloss ich mich, meinem Bruder Axel zum 70. Geburtstag eine Karte zu schicken. Mit der Aussicht, sehr bald Bilder von meiner Familie und mir zu schicken, in der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Das ich Axel in aller Kürze zu Grabe tragen würde, war unvorstellbar.

Einen Tag nach seinem 70. Geburtstag verstarb Axel plötzlich und unerwartet. Mein Bruder war, wie ich durch andere familiäre Kontakte schon zuvor erfuhr, herzkrank. Einen weiteren Tag später erfuhr ich von meiner Cousine, welche informiert wurde, das Axel nicht mehr lebt. Er fühlte sich nicht gut und lag leblos auf seiner Couch.

Ich war geschockt, jetzt gerade, wo endlich einer von uns nach viel zu langer Zeit versuchte das Eis zu brechen, verstarb mein Bruder. Ich merkte, das es einerlei war, ob man sich einige Jahre nicht mehr gesehen hat, oder ob es noch gestern gewesen war. Meine Trauer war groß, ich war fassungslos. Die vielen guten Erinnerungen an Axel wurden sehr präsent.

Mehr zu der Trauerfeier, welche eine Farce war, heute zur Gedenkkerze meines Vaters, Franz Steinhardt, genau im Anschluss an das letzte Kapitel.

-

In besonderer Meinung der folgende Liedtext.
Für eine schwerkranke Verwandte.

Dum spiro spero!


Und wenn ein Lied...
Söhne Mannheims (mit Xavier Naidoo)


Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt
Dann nur, damit du Liebe empfängst
Durch die Nacht und das dichteste Geäst
Damit du keine Ängste mehr kennst

Sag ein kleines Stückchen Wahrheit
Sieh, wie die Wüste lebt
Schaff ein kleines bisschen Klarheit
Und schau wie sich der Schleier hebt
Eine Wüste aus Beton und Asphalt
Doch, sie lebt und öffnet einen Spalt
Der dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht
Auch wenn dein Schmerz bis an
Den Himmel reicht

Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt
Dann nur, damit du Liebe empfängst
Durch die Nacht und das dichteste Geäst
Damit du keine Ängste mehr kennst

Dieses Lied ist nur für dich
Schön, wenn es dir gefällt
Denn es kam so über mich
Wie die Nacht über die Welt
Schnellt Gefahr aus der Dunkelheit
Bin ich zum ersten Schlag bereit
Ich bin der erste, der dich befreit
Und einer der letzten, der um dich weint

Und wenn ein Lied meine Lippen verlässt
Dann nur, damit du Liebe empfängst
Durch die Nacht und das dichteste Geäst
Damit du keine Ängste mehr kennst.

Kerze türkis dunkel dünn
Nikolausabend Von Andreas Steinhardt am 05.12.2025 um 18:01 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze eine Geschichte aus meiner Kindheit, passend zum heutigen Nikolausabend.

Ich habe diese auch eben auf der Gedenkseite meines Vaters,
Franz Steinhardt, zur Kerze niedergeschrieben:

Ich erinnere mich gerne zurück an den Nikolausabend in meiner Kindheit. Oder doch lieber nicht...?

Er war fast so aufregend wie der Heilige Abend, schließlich gab
es ja neben den Naschereinen ein oder zwei kleine Geschenke, beispielshalber ein Spielzeugauto, eine Playmobilfigur, ein Quartett...meine Mutter rief gen Dämmerung (gespielt) aufgeregt:
"Der Nikolaus! Ich glaube ich habe draußen den Nikolaus gesehen!" Nun, das einzig erschreckende daran war, dass die Nikolausmaske,
die mein Vater trug, sehr spukig aussah. Eine Plastikmaske mit dicken, roten, hervorstehenden Wangen, Knollennase, die Augen meines Vaters verloren sich gruselig verrutschend hinter dieser...heute würde man diese Nikolausmaske vielleicht am ehesten zu Halloween tragen...
mein Vater trat nah an das Wohnzimmerfenster heran und blickte hinein.

Aufgeregtheit, Freude und auch Grusel - bis zum 5. Lebensjahr hielt ich diese Gestalt mit der furchteinflößenden Maske wirklich für den Nikolaus...die Geschenke entschädigten dann doch für den kleinen Schrecken...

Ja, heute "spiele" ich den Nikolaus für meine Lieben, vor einigen Jahren noch wirklich verkleidet, da die Tochter meiner Partnerin noch im Kindesalter war. Auch am heutigen Abend stelle ich beiden aber immer noch einige Geschenkchen und Leckereien vor die Tür. Irgendwann rufe ich aufgeregt: "Ich sehe draußen den Nikolaus!"

Und wir alle haben Freude an dieser schönen Tradition - auch jetzt noch. Und: Der Nikolaus hat bisher auch immer noch meinen Schuh gefüllt...

Kerze rot lang
Gedicht Adventswarten Von Andreas Steinhardt am 30.11.2025 um 11:59 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am 1. Advent ein Gedicht von Hedwig von Redern.

Haben Sie heute schon die erste Kerze am Kranze angezündet? Gerne erinnere ich mich an die Adventssonntage meiner Kindheit zurück, wie meine Mutter liebevoll das Haus schmückte und mir beim Entzünden der Kerze(n) "Advent, Advent (...)" vortrug.

Am Nachmittag fuhren wir meistens zu den Großeltern oder luden sie wahlweise zu uns ein, mein Opa Wilhelm trug uns im Kerzenscheine schöne Adventsgedichte und Geschichten vor...


Adventswarten

von Hedwig von Redern


Es ist das ganze Leben
für den, der Jesus kennt,
ein stetes, stilles Warten
auf seligen Advent.

Er kommt, heißt unser Glaube,
er kommt, heißt unser Trost,
wir hoffen in der Stille
und wenn das Wetter tost.
Wir schauen auf im Kampfe,
wir seufzen oft im Dienst:
Ach, dass du kämst, Herr Jesu,
ach, dass du bald erschienst!


Hedwig von Redern, *23. April 1866 in Berlin,
+22. Februar 1935 ebenda. Von Redern war eine dt. Erzählerin und Kirchenlieder-Dichterin.

Kerze lila geschwungen
Zum Totensonntag Von Andreas Steinhardt am 22.11.2025 um 17:25 | melden

Zur morgigen Totensonntag oder Ewigkeitssonntag ein paar Gedanken und Sprüche von großen Meistern.

Auch mit katholischem Hintergrund (Christkönigsfest, 100-jähriges Jubiläum) war für meine Mutter - und für mich bis heute - dieser Tag eindeutig dem Totengedenken mit Friedhofsgang gewidmet, nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen.

Für Gerda. Für Axel.

"Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ (Victor Hugo)

„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ (Immanuel Kant)

"Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt.“ (Romano Guardini)°

"Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart."
(Stefan Zweig)°°


°Romano Guardini, kath. Priester und Religionsphilosoph, *17. Feb. 1895 in Verona, +01.Okt.1968 in München.

°°Stefan Zweig, österr.-britischer Schriftsteller und Übersetzer, *28. Nov. 1881 in Wien, +23. Nov. 1942 in Petrópolis, Brasilien.

Kerze creme rund
Frühling im November Von Andreas Steinhardt am 14.11.2025 um 17:38 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein bekanntes Herbstgedicht von Friedrich Hebbel.

Ungewöhnliche Wärme Mitte November - gestern war es in hiesigen Breitengraden 18° C warm, südlicher erreichten wir nahezu Rekordtemperaturen von bis zu 22° C.

Gerda, welche nur schwer durch die dunkle Jahreszeit kam, wäre
sehr glücklich gewesen über einen unerwarteten "November-Frühling", fehlte ihr doch im Herbst und Winter die Sonne und Wärme sehr.

Im Gegensatz zu meinem Vater, Gerdas Mutter (und mir) - die hervorragend mit den kalten und dunklen Monaten zurecht kamen,
und ich selbst liebe diese Zeit - am liebsten einen Sonne-Wolken-Mix, ruhig Minustemperaturen mit schöner Schneedecke.

Verrückt? Depressiv? Nein, ein Aufblühen. Eine Liebe. Für immer Winterkind. Wie Gerdas übergröße Liebe zum Sommer. Selbst
15/16° C waren ihr schon zu kühl...



Dies ist ein Herbsttag ...

von Friedrich Hebbel


Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.

Christian Friedrich Hebbel, früheres Pseudonym Dr. J. F. Franz, *18. März 1813 in Wesselburen/Dithmarschen, heutiges Schleswig-Holstein, +13. Dezember 1863 in Wien.

Hebbel war deutscher Dramatiker, Lyriker und Erzähler "Maria Magdalena", sehenswert das Hebbel-Museum in Wesselburen mit
550 Exponaten.

Kerze hellgrün klein
Herbstlich sonnige Tage Von Andreas Steinhardt am 09.11.2025 um 11:57 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Herbstgedicht von Emanuel Geibel.
Im Gegensatz zum letzten November, welcher einer der nassesten
seit vielen Jahren war, verwöhnt uns dieser nun mit traumhaftem Herbstwetter - die vergangene Woche war in unseren Breitengraden sonnendurchflutet mit strahlend blauem Himmel, bei Tagestemperaturen teilweise bis 18° C.

Gerda, das Sommerkind, hätte mit der milden Herbstsonne um die Wette gestrahlt und vermutlich ausgedehnte Spaziergänge durch Wald und Feld unternommen...

Das folgende Gedicht von Emanuel Geibel ist eine lyrische Reflexion über die Schönheit und Vergänglichkeit des Herbstes und die daraus gewonnene innere Ruhe und Erkenntnis. 



Herbstlich sonnige Tage


von Emanuel Geibel


Herbstlich sonnige Tage,
mir beschieden zur Lust,
euch mit leiserem Schlage
grüßt die atmende Brust.

O wie waltet die Stunde
nun in seliger Ruh!
Jede schmerzende Wunde
schließet leise sich zu.

Nur zu rasten, zu lieben,
still an sich selber zu baun,
fühlt sich die Seele getrieben
und mit Liebe zu schaun.

Jedem leisen Verfärben
lausch ich mit stillem Bemühn,
jedem Wachsen und Sterben,
jedem Welken und Blühn.

Was da webet im Ringe,
was da blüht auf der Flur,
Sinnbild ewiger Dinge
ist es dem Schauenden nur.

Jede sprossende Pflanze,
die mit Düften sich füllt,
trägt im Kelche das ganze
Weltgeheimnis verhüllt.

Franz Emanuel August Geibel, *17. Oktober 1815 in Lübeck, +6. April 1884 ebenda.

Geibel war ein deutscher Lyriker. Ab 1843 war er der erfolgreichste Dichter seiner Zeit, dessen Liederwerk Komponisten wie Robert Schumann, Hugo Wolf, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms inspirierte.

Kerze gelb klein
Gedicht Erster November Von Andreas Steinhardt am 01.11.2025 um 09:26 | melden

Am heutigen Hochfest Allerheiligen zur Gedenkkerze ein Gedicht von Max Dauthendey, passend zum Novemberanfang. Wir gehören zu den 5 Bundesländern, die heute einen Feiertag begehen können.

Am gestrigen Tag schmückten wir die Gräber der Verstorbenen meiner Wahlfamilie bis in die Dämmerung hinein.

Es war ein trockener letzter Oktobertag, ab und zu zeigte sich aber doch noch die Sonne. Am heutigen Festtag ist es dagegen sehr trübe, Nieselregen setzte am Morgen ein.

Gerdas Grab ist seit dem letzten Jahr eingeebnet. Die Konturen ihrer Ruhestätte sind noch erkennbar, so dass man dort noch eine Kerze aufstellen kann. Im Bilderalbum finden Sie zwei Aufnahmen des ursprünglichen Grabes.


Erster November


von Max Dauthendey


Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Dass ich einen hätt’, der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt’.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluss fortfloss,
Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloss.
Drauf lese ich heut’ ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.
Woher sie kamen, wohin sie gingen, -
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.

Max Dauthendey, dt. Dichter und Maler, * 25. Juli 1867 in Würzburg, +20. August 1918 in Malang auf Java, Niederländisch-Indien, seit 1949 Indonesien.

Kerze rosa lang
Stiller Augenblick von Gottfried Keller Von Andreas Steinhardt am 26.10.2025 um 17:20 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein wie ich meine schönes Herbstgedicht von Gottfried Keller, mit Anmerkungen zu den Versen.

Das Sturmtief "Joshua" nimmt langsam an Stärke ab, nach morgendlichem Regen ist es nun trübe aber trocken, die Sonne blinzelte auch ein paar Mal kurz durch die wilden Wolken.

Heute vor genau einem Jahr war es in hiesigen Breitengraden ein wundervoller, sonnendurchfluteter Herbsttag mit Temperaturen bis
zu 20° - ein unvergessen schöner Oktober.

Solch einen Tag hätte Gerda in vollen Zügen genossen, ihr Tatendrang wäre gar nicht zu bremsen gewesen. An einem Tag wie heute wäre
sie beim Anblick des morgendlichen Regens vermutlich in eine Art "Melancholiestarre" verfallen - am Nachmittag hätte meine Mutter
aber sicherlich noch einen kurzen Spaziergang unternommen - oder hätte sich ein wenig im Garten aufgehalten und die heute wenigen Sonnenstrahlen dankbar aufgenommen...


Stiller Augenblick

von Gottfried Keller


Fliehendes Jahr, in duftigen Schleiern
Streifend an abendrötlichen Weihern,
Wallest du deine Bahn;
Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,
Wo an herbstlichen Uferhöhen
Zieht entlang ein stummer Schwan.

Still und einsam schwingt er die Flügel,
Tauchet in den Wasserspiegel,
Hebt den Hals empor und lauscht;
Taucht zum andern Male nieder,
Richtet sich auf und lauschet wieder,
Wie’s im flüsternden Schilfe rauscht.

Und in seinem Tun und Lassen
Will’s mich wie ein Traum erfassen,
Als ob’s meine Seele wär’,
Die verwundert über das Leben,
Über das Hin- und Widerschweben,
Lugt’ und lauschte hin und her.

Atme nur in vollen Zügen
Dieses friedliche Genügen
Einsam auf der stillen Flur!
Und hast du dich klar empfunden,
Mögen enden deine Stunden,
Wie zerfließt die Schwanenspur!


Anmerkung zum Gedicht:

Wie ich finde ein sehr interessantes, etwas anderes Herbstgedicht,
die Ruhe am Waldsee wird prinzipiell als genießerischer Augenblick dargestellt: "Atme nur in vollen Zügen", "Dieses friedliche Vergnügen", kein Wort von Sturm oder Regen.


Besonders zum Reimschema:

Die Strophen sind im Schweifreimschema (aabac) aufgebaut und enden mit Hebungen, Paarreime mit Senkungen. Zu Versbeginn findet ein Wechsel Dieser statt. (Versfuß Trochäus, Daktylus in immer wieder vorkommenden Senkungen).

Gottfried Keller, *19. Juli 1819 in Zürich, +15. Juli 1890 ebenda.

Keller war Schriftsteller (z.B. "Der grüne Heinrich") Dichter, nebenbei Maler und im politischen Amt (Erster Staatsschreiber Kanton Zürich)

Kerze rot rund
Gerda und die Musik Von Andreas Steinhardt am 22.10.2025 um 17:28 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein nettes Gedicht zum Thema Musik
von Adelbert von Chamisso.

Musik war ihr Leben - so könnte ich kurz Gerdas Liebe zur Musik umschreiben. Sie beflügelte meine Mutter, ließ sie strahlen und
selbst bei der Hausarbeit zu tanzenden Bewegungen motivieren.
"Alles geht viel leichter von der Hand mit musikalischer Begleitung" - ihren Ausspruch habe ich noch gut in Erinnerung...

Gerdas musikalisches Repertoire ging dabei in die unterschiedlichsten Richtungen, mal hörte sie eine MC von Chopin wie Franz Schubert - oder lauschte den Klavierklängen von Richard Clayderman. Sie besaß auch einige Cassetten von James Last und Engelbert - sollte aber ihre Stimmung richtig gut werden, durfte es auch eine schöne "Platte" von Abba, Elton John oder Simon & Garfunkel sein. Ich schenke ihr einmal eine LP der Band "Mixed Emotions", welche sie dann ebenfalls gerne hörte. Als Kind und Jugendlicher der 80er konnte ich meine Mutter auch für Musik von Bands wie a-ha und Alphaville oder für verschiedene Songs von Madonna begeistern.

Gern schaute sie mit mir zusammen die damals populäre Musikclip-Sendung "Formel Eins". Die immer mit der Zeit gehende Gerda konnte sich zumindest über die "Neue Deutsche Welle" auch köstlich amüsieren...



Frisch gesungen

von Adelbert von Chamisso


Hab’ oft im Kreise der Lieben
Im duftigen Grase geruht
Und mir ein Liedlein gesungen,
Und alles war hübsch und gut.

Hab’ einsam auch mich gehärmet
In bangem, düsterem Mut
Und habe wieder gesungen,
Und alles war wieder gut.

Und manches, was ich erfahren,
Verkocht’ ich in stiller Wut.
Und kam ich wieder zu singen,
War alles auch wieder gut.

Sollst nicht uns lange klagen,
Was alles dir wehe tut,
Nur frisch, nur frisch gesungen!
Und alles wird wieder gut.


Adelbert von Chamisso, eigentl. Louis Charles Adélaïde de Chamissot de Boncourt, *30. Januar 1781 bei Ante, heute Sivry-Ante, Region Gran Est, FR., *21. August 1883 in Berlin.

Chamisso war ein Dichter und Naturforscher frz. Herkunft, welcher mit seiner Familie 1796 während der frz. Revolution nach Berlin flüchtete.

Kerze creme klein
Herbstgedicht von Morgenstern Von Andreas Steinhardt am 15.10.2025 um 13:49 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Herbstgedicht von Christian Morgenstern, welches ganz gut zu Gerda passt.

Der Oktober zeigt sich seit 12 Tagen von seiner trüben Seite, selten blinzelt die Sonne kurz durch die wilden Wolken, an einigen Tagen geringer Niesel - aber zu 90 Prozent ist es trocken.

Der letzte Oktober zeigte sich in hiesigen Breitengraden von seiner prächtigen Seite, dieser ist schon sehr düster im Gegensatz.

Das Gedicht von Morgenstern bringt durchaus einen Ausdruck der Trauer und der Wehmut zu Tage über den vergangenen Sommer - Gerda hätte ähnlich empfunden - mit einer Portion Hoffnung, gut
durch den Herbst und Winter zu kommen - die lichten Momente der Jahreszeiten auszukosten und das Möglichste aus den dunklen Monaten zu machen...


Sieh, des Herbstes Geisteshelle ...

(auch unter dem Titel „Früh-Herbst“)


von Christian Morgenstern


Sieh, des Herbstes Geisteshelle
klärt und adelt die Gelände;
Erdenbreiten, Himmelswände
kost dieselbe lautre Welle.

O du glückversunken Säumen,
eh die Sommerfarben sterben!
O du letztes Liebeswerben
aus den unbegriffnen Räumen!

»Dass mir so die Seele leuchte,
wann ich einst des Winters werde!«
Und in meines Auges Feuchte
spiegelt sich der Schmelz der Erde.

Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern, *06. Mai 1871
in München, +31. März 1914 in Untermais, Tirol, damaliges
Königreich Österreich-Ungarn.

Morgenstern war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und
Übersetzer. Größere Bekanntheit erlangte Morgenstern
durch seine "komische Lyrik", die aber nur ein Teil seines Gesamtwerkes ist.

Kerze dunkelblau lang
Herbstgedicht von Fallersleben Von Andreas Steinhardt am 09.10.2025 um 12:18 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes, gar heiteres Gedicht von Hoffmann von Fallersleben - passend zu diesen gerade doch
windigen Oktobertagen.

Wir haben momentan leicht auflebendem Wind, einen Sonne-
Wolken-Mix - bei Temperaturen bis zu 14°C.

Gerda wäre es heute fast schon zu kühl, war für sie doch alles
jenseits der 18 Grad kaum mehr akzeptabel...

Meine Mutter würde auf einen "Lichtblick im Oktober" hinfiebern - erwarten wir demnächst noch einmal einen 20 Grad-Tag wie im
letzten Jahr um diese Zeit? Ganz vielleicht...



Hab Dank, du lieber Wind


von Hoffmann von Fallersleben


Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht mehr hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.

We ist es anzufangen?
Se hängen mir zu hoch und zu fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!

Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten -
hab Dank, du lieber Wind!


August Heinrich Hugo Hoffmann von Fallersleben, *02. April 1894 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 Ortsteil von Wolfsburg, +19. Januar 1894 im Kloster Corvey, heute zur Stadt Höxter, Ostwestfalen.

Kerze rot rund
Oktoberlied Von Andreas Steinhardt am 02.10.2025 um 12:28 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht, passend zum Oktoberbeginn, von Theodor Storm.

Freuen Sie sich über den Oktoberanfang? Die meisten sicherlich nicht so sehr - obwohl ihn
viele dennoch loben - kann er sich doch von
seiner prächtigen Seite zeigen. Als Herbst- und Winterkind freue ich mich sehr auf den Oktober - als Beginn "meiner Jahreszeiten."

Für Gerda, der Sonnenanbeterin, war mit dem Oktoberbeginn ihr geliebter Sommer nun aber endgültig Geschichte...wirklich? Die ersten beiden Tage dieses Monats zeigten sich durchaus von ihrer schönen Seite - und nach einer prognostizierten durchwachseneren Phase spätestens ab Samstag, wird sich der Oktober sicherlich noch öfter von seiner prachtvollen
Seite zeigen...

Storm blickt in seinem Gedicht "Oktoberlied" vorausschauend auf trübe, graue Herbsttage. Aber: Der Dichter fordert uns vielmehr auf, diese beschriebene Zeit zu vergolden - in der 5. Strophe sogar mit einem Weitblick auf das noch ferne, kommende Frühjahr...


Oktoberlied

von Theodor Storm


Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz, -
Stoß an und lass es klingen!
Wir wissens doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenkt ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen.


Theodor Storm, *14. Sept. 1817 in Husum,
damaliges Herzogtum Schleswig, +04. Juli
1888 in Hanerau-Hadermarschen, heutiger
Kreis Rendsburg-Eckernförde.

Kerze rosa geschwungen
Herbst von Fontane Von Andreas Steinhardt am 27.09.2025 um 13:36 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Herbstgedicht von Theodor Fontane.

Das Wochenende wird nach ein paar fast trüben, recht kühlen und leicht durchwachsenem Wetter
durchaus freundlich - viel Sonne bei Temperaturen um 18-19° C sind angekündigt.

Das folgende Gedicht von Fontane passt schon ganz gut zu Gerda - dass Sommerkind konnte sich an (noch) wunderbaren Herbsttagen durchaus erfreuen, unternahm schöne Spaziergänge - aber wie in Strophe 4: "Der Blick in den Herbst - aber der Mai?" würde meine Mutter auch an einem noch so schönen Septembertag mit Wehmut auf "den Mai" (respektive den vergangenen Sommer) zurücksehen und darüber sinnen, wie lange es noch dauert, bis dieser einst wiederkommt...

... meine Jahreszeit(en) haben begonnen und
der Winter ist auch nicht mehr allzu fern. Der kommende Oktoberbeginn ist für mich "mein 1. Mai" - Gott sei Dank fand ich gar nicht mal so wenig gleichgesinnte Menschen...sind wir alle depressive Menschen? Nein. Vielleicht mit einer Portion verspielter Melancholie. Wir blühen auf wie Eisblumen - unsichtbar im Sommer. Wir leben auf, wenn andere in Winterstarre fallen...

Für Gerda. Für Axel.

Herbst

von Theodor Fontane

O du wunderschöner Herbst,
Wie du die Blätter golden färbst,
Deiner reinen Luft so klar und still,
Noch einmal ich mich freuen will.

Ich geh den Wald, den Weiher entlang;
Es schweigt das Leben, es schweigt Gesang,
Ich hemme den Schritt, ich hemme den Lauf
Erinnerungen ziehen herauf.

Erinnerungen sehen mich an,
Haben es wohl auch sonst getan.
Nur eins hält nicht mehr damit Schritt.
Lachende Zukunft geht nicht mehr mit.

Vergangenheit hält mich in ihrem Bann,
Vergangenheit hat mirs angetan;
Den Blick in den Herbst, den hab ich frei,
Den Blick in den Herbst. Aber der Mai?

Heinrich Theodor Fontane, *30.12. 1819 in Neuruppin, heute Kreisstadt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg, +20.09.1898
in Berlin.

Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist
und Kritiker, er gilt als bedeutender Vertreter
des Realismus.

Kerze dunkelgrün kreuz
Herbstgedicht von Rilke Von Andreas Steinhardt am 21.09.2025 um 11:54 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze zum morgigen astronomischen Herbstanfang (20:19 Uhr)
ein sehr bekanntes Gedicht von Rilke.

Auf der ganzen Welt findet morgen die Tag- und Nachtgleiche statt, das Herbstäquinoktikum - mit dem Unterschied, dass es auf der Südhalbkugel Frühlingsanfang ist...

Der Freitag und auch der Samstag zeigten sich von noch einmal von der hochsommerlicher Seite, beim Auftakt des Münchener Oktoberfestes herrschten 31°C (!)

Heute zeigt sich der letzte Sommer-Sonntag durchwachsen, es regnete am Morgen, das Thermometer ist bis auf 16° C gefallen...

Gerda hätte die letzten Sommertage in vollen Zügen genossen - heute würde meine Mutter sicherlich eine gewisse Sommer-Ade-Stimmung
bekommen...



Herbsttag

von Rainer Maria Rilke


Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten reif zu sein
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
dräng sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird lesen, wachen, lange Briefe schreiben
und wird auf den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke, *04.12.1875 in Prag, +29.12.1926 in Glion, Kanton Waadt,
Schweiz, seit 1953 "Glion sur Montreux"

Kerze rot lang
Herbsthauch Von Andreas Steinhardt am 13.09.2025 um 15:49 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein frühherbstliches
Gedicht von Friedrich Rückert.

Nun, die folgenden Verse passen schon durchaus zum heutigen Wetter und dies der letzten Tage.

Nachdem es am letzten Wochenende noch einmal sommerlich warm wurde herrscht nun durchwachsenes Wetter vor, die Sonne zeigt sich ab und zu durch wilde Wolken, es ist recht windig bei Temperaturen deutlich unter 20°C. Schauer zogen am Morgen durch, in der Nacht sollen weitere folgen.

Gerda würde am heutigen Samstagnachmittag sicherlich einen Spaziergang unternehmen, sofern es trocken wäre, die noch milden Sonnenstrahlen auskosten - den Gedanken an triste Novembertage mit kühlem Nieselregen schlichtweg verdrängen...


Herbsthauch

von Friedrich Rückert

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst dir noch tragen!

Lässt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Lässt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.

Friedrich Rückert, *16. Mai 1788 in Schweinfurt, +31.01.1866 in Neuses, heute zu Coburg, BY - Rückert war dt. Dichter, Lyriker, Übersetzer und Orientalist.

Kerze orange klein
Mittag im September von Hermann Hesse Von Andreas Steinhardt am 07.09.2025 um 13:22 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes Septembergedicht von Hermann Hesse, passend zum heutigen warmen und sonnigen Wetter.

Gerda würden heute mit der Sonne um die Wette strahlen - genießend und wohlwissend, dass solche Tage heuer nicht mehr üppig vorkommen werden - schon morgen kündigt sich ein wenig Regen an, Dienstag verstärkt...


Mittag im September


von Hermann Hesse


Es hält der blaue Tag
Für eine Stunde auf der Höhe Rast.
Sein Licht hält jedes Ding umfaßt,
Wie mans in Träumen sehen mag:

Daß schattenlos die Welt,
In Blau und Gold gewiegt,
In lauter Duft und reifem Frieden liegt.
- Wenn auf dies Bild ein Schatten fällt! -

Kaum hast du es gedacht,
So ist die goldene Stunde
Aus ihrem leichten Traum erwacht,
Und bleicher wird, indes sie stiller lacht,
Und kühler wird die Sonne in der Runde.

Hermann Hesse, (Pseudonym Emil Sinclair),
*02. Juli 1877 in Calw, Württemberg, +09. August 1962 in Montagnola, Schweiz.

Hesse war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Dichter und Maler.

Kerze gelb lang
Septembermorgen Von Andreas Steinhardt am 01.09.2025 um 12:59 | melden

Zur Gedenkkerze ein schönes, kleines Gedicht
von Eduard Morike.

Der September hat begonnen - meteorologisch gerechnet ist heute sogar schon Herbstanfang.

Freuen Sie sich über die momentanen Temperaturen, die noch leicht über 20°C liegen? Dass der Frühherbst uns auch am letzten Augusttag noch mit Sonnenschein verwöhnte? Zugegeben, ab und zu zog ein Wolkenband durch und es gab in hiesigen Breitengraden gen Abend einen ganz kleinen Schauer...

Gerda würde jeden kleinen Sonnenstrahl ausnutzen, jeglichen Gedanken an kommende, trübe Herbsttage ganz schnell verdrängen...

...ich freue mich hingegen auf jene Tage...


Septembermorgen

von Eduard Mörike


Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Eduard Morike, *18. Sept. 1804 in Ludwigsburg, Kurfürstentum Württemberg, +04. Juni 1875 in Stuttgart, Königreich Württemberg (ab 1806)

Mörike war ev. Theologe, Gemeindepfarrer, welcher sehr mit der zeitgenössischen Theologie haderte. Große Bekanntheit erlangte er als Lyriker, Erzähler und Übersetzer.

Kerze rosa geschwungen
Sommergedicht von Fontane Von Andreas Steinhardt am 26.08.2025 um 13:01 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein schönes, kleines Sommergedicht von Theodor Fontane.

Der Sommer kehrt nach einigen kühleren, durchwachseneren Tagen die ein paar Tage zurück, bevor es gen Wochenende wieder regnerisch wird.

Gerda wäre, jetzt so kurz vor dem September, in einer Art "Sommer-Abschieds-Modus" - und würde jeden kleinen, warmen Sonnenstrahl versuchen auszukosten...

Ich erinnere mich an einige Werke von Fontane, unter anderem auch ein Gedichtband im heimischen Bücherschrank - vielleicht waren
die folgenden Verse auch dort zu finden:


Mittag

von Theodor Fontane


Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur,
Es ist so still, dass ich sie höre,
Die tiefe Stille der Natur.

Rings Sonnenschein auf Wies und Wegen,
Die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
Und doch, es klingt, als ström’ ein Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.


Heinrich Theodor Fontane, *30.12. 1819 in Neuruppin, heute Kreisstadt im Lk Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg, +20.09.1898 in Berlin.

Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist
und Kritiker, er gilt als bedeutender Vertreter
des Realismus.

Kerze orange viereckig
Heutiger Geburtstag von Gerdas Schwester Von Andreas Steinhardt am 20.08.2025 um 13:06 | melden

Zur Gedenkkerze für meine Mutter möchte ich erwähnen, dass heute Gerdas Schwester Thea ihren 94. Geburtstag feiert.

Wir sind stolz und glücklich, das Thea immer noch so rüstig und aktiv ist. Sie geht jeden Tag selbstständig einkaufen, ist sehr gut zu Fuß und erfreut sich stabiler Gesundheit.

Meine Tante ist lebensfroh und mitteilsam, über den Tod macht sie sich keine Gedanken. "Warum sollte ich das tun"? entgegnete sie mir einmal. Sie freut sich über jeden Tag, der ihr geschenkt wird - was für ein Vorbild!

Gerda und Thea waren als Geschwister ein Herz und eine Seele, wie unzertrennliche Zwillinge, leider endete der Weg meiner Mutter schon vor
31 Jahren.

Im Album finden Sie Bilder von Gerdas Schwester in jungen Jahren:

Bild 11 zeigt Thea rechts auf den Stufen des Elternhauses, neben meiner Mutter.

Auf Bild 12 steht meine Tante links, in der Mitte ihre Mutter Theresia, rechts Gerda.

Foto 13 zeigt die beiden Schwestern in inniger Vertrautheit, Thea links, Gerda rechts.

Auf dem 14. Bild des Albums sieht man meine Mutter und meine Tante zusammen mit ihren Eltern. Thea steht ganz links, Gerda rechts.

Kerze hellgrün geschwungen
Sommerabendwind Von Andreas Steinhardt am 17.08.2025 um 14:48 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Sommergedicht
von Gertrud Goes.

Nun ist der August schon weit fortgeschritten - nach ein paar sehr heißen Tagen mit großer Schwüle und schlechter Luftqualität mit zu hohen Ozonwerten haben wir nun eine Atempause - leicht bewölkt bei 19° C.

So langsam kommt die Zeit, wo Gerdas Abschiedsweh des Sommers begann - mit der Hoffnung auf einen noch warmen September.


Sommerabendwind

von Gertrud Goes


Leiser Sommerabendwind,
Der durch reife Gräser schleicht,
So wie die schlanke Männerhand
Über Frauenhaare streicht;

Leiser Sommerabendwind,
Der um volle Rosen geht
Und von jedem offnen Kelch
Eine Welle Duft erfleht;

Leiser Sommerabendwind,
Der mit Tönen überrascht,
Der von zartem Vogellied
Noch den letzten Laut erhascht;

Leiser Sommerabendwind,
Der die Mittagswolken kühlt,
Und das ganze Himmelszelt
Nach versunknem Glanz durchwühlt;

Leiser Sommerabendwind,
Sag mir, flogst du aus dem Tor,
Das der Sel’gen Gärten schließt,
Eben leicht beschwingt hervor?

Leiser Sommerabendwind,
Hast die Sehnsucht mir geweckt,
Dass nach deinem Heimatland
Meine Seele froh sich reckt!


Gertrud Goes, geborene Staehle, *25.11.1878 in Löwenstein, damals zum Oberamt Weinsberg/ Württemberg gehörend, heute zum Landkreis Heilbronn, +30. Dezember 1915 in Engelsbrand, damaliger Schwarzwaldkreis, heute zum Enzkreis, Baden-Württemberg. Engelsbr. ist Nachbarort von Pforzheim.

Goes war eine deutsche Dichterin und Erzählerin.

Kerze gelb klein
Gedicht Mondesaufgang Von Andreas Steinhardt am 09.08.2025 um 11:57 | melden

Zur Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff.

Gerda mochte die Verse von Droste-Hülshoff sehr gern, wie auch ich - seit ich zu Schulzeiten das gespenstische Gedicht "Der Knabe im Moor" erörtern musste.

Meine Mutter liebte den Mond, den Vollmond
über alles, zelebrierte diesen förmlich.

Seit 09:55 Uhr haben wir wieder Vollmond, schon in der vergangenen Nacht war unser Erdtrabant besonders schön zu beobachten - welch träumerischer Zauber geht doch von ihm aus!

Passend dazu die folgenden Verse von
Annette von Droste-Hülshoff:

Mondesaufgang


Auf des Balkones Gitter lehnte ich
Und wartete, du mildes Licht, auf dich;
Hoch über mir, gleich trübem Eiskrystalle,
Zerschmolzen, schwamm des Firmamentes Halle,
Der See verschimmerte mit leisem Dehnen,
- Zerfloßne Perlen oder Wolkenthränen? -
Es rieselte, es dämmerte um mich,
Ich wartete, du mildes Licht, auf dich!

Hoch stand ich, neben mir der Linden Kamm,
Tief unter mir Gezweige, Ast und Stamm,
Im Laube summte der Phalänen Reigen,
Die Feuerfliege sah ich glimmend steigen;
Und Blüthen taumelten wie halb entschlafen;
Mir war, als treibe hier ein Herz zum Hafen,
Ein Herz, das übervoll von Glück und Leid,
Und Bildern seliger Vergangenheit.

Das Dunkel stieg, die Schatten drangen ein, -
Wo weilst du, weilst du denn, mein milder Schein! -
Sie drangen ein, wie sündige Gedanken,
Des Firmamentes Woge schien zu schwanken,
Verzittert war der Feuerfliege Funken,
Längst die Phaläne an den Grund gesunken,
Nur Bergeshäupter standen hart und nah,
Ein finstrer Richterkreis, im Düster da.

Und Zweige zischelten an meinem Fuß
Wie Warnungsflüstern oder Todesgruß,
Ein Summen stieg im weiten Wasserthale
Wie Volksgemurmel vor dem Tribunale;
Mir war, als müsse etwas Rechnung geben,
Als stehe zagend ein verlornes Leben,
Als stehe ein verkümmert Herz allein,
Einsam mit seiner Schuld und seiner Pein.

Da auf die Wellen sank ein Silberflor,
Und langsam steigst du, frommes Licht, empor;
Der Alpen finstre Stirnen strichst du leise,
Und aus den Richtern wurden sanfte Greise,
Der Wellen Zucken ward ein lächelnd Winken,
An jedem Zweige sah ich Tropfen blinken,
Und jeder Tropfen schien ein Kämmerlein,
Drin flimmerte der Heimathlampe Schein.

O, Mond, du bist mir wie ein später Freund,
Der seine Jugend dem Verarmten eint,
Um seine sterbenden Erinnerungen
Des Lebens zarten Widerschein geschlungen,
Bist keine Sonne, die entzückt und blendet,
In Feuerströmen lebt, in Blute endet -
Bist, was dem kranken Sänger sein Gedicht,
Ein fremdes, aber o ein mildes Licht!

Annette von Droste-Hülshoff, *12. Januar 1797 (andere Quellen 10. Jan.) auf der Burg Hülshoff, Havixbeck (Gemeinde an Münster/Westfalen grenzend), +24. Mai 1840 auf Burg Meersburg
in Meersburg, heutiger Bodenseekreis.

Kerze creme lang
Und immer wär es Sonnenschein Von Andreas Steinhardt am 03.08.2025 um 14:04 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein kleines Gedicht
von Victor Blüthgen.

Wir erleben derzeit sehr wechselhaftes Sommerwetter - auch die ersten Augusttage
sind /waren geprägt von häufigen, starken Schauern.

Gerda hat es gehalten wie in den folgenden Versen:

Regen bloß bei Nacht -
und immer wär es Sonnenschein!



Schlechtes Wetter

von Victor Blüthgen



Liese, es regnet Seile;
Ich sterbe vor Langerweile.

Ich glaube, die Blasen schwimmen dort –
Jetzt regnet’s vier Wochen immer so fort.

Ich sollte der liebe Gott mal sein.
Da gäb’ es Regen bloß bei Nacht,
Und immer wär’ es Sonnenschein,
Wenn ich im Bett wär’ aufgewacht.

Victor Blüthgen, *04. Januar 1844 in Zörbig,
heute zum Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt, +02. April 1920 in Berlin.

Blüthgen war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Theologe.

Kerze hellgrün geschwungen
Sommergedicht von Theodor Storm Von Andreas Steinhardt am 23.07.2025 um 18:33 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht
von Theodor Storm, passend zur Jahreszeit.

Dieser Juli ist ziemlich durchwachsen, es gab wenige heiße Tage, viele Schauer, wechselnde Bewölkung bei recht moderaten Temperaturen.

Was mir sehr gefällt, wäre Gerda gar nicht so genehm gewesen - ein ständig blauer Himmel
bei 30° C war ihre Vorstellung von einem guten Sommer...ich halte es eher wie ein Hamburger Meteorologe, der mal im TV erwähnte, dass es nichts langweiligeres gibt als einen ständig blauen Himmel - und dass das zeitweilige "Hamburger Schmuddelwetter" doch eigentlich ganz schön ist..

Natürlich aber in Gerdas Sinne ein sommerbejahendes Gedicht:


Abseits

von Theodor Storm

Es ist so still; die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blühn; der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.

Laufkäfer hasten durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide Glöckchen;
Die Vögel schwirren aus dem Kraut -
Die Luft ist voller Lerchenlaut.

Ein halbverfallen niedrig Haus
Steht einsam hier und sonnbeschienen;
Der Kätner lehnt zur Tür hinaus,
Behaglich blinzelnd nach den Bienen;
Sein Junge auf dem Stein davor
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.

Kaum zittert durch die Mittagsruh
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
Dem Alten fällt die Wimper zu,
Er träumt von seinen Honigernten.
- Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.


Hans Theodor Woldsen Storm, * 14. September 1817 in Husum, Herzogtum Schleswig, + 04. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen (heute Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein)

Storm war ein deutscher Schriftsteller und Lyriker, welcher vor allem durch seine Novellen bekannt wurde - er gehört er zu den bedeutendsten Vertretern des Poetischen Realismus.

Kerze rot lang
Das Lachen von Friedrich Rückert Von Andreas Steinhardt am 16.07.2025 um 18:46 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Friedrich Rückert über das Lachen.

Gerda hatte ein sehr ansteckendes Lachen.
Es konnte einfach so herausplatzen, gleich
in welcher Gesellschaft oder Situation - und
damit steckte sie andere an, brachte selbst
den hölzernsten Menschen zum Schmunzeln.

Es glich durchaus dem schallenden Lachen von Montserrat Caballé, vielleicht erinnern Sie sich an einige ihrer Auftritte in großen TV-Shows, wenn diese beispielshalber von Gottschalk erheitert wurde...

...das Lachen meiner Mutter werde ich nie vergessen, ich höre es noch oft...und muss doch lächeln...


Das Lachen

von Friedrich Rückert

O nehmt es mir nicht übel,
Wenn über euch ich lache,
Weil ich einmal muß lachen!
Selbst über mich nicht minder
Als über euch ich lache;
Und nehm’ es euch nicht übel,Daß
über mich ihr lachet,
Wenn ihr nicht seid im Stande
Selbst über euch zu lachen!


Friedrich Rückert, *16. Mai 1788 in Schweinfurt, +31.01.1866 in Neuses, heute zu Coburg, BY - Rückert war dt. Dichter, Lyriker, Übersetzer und Orientalist.

Kerze gelb klein
Nachtgedicht Von Andreas Steinhardt am 08.07.2025 um 23:47 | melden

Zur Gedenkkerze ein schönes Gedicht von Theodor Storm.

Gerda liebte unseren Mond über alle Maßen, zelebrierte ihn förmlich - wie auch ich.

In Kürze haben wir wieder Vollmond, 20. Juli, ab ca. 22:35 h - je nach Wohnort in Deutschland.

Oft saß ich mit meiner Mutter am Fenster und
wir bewunderten unseren wunderschönen Erdtrabanten gemeinsam. Ging Gerda schlafen, öffnete sie weit die Vorhänge, um den Mond auch gut zu sehen - um friedlich, träumerisch und sanft mit seinem silbernen Lichte einzuschlummern. Ich tat es ihr als Kind schon gleich.

Bei Vollmond schlecht schlafen können? Bei uns eine Fehlanzeige. Um so besser kam Gerda, auch ich heute noch in einen erholsamen Schlaf...

...manchmal sang meine Mutter beim Betrachten des Mondes ruhige Lieder, wie zum Beispiel "Moon River."

Gerda und der Vollmond - eine große Liebe, die auch ich verinnerlicht habe.


Mondlicht

von Theodor Storm


Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!

Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.

Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.

Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in meinem Leben
Der liebevolle Mond!

Theodor Storm, *14.09. 1817 in Husum, +04.07. 1888 in Hanerau-Hademarschen, heute zum Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig- Holstein.

Kerze creme geschwungen
Erinnerungen zum heutigen Geburtstag Von Andreas Steinhardt am 03.07.2025 um 11:11 | melden

Heute vor 95 Jahren wurde meine Mutter Gerda um 11:15 Uhr in ihrem Elternhaus als erstes Kind von Wilhelm und Theresia Remiorz geboren.

Gerdas Schwester Thea ist 93 Jahre alt und erfreut sich noch recht guter Gesundheit.

Meine Mutter wurde leider nur 63 Jahre alt,
sie starb im Januar 1994 an einer schweren Herzkrankheit.

Heute werde ich mich an ihre vielen schönen Geburtstagsfeiern in meiner Kindheit und Jugend erinnern, meist spielte auch das Wetter mit an diesem Julitag.

Leckere Obstböden mit Schlag, eine Mockatorte und Eiskrem verwöhnten Gerdas Gäste am Nachmittag.

Bei gutem Wetter wurde gen Abend in unserem Garten gegrillt, ich erinnere mich aber auch an kalte Buffets, üppige Käseplatten und sonstige Leckereien.

Nach dem Tod meines Vaters feierte Gerda nie wieder ihren Geburtstag und verreiste stets. Es waren nur noch acht Wiegenfeste, die meine Mutter fortan erleben konnte.


Hab Sonne im Herzen

von Cäsar Flaischlen


Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit ...
hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
Das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!

Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang ...
hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
Das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!

Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!

Cäsar Otto Hugo Flaischlen, *12. Mai 1864 in Stuttgart, +16. Oktober 1920 im Sanatorium Horreck in Gundelsheim.

Flaischlen war Anfang des 20. Jahrhunderts ein bekannter Lyriker und Mundartdichter.

Kerze hellgrün viereckig
Todestag von Gerdas Vater Von Andreas Steinhardt am 25.06.2025 um 00:24 | melden

Heute vor 32 Jahren starb Gerdas Vater, mein Opa Wilhelm, im Alter von 89 Jahren nach kurzer Schwäche im hiesigen Hospital.

Gerda und Wilhelm verstanden sich äußerst gut, wie sollte es auch anders sein bei solch einem Vater? Laut Gerdas Aussagen und auch ihrer Schwester Thea hat er nie wirklich geschimpft,
hat niemals die Hand gegenüber seinen Töchtern erhoben. Er hat ihnen eine schöne Kindheit und Jugend bereitet - sie durch Kriegswirren väterlich beschützend geführt, da er auch aus bestimmten Gründen nicht zum Wehrdienst musste.

Wilhelm war ein äußerst humorvoller Großvater, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, immer sehr heitere Anekdoten erzählte.

Als 1979 der amerik. Schauspieler John Wayne starb, titelte ein großes deutsches Boulevardblatt die Schlagzeile:

"Er starb wie ein Held"

Gerdas Vater sagte zu mir: "...das werden sie über mich nicht schreiben, wenn ich einmal sterbe!"

...doch, Opa, Du bist wie ein Held gestorben, mit einem Lächeln im Gesicht, einem letzten Scherz auf den Lippen und ohne Furcht.

Und ich schreibe es DOCH über Dich:

"Wilhelm starb wie ein Held"


Für Gerda. Für Wilhelm.


Inschrift auf John Waynes Grabstein:

„Der morgige Tag ist das Wichtigste im Leben. Er kommt zu uns um Mitternacht – ganz rein. Er ist makellos, wenn er ankommt, und gibt sich in unsere Hände. Er hofft, dass wir vom Gestern etwas gelernt haben.“

John Wayne, 26.05.1907 in Winterset, Iowa, +11.06.1979 in L.A.

Kerze türkis dunkel dünn
Gedicht zu Fronleichnam Von Andreas Steinhardt am 19.06.2025 um 13:22 | melden

Zur Gedenkkerze am Fronleichnamsfest ein passendes, langes Gedicht von Georg Heym.

Sind sie vielleicht (auch) katholisch und folgten heute gar einer Prozession? Nahmen Sie schon einmal an einer teil? Zumindest haben fünf Bundesländer heute einen Feiertag.

Oder freuen sich wenigstens, sollten Sie auch in einem der fünf südlicheren Bundesländer wohnen, über einen freien, ruhigen in der Woche - für viele ist auch morgen hierzulande ein Brückentag, ein "langes Wochenende" hat begonnen.

Ich erinnere mich an einige Prozessionen, die
ich mit meiner Mutter, Vater, Bruder, Großeltern beiwohnte. Mal die kleine Prozession in unserem Ortsteil, aber auch der wesentlich größere, feierliche Umzug im benachbarten Stadtteil.

Ich bekam eben Bilder und Clips der unglaublich pompösen Fronleichnamsprozession von Bekannten aus dem oberbayerischen Ruhpolding zugesandt. Wunderschön, die ganzen Trachten der teilnehmenden Damen und Herren zu bewundern!

Gerda nahm immer gern an einer Prozession teil, war diese doch überwiegend bei gutem Wetter - anschließend gab es ein kleines Fest rund um die Kirche mit Bratwurst, Salaten und Waffeln...und man traf viele Bekannte zum Schnacken...



Fronleichnamsprozession

von Georg Heym


O weites Land des Sommers und der Winde,
Der reinen Wolken, die dem Wind sich bieten.
Wo goldener Weizen reift und die Gebinde
Des gelben Roggens trocknen in den Mieten.

Die Erde dämmert von den Düften allen,
Von grünen Winden und des Mohnes Farben,
Des schwere Köpfe auf den Stielen fallen
Und weithin brennen aus den hohen Garben.

Des Feldwegs Brücke steigt im halben Bogen,
Wo helle Wellen weiße Kiesel feuchten.
Die Wassergräser werden fortgezogen,
Die in der Sonne aus dem Bache leuchten.

Die Brücke schwankt herauf die erste Fahne.
Sie flammt von Gold und Rot. Die Seidenquasten
Zu beiden Seiten halten Kastellane
Im alten Chorrock, dem von Staub verblassten.

Man hört Gesang. Die jungen Priester kommen.
Barhäuptig gehen sie vor den Prälaten.
Zu Flöten schallt der Messgesang. Die frommen
Und alten Lieder wandern durch die Saaten.

In weißen Kleidchen kommen Kinder singend.
Sie tragen kleine Kränze in den Haaren.
Und Knaben, runde Weihrauchkessel schwingend,
Im Spitzenrock und roten Festtalaren.

Die Kirchenbilder kommen auf Altären.
Mariens Wunden brennen hell im Licht.
Und Christus naht, von Blumen bunt, die wehren
Die Sonne von dem gelben Holzgesicht.

Im Baldachine glänzt des Bischofs Krone.
Er schreitet singend mit dem heiligen Schrein.
Der hohe Stimmenschall der Diakone
Fliegt weit hinaus durch Land und Felderreih’n.

Der Truhen Glanz weht um die alte Tracht.
Die Kessel dampfen, drin die Kräuter kohlen.
Sie ziehen durch der weiten Felder Pracht,
Und matter glänzen die vergilbten Stolen.

Der Zug wird kleiner. Der Gesang verhallt.
Sie ziehn dahin, dem grünen Wald entgegen.
Er tut sich auf. Der Glanz verzieht im Wald,
Wo goldne Stille träumt auf dunklen Wegen.

Der Mittag kommt. Es schläft das weite Land,
Die tiefen Wege, wo die Schwalbe schweift,
Und eine Mühle steht am Himmelsrand,
Die ewig nach den weißen Wolken greift.

Georg Heym, *30.10.1887 in Hirschberg, Schlesien (heutiges Jelenia Gora der pl. Woiwodschaft Niederschlesien), +16.01. 1912 in Gatow (Wannsee), seit 1920 zum Berliner Stadtbezirk Spandau gehörend.

Kerze rot lang
Geburtstag von Gerdas Mutter Von Andreas Steinhardt am 16.06.2025 um 00:11 | melden

Heute vor 118 Jahren wurde Gerdas Mutter, meine Oma Theresia als dreizehntes (!) und letztes Kind ihrer Eltern im ostpreußischen Wuttrienen (heute Butrynin) geboren, dem letzten Zipfel des Ermlands. Als dreizehntes Kind? Man kann dies eigentlich kaum glauben...

Was hatte Gerda mit ihrer Mutter gemein? Bei erster Betrachtung sicherlich nicht so viel - beide waren aber sehr herzlich, lebhaft, direkt - Gerda war schillernd, Theresia eher unauffällig.

Meine Mutter ging mit der Zeit - ihre Mutter
konnte sich im Prinzip nie an eine modernere
Zeit gewöhnen.

Man musste Oma Theresia tatsächlich eine Waschmaschine, einen Kühlschrank und ein Telefon aufzwingen - sie lehnte dies immer strikt ab, bis in die 80er Jahre. Sie kühlte Lebensmittel im Keller, wusch mit einem Waschbrett im Stall, rief von einer Telefonzelle an. Ein Fernsehgerät hatte Theresia aber schon in den 70er Jahren - immerhin!

Wie gerne schaue ich zurück auf die Geburtstage meiner Oma Theresia, das Haus und der Garten waren voller Menschen. Theresia buk die besten Kuchen und kreierte die tollsten Torten, ihr schmackhafter Kartoffelsalat mit dicken
Knackern waren ebenfalls ein Schmaus.

Wir konnten bis zur Wende auch immer in Omas Geburtstag hinein feiern, da ja zu der Zeit der 17. Juni der Tag der Deutschen Einheit war.

Ich werde heute viel an Theresias Geburtstage zurückdenken - und uns heute den leckeren Kartoffelsalat nach Theresias Rezept zubereiten, welchen Gerda auch in gleicher Perfektion adaptierte...

Kerze gelb rund
Gedenkkerze zu Pfingsten Von Andreas Steinhardt am 07.06.2025 um 21:32 | melden

"Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf Euch kommen wird,
und werdet meine Zeugen sein"

Apostelgeschichte, 1.8

Zur Gedenkkerze für Gerda zum morgigen Pfingstfest kein Gedicht.

Meine Gedanken sind bei einer Verwandten, die unheilbar erkrankt ist. Diese Nachricht ereilte mich heute.

In der nächsten Zeit werde ich somit auf den Gedenkseiten meiner Mutter, meines Vaters, Großmutter und Großvaters nur einen kurzen Begleittext verwenden, ein Bibelzitat, ggf. ein angepasstes Gedicht.

Kerze creme klein
Junigedicht Von Andreas Steinhardt am 01.06.2025 um 13:11 | melden

Zur Gedenkkerze ein Gedicht von Detlev von Liliencron.

Lieben Sie den Juni? Denken Sie "endlich der erste Sommermonat?" Gerda konnte es fast nicht warm genug sein, sie zelebrierte den Sonnenschein und die Wärme förmlich.

Meine Mutter ist im Juli geboren - und sah immer einen Zusammenhang des Geburtsmonats mit der Vorliebe für eine Jahreszeit. Nun, ich bin im Januar geboren und ein Winterkind...ich kenne nicht wenige, auf die jene Neigung zum Geburtsmonat als Vorliebe für die Jahreszeit zutrifft - und für immer bestehen bleibt...

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Juni.


Schöne Junitage

von Detlev von Liliencron


Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuss,
Bis der letzte Klang verklungen,
Weil nun alles schlafen muss –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Sonnengrüner Rosengarten,
Sonnenweiße Stromesflut,
Sonnenstiller Morgenfriede,
Der auf Baum und Beeten ruht –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Straßentreiben, fern, verworren,
Reicher Mann und Bettelkind,
Myrtenkränze, Leichenzüge,
Tausendfältig Leben rinnt –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.

Langsam graut der Abend nieder,
Milde wird die harte Welt,
Und das Herz macht seinen Frieden,
Und zum Kinde wird der Held –
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.


Detlev von Liliencron, *1844 in Kiel, +1909 in
Alt-Rahlstedt (ab1937 zu Hamburg, Stadtbezirk Wandsbek)

Liliencron war dt. Lyriker, Prosa- und Bühnenautor.

Kerze hellgrün geschwungen
Geburtstag von Gerda Vater Von Andreas Steinhardt am 27.05.2025 um 15:40 | melden

Heute vor 121 Jahren wurde Gerdas Vater, mein Großvater Wilhelm geboren.

Siehe auch heute bei Interesse seine eigene Gedenkseite "Wilhelm Remiorz" mit Tageskerze zum Geburtstag.

Gerda verstand sich mit ihrem Vater sehr gut, hatte auch nur Lobeshymnen für ihn übrig, was für ein lieber, verständnisvoller Vater er doch war.

Absolut - Wilhelm war eine Frohnatur vom Schlage eines "Heinz Erhardt", an dem ich auch als Enkel große Freude hatte!

Wilhelm starb 1993 im Alter von 89 Jahren nur etwas über einem halben Jahr vor seiner Tochter Gerda, welche zu diesem Zeitpunkt 62 Jahre alt war und schon von schwerer Herzkrankheit gezeichnet. Trotzdem rechnete noch niemand damit, das Gerda ihren Vater nur noch kurze Zeit überleben würde.

Es jährt sich der 121. Geburtstag Wilhelms -
ich denke heute zurück an die vielen schönen Geburtstagsfeiern mit meinem Großvater, meiner Großmutter, an Gerda, an meinen Vater, meinem ältesten Bruder, an all die, die uns bereits verlassen haben, welche ich jetzt präsent vor Augen habe, am Kaffeetisch sitzend...an einem 27. Mai...

Kerze türkis dunkel dünn
König Mai Von Andreas Steinhardt am 23.05.2025 um 20:35 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Maigedicht von Adolph Glaser.

Der Mai geht in seine letzte Etappe, de Anfang war hochsommerlich bei Temperaturen bis 28°C.,
nachfolgend blieb es bei warmen Temperaturen, meist über 20° C., sogar die Eisheiligen waren galant zu uns - was uns im Mai und Vormonaten das trockenste Frühjahr seit 1929 bescherte.

Die Natur schreit förmlich nach Regen - nun gab es heute in hiesigen Breitengraden die ersten kräftigen Schauer zur späten Mittagsstunde, sie kamen einem mittlerweile sehr fremd vor.

Gerda konnte warme, auch sehr warme Temperaturen kaum erwarten - zumindest sie wäre in diesem Frühjahr bisher voll auf ihre Kosten gekommen - aber auch durchaus gepaart mit Mitleid für die Natur.

Nun, in den nächsten Tagen erwartet uns prospektiv kühleres Wetter - mit vielen Schauern, auch teilweise lang anhaltendem Regen.

Nicht nur die Natur freut sich - auch ich - Sonnen- und Pollenallergie werden stark gedämpft...


König Mai

von Adolph Glaser


Als Bote eilt der März herbei
Und bringt der Erde frohe Kunde,
Dass sie erwählt vom Bräutgam sei
Als Braut zu süssem Liebesbunde
Und laut erklärt er in der Runde:
Der Bräutigam, das ist der Mai,
Der schöne Mai.

Da er die Kunde ihr gebracht,
Der Erde Freudentränen rinnen
Auf ihre ernste Jungfrautracht
Von glattgelegtem weissem Linnen;
Sie weiss nicht, was sie soll beginnen,
Denn wohlbekannt ist ihr der Mai,
Der schöne Mai.

Bald ist sie tiefbewegt, bald still,
Weiss nicht, was sie soll tun und lassen,
So wechselnd endet der April.
Nun muss sie in Geduld sich fassen,
Denn zwischen Lieb und zwischen Hassen
Träumt ahnend doch sie nur vom Mai,
Vom schönen Mai.

Der aber kommt mit einem Mal
Ganz unerwartet angezogen
Und übern Berg und durch das Tal
Ist sein Gefolge mitgeflogen:
Ein Zirpen, Girren, Schwirren, Wogen,
Ein Jauchzen kündigt an den Mai,
Den schönen Mai.

Wie wird der Braut so wohl und bang,
Sie fühlt ihr Herz an seinem Hangen,
Sein Hauch ist Duft, sein Wort Gesang,
Es glühn von Rosen seine Wangen,
Sie ruht von seinem Arm umfangen
Und jauchzt: O lieber, lieber Mai,
O schöner Mai!

Adolph Glaser (Pseudonym Reinhard Reimar), *15.12.1829 in Wiesbaden, +31.03.1915 in Freiburg.

Glaser war dt. Schriftsteller, Schriftleiter und Journalist.

Kerze gelb lang
Eisheilige Von Andreas Steinhardt am 12.05.2025 um 09:26 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Carl Zuckmayer.

Die „Eisheiligen“ sind in diesem Jahr sehr gnädig, es herrscht sommerliches Wetter bei Temperaturen bis zu 24° C in unserer Region.

Gerda fürchtete sich förmlich vor diesen Tagen: „Warten wir erst einmal die Eisheiligen ab‘‘, sagte meine Mutter gerne, wenn jemand aufgrund des beispielshalber milden Aprils schon den kommenden Mai mit Vorschusslorbeeren bedachte...

In den kommenden Versen von Carl Zuckmayer spricht der Autor von den „Drei Eisheiligen“, in Wirklichkeit sind es gleich der Fünf an der Zahl, meist wird nur von Pankratius (heute), Servatius und Bonifatius gesprochen, Mamertus (11. Mai) und die „kalte Sophie“ (15. Mai) werden häufiger ausgelassen...

Das folgende Gedicht trifft also wettermäßig im diesem Jahr keineswegs zu – doch sind die Verse von Zuckmayer meiner Meinung nach interessant zu lesen, man muss schon ein wenig schmunzeln - werden wir solche Eisheiligen noch einmal erleben???


Die Drei Eisheiligen

von Carl Zuckmayer


"Die drei Eisheiligen sind übers Land gezogen
Und haben ihre Winterzähne ausgespuckt,
Die sind als Hagel auf die Saat geflogen,
Jetzt schwimmt der Acker voll mit Frost gesogen,
Mit grauem Schnee die Furchen voll geschluckt.

Es prasseln schlimme Wetter
Aus ihren Augenbraun,
Der Wein hat gelbe Blätter,
Der Weizen liegt zerhaun.

Der Erste, voll Gewittern, sägt
Der jungen Bäume Wuchs zuschand.
Des Zweiten harte Frostnacht schlägt
Die junge Frucht mit Eisesbrand.

Der Dritte kriecht im Nebelschleim
Dicht übern Boden durch den Gau,
Zernagt der Halme Wurzelkeim
Und beißt der Spargeln Köpfe blau.

Viel Mäuse, Raupen, Käfer sind
In ihrer Füße Spur verreckt,
Und liegen kalt im Totenwind,
Die Beine steif empor gestreckt.

Ein Kind hat sie am Himmel fliegen sehn,
Vergaß vor Schreck den Wettersegen,
Jetzt kann es nicht mehr aufrecht gehn,
Und sieht sie nachts im Fenster stehn,
Und magert stumm dem Tod entgegen.

Die drei Eisheiligen sind übers Land gezogen,
Und haben Schwindsucht in der Felder Brust gespuckt.
Jetzt hat sie Gott in seine Riesenwogen
Voll Frost und Wärme gurgelnd eingesogen,
Und tief in seine Gräber heimgeschluckt."


Carl Zuckmayer, *27. Dezember 1896 in Nackenheim, heute Landkreis Mainz-Bingen, Rheinhessen, + 18. Januar 1977 in
Visp, Kanton Wallis, CH.

Zuckmayer war ein deutscher Schriftsteller, der wegen rassischer Verfolgung als Jude emigrierte und die US-amerikanische und die Schweizer Staatsbürgerschaft erwarb. 1925 begann seine Karriere mit der Aufführung der von ihm stammenden Komödie "Der fröhliche Weinberg" welche sich 1931 sein größter Erfolg, das Drama "Der Hauptmann von Köpenick", anschloss.

Kerze creme klein
Alice Von Andreas Steinhardt am 10.05.2025 um 00:03 | melden

Diese Gedenkkerze ist für Gerda und für Alice.

Plötzlich und unerwartet starb unsere gute Freundin, Nachbarin und auch Hausbesitzerin Alice im Alter von 80 Jahren.

Wir sind fassungslos und könne
n es nicht begreifen.

Noch zuletzt waren wir bei ihr zu Gast, sangen zusammen Lieder und tranken Sekt.

Machs gut, Alice! Gute Reise!


Nacht


von Hermann Hesse


Ich habe meine Kerze ausgelöscht;
Zum offenen Fenster strömt die Nacht herein,
Umarmt mich sanft und läßt mich ihren Freund
Und ihren Bruder sein.

Wir beide sind am selben Heimweh krank;
Wir senden ahnungsvolle Träume aus
Und reden flüsternd von der alten Zeit
In unsres Vaters Haus.

Kerze grau-blau Grabkerze
Maigedicht Von Andreas Steinhardt am 07.05.2025 um 15:40 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Julius Rodenberg.

Nach den wärmsten ersten Maitagen seit den Wetteraufzeichnungen in unseren Breitengraden gab es nun einen deutlichen Temperatursturz.

Gerda hätte sich unglaublich über den "Hochsommer-Mai" gefreut - und würde jetzt seufzen, dass dieses sehr warme Wetter wieder vorbei ist. Die "Eisheiligen" kommen in Kürze - werden uns aber im Gegensatz zu ihrem Ruf wieder etwas wärmeres Wetter bescheren...



Im wunderschönen Monat Maien

von Julius Rodenberg


Nun bricht aus allen Zweigen
das maienfrische Grün,
die ersten Lerchen steigen
die ersten Veilchen blüh´n.
und golden liegen Tal und Höh´n:
O Welt, du bist so wunderschön
im Maien!

Und wie die Knospen springen
da regt sich’s allzumal;
die muntern Vögel singen
die Quelle rauscht ins Tal;
und freudig hallt das Lustgetön:
O Welt, du bist so wunderschön
im Maien!

Wie sich die Bäume wiegen
im lieben Sonnenschein!
Wie hoch die Vögel fliegen
ich möchte hinterdrein;
möcht‘ jubeln über Tal und Höh’n:
O Welt, du bist so wunderschön
im Maien!


Dieses Gedicht wurde von Beethoven vertont.

Julius Rodenberg, eigentlich Julius Levy,
*26. Juni 1831 in Rodenberg, heute Landkreis Schaumburg, Niedersachsen, +11. Juli 1914 in Berlin. Rodenberg war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Kerze hellgrün klein
Manchmal geschieht es in tiefer Nacht Von Andreas Steinhardt am 28.04.2025 um 21:52 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze für Gerda in der Trauerwoche für Papst Franziskus ein etwas "gediegeneres" Gedicht von Rilke.

Gratia coniunctus in aeternum, Franciscus PP.!

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
2Kor 5,7


Manchmal geschieht es in tiefer Nacht

von Rainer Maria Rilke


Manchmal geschieht es in tiefer Nacht,
dass der Wind wie ein Kind erwacht,
und er kommt die Alleen allein
leise, leise ins Dorf herein.

Und er tastet bis an den Teich,
und dann horcht er herum:
Und die Häuser sind alle bleich,
und die Eichen sind stumm...



Interpretation der Seite mein-lernen.at:
Dieses Gedicht thematisiert die Überraschungen, die in der Tiefe der Nacht stattfinden können. Die Dunkelheit wird hier zu einem Raum, in dem neue Erkenntnisse oder Wendungen möglich sind. Rilke betont die Dynamik des Verborgenen.

Rainer Maria Rilke, *04.12.1875 in Prag, +29.12.1926 in Glion, Kanton Waadt ,
Schweiz, seit 1953 Glion sur Montreux.

Kerze türkis dunkel dünn
Gedicht in der Osternacht Von Andreas Steinhardt am 20.04.2025 um 00:28 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze in der Osternacht ein Gedicht von Martin Greif.

Ich erinnere mich besonders gerne an frühere Ostern, die Feste meiner Kindheit. Wie schön meine Mutter das Haus österlich geschmückt hatte! Blühende Zweige mit bunten Dekoreiern festlich verziert, kleine und große Porzellanhasen standen hier und dort, und:

Die Suche nach vielen bunten Ostereiern im Garten! Natürlich gab es auch ein paar schöne Geschenke, einen Stoffhasen, ein Spielzeugauto und viele, viele Leckereien auf dem Osterteller.
Am Nachmittage kamen dann die Großeltern
zum großen Festessen. Und: Das Kind freute
sich wieder über einige Osterpräsente...

Den Besuchern von Gerdas Gedenkseite wünsche ich ein friedvolles Osterfest!


Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

2Kor 5,7


Osterzeit

von Martin Greif


O wunderreiche Osterzeit,
Da aus den schon gelösten Banden
Der Lenz in lichter Herrlichkeit
Gleichwie der Heiland ist auferstanden!

Sieh hin! Das frühe Veilchen blüht,
Und wo nach überwundnem Zagen
Das erste Grün den Busch umzieht,
Hörst du die Drossel wieder schlagen.

Wohin du blickst, dich Wunder locken,
Davon die Ahnung dich durchdringt,
Wie sich beim Klang der Osterglocken
Die Seele aus dem Düster schwingt.


Martin Greif, eigentl. Friedrich Hermann Frey,
*18. Juni 1839 in Speyer, damaliges Königreich Bayern, Regierungsbezirk Kreis Pfalz, heute zu Rheinland-Pfalz, +01. April 1911 in Kufstein, Tirol, Österreich.

Kerze creme lang
Gedicht zum Karfreitag Von Andreas Steinhardt am 18.04.2025 um 14:05 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Karfreitag ein Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff.

Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen Feiertag.


Für Gerda. Für Axel.


Am Karfreitage

von Annette von Droste-Hülshoff


Weinet, weinet, meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen,
Ach, der Tag will euch nicht taugen,
Und die Sonne will euch höhnen!
Seine Augen sind geschlossen,
Seiner Augen süßes Scheinen.
Weinet, weinet unverdrossen,
Könnt doch nie genugsam weinen!

Als die Sonne das vernommen,
Hat sie eine Trauerhülle
Um ihr klares Aug genommen,
Ihre Tränen fallen stille.
Und ich will noch Freude saugen
Aus der Welt, der hellen, schönen?
Weinet, weinet meine Augen,
Rinnt nur lieber gar zu Tränen!

Gedicht gekürzt


Annette von Droste-Hülshoff, *12. Januar 1797, nach anderen Quellen 10. Januar 1797 auf Burg Hülshoff in Havixbeck bei Münster, +24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg.

Droste-Hülshoff war eine dt. Schriftstellerin und Komponistin. Sie gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichtern des 19. Jahrhunderts.

Kerze lila geschwungen
In den duftenden Frühling will ich hinaus Von Andreas Steinhardt am 13.04.2025 um 14:55 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Palmsonntag ein Gedicht von Auguste Kurs.

Nach einem sehr warmen und sonnigen
Samstag, wobei das Thermometer am Nachmittag die 25° C-Marke knackte, zeigt sich der heutige Palmsonntag bewölkt, viel kühler und es gab schon ein paar kleine Schauer.

Gerda hätte gestern vor Freude gejucht - und versucht, möglichst wenig Zeit im Haus zu verbringen - um im heimischen Garten mit der Sonne um die Wette zu strahlen...

Die Natur schreit nach Regen, seit vielen Wochen hatten wir bis heute fast keinen Niederschlag -
die meisten Menschen die ich kenne sagen momentan "bloß kein Regen, soll es doch so bleiben" - sind wir wirklich so egoistisch? Die meisten offenbar ja.


In den duftenden Frühling will ich hinaus

von Auguste Kurs


In den duftenden Frühling will ich hinaus,
Hinweg aus dem kalten, beengenden Haus
In die freie verlockende Weite.

Was soll mir der Bücher verdrießlicher Kram,
Die ich immer und immer vergeblicher nahm,
Ich werfe sie freudig zur Seite.

Denn find ich nicht draußen der Blätter genug?
Da schimmert geheimnißvoll jeglicher Zug
Von des Ewigen eigenen Händen -
Das wieget die übrigen Lettern wohl auf,
So will ich denn auch in geflügeltem Lauf
Von dem einen zum andern mich wenden.

Da bin ich nun draußen und blicke umher,
Wie wird das Studieren schon wieder mir schwer
Hier unter den blühenden Bäumen!

Sie senden schon Blüte auf Blüte mir zu,
So will ich hier rasten in seliger Ruh,
Und will nur genießen und träumen.


Auguste Kurs geb. Rosenberg, *26.11.1815 (nach anderen Quellen am 26.11.1810) in Berlin, +18.07. 1892 ebenda.

Kerze rot viereckig
Die Amsel Von Andreas Steinhardt am 11.04.2025 um 23:33 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Heinrich Seidel.

Seit vielen Wochen hat es in unserer Region,
wie auch in den meisten anderen Gebieten Deutschlands so gut wie keinen Niederschlag gegeben, völlig im Gegensatz zum letzten Frühjahr. Die Natur schreit nach Regen - die Menschen zeigen sich hingegen "durchaus zufrieden" mit dem milden und trockenem
März und April...

Ich hatte mit meiner Mutter ja sehr viel gemein - aber an der Liebe zu einer bestimmten Jahreszeit schieden wir durchaus...ich zelebriere so zum Beispiel den ersten Oktobertag wie Gerda, wie wohl die Mehrheit, den erste Maientag...

...ich wecke häufig Heiterkeit wenn ich sage: "Nun...halt Sternzeichen Eisbär, Aszendent Pinguin..."


Die Amsel

von Heinrich Seidel


Wie tönt an Frühlingstagen
So schwermuthsreich und hold
Der Amsel lautes Schlagen
In’s stille Abendgold.

Es schimmert an den Zweigen
Ein zartverhülltes Grün,
Die jungen Säfte steigen,
Und es beginnt zu blühn.

Doch nicht mit Jubeltönen
Begrüsst die Amsel nun
Die Tage, jene schönen,
Die in der Zukunft ruhn.

Es klingt wie Leides Ahnung,
Sie singt im schwarzen Kleid
Schon jetzt die trübe Mahnung,
Wie kurz die schöne Zeit.


Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel, *25. Juni 1842 in Perlin, Mecklenburg-Schwerin, heute Landkreis Nordwestmecklenburg, + 07. November 1906 in Groß-Lichterfelde, einst eigenständige Gemeinde im Regierungsbezirk Potsdam, seit 1912 Berlin-Lichterfelde.

Seidel war ein deutscher Dichter, Schriftsteller
und Ingenieur.

Kerze orange klein
Gedicht Frühling von Heinrich Seidel Von Andreas Steinhardt am 05.04.2025 um 15:49 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Heinrich Seidel.

Im Gegensatz zum letzten April ist dieser sehr mild und trocken, gestern erreichte das Thermometer in hiesigen Breitengraden 22° C.

Gerda hätte diese Tage in vollen Zügen genossen, und möglichst viel Zeit in ihrem Garten verbracht.

"Im einigen Wochen ist Mai, viel kann ja nicht mehr schiefgehen", hätte meine Mutter vielleicht gesagt, "aber die Eisheiligen kommen ja dann auch noch..."



Frühling

von Heinrich Seidel


Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
»Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!«

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
»Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!«

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
»Der Frühling, der Frühling!« — da wusst ich genug!


Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel, *25. Juni 1842 in Perlin, Mecklenburg-Schwerin, heute Landkreis Nordwestmecklenburg, + 07. November 1906 in Groß-Lichterfelde, einst eigenständige Gemeinde im Regierungsbezirk Potsdam, seit 1912 Berlin-Lichterfelde.

Seidel war ein deutscher Schriftsteller und Ingenieur.

Kerze hellgrün lang
Nachtigall Von Andreas Steinhardt am 30.03.2025 um 11:34 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Joseph von Eichendorff über die Nachtigall.

Wie komme ich auf diese Verse?
Am sehr späten Abend hörte ich mit meiner Partnerin den Gesang der Nachtigall, welche sich im Frühjahr durch ihre "Melodien" auf nächtlicher Partnersuche befindet.

Schauen Sie einmal bei "Wikipedia - Nachtigall" hinein, dort bekommen Sie unter dem Unterpunkt "Gesang" eine Auswahl zwischen den 120-260 unterschiedlichen Strophentypen, die der Vogel offenbar beherrscht, als Mitschnitt geboten.

Die Überleitung zu Gerda ist diese, dass meine Mutter mich in ähnlicher Weise an späten Abenden auf den Gesang der Nachtigall aufmerksam machte - sie beschrieb mir diesen
als ihren Lieblingsvogel - wie kläglich, wie hoffnungsvoll er (nur die männliche Nachtigall singt) seine sehnsüchtigen Melodien - teilweise die ganze Nacht - anstimmt...



Nachtigall

von Joseph von Eichendorff


Nach den schönen Frühlingstagen,
Wenn die blauen Lüfte wehen,
Wünsche mit dem Flügel schlagen
Und im Grünen Amor zielt,
Bleibt ein Jauchzen auf den Höhen;
Und ein Wetterleuchten spielt
Aus der Ferne durch die Bäume
Wunderbar die ganze Nacht,
Daß die Nachtigall erwacht
Von den irren Widerscheinen,
Und durch alle sel’ge Gründe
In der Einsamkeit verkünde,
Was sie alle, alle meinen;
Dieses Rauschen in den Bäumen
Und der Mensch in dunkeln Träumen.


Interpretation von planetlyrik.de:

Wenn hier der Lieblingsvogel Eichendorffs, die Nachtigall, „erwacht“, dann schlägt er seine Augen auf in einer vexierhaft verspiegelten Welt, die nicht durchweg das Licht der Schöpfungsherrlichkeit offenbart. Es ist im Gegenteil die Nachtseite der Vernunft, „der Mensch in dunkeln Träumen“, die von der Nachtigall „verkündet“ werden. Schönheit und Schrecken liegen dicht beieinander.


Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff,
*10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor, Oberschlesien, +26. November 1857 in Neisse, Oberschlesien, heutiges Nysa, poln. Woiwodschaft Oppeln, Opole.

Eichendorff war ein sehr bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern, und ist zudem auch als Prosadichter ("Aus dem Leben eines Taugenichts") bis heute gegenwärtig.

Kerze flieder geschwungen
Gedicht Frühlingssonne von Rodenberg Von Andreas Steinhardt am 22.03.2025 um 09:18 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Julius Rodenberg.

Der gestrige Freitag war ein sonnendurchfluteter, warmer Frühlingstag, hierzulande mit Temperaturen bis zu 22° C.

Gerda hätte an solch einem Märztag mit der Sonne um die Wette gestrahlt, das Gesicht gen Himmel gerichtet, mit einem Lächeln und sicherlich einem Satz auf den Lippen wie...
"Ach wie wunderbar! Der Frühling ist da! Ich bin
so froh und glücklich, dass die kalten, düsteren Tage vorüber sind!" - es ist ein wenig früh dafür, dass sich solch ein Wetter nun lange hält. Die Kehrtwende beginnt hierzulande schon heute...


Frühlingssonne


von Julius Rodenberg


Frühlingssonne tritt mit Funkeln
Aus den Wolken; Merzluft weht,
Tief am Berg, im Wald, dem dunkeln
Und am Strom der Schnee zergeht.

Veilchendüfte, Lerchenschall,
Glanz und Jubel überall.
O wie wonnig,
O wie sonnig,
Wenn der Frühling aufersteht!

Möchte nun ein Vogel werden,
In den Himmel fliegen ein,
Und doch von dem Glanz der Erden
Kann ich gar nicht mich befrein.

O, mein Schatz, so anmuthreich,
Erd und Himmel mir zugleich,
Stern und Sonne,
Qual und Wonne,
Könnt ich nunmehr bei Dir sein!


Julius Rodenberg, eigentlich Julius Levy,
*26. Juni 1831 in Rodenberg, heute LK Schaumburg, Niedersachsen, +11. Juli 1914
in Berlin.

Rodenberg war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Kerze gelb klein
Todestag von Gerdas Ehemann Franz Von Andreas Steinhardt am 15.03.2025 um 14:35 | melden

Die heutige Gedenkkerze widme ich nicht nur Gerda, sondern auch meinem Vater, der heute
vor 39 Jahren im Alter von 59 Jahren plötzlich verstarb. (Gedenkseite Franz Steinhardt)

Gerda war zu diesem Zeitpunkt 55 Jahre alt - im Prinzip änderte sich alles nach dem Tod ihres Mannes.

Meine Mutter fing sich schnell nach dem unerwarteten Tod meines Vaters - und nahm ihr Leben, unser Leben (ich war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 16 Jahre alt und noch Schüler) in die Hand. Durch ihre Stärke und Souveränität konnten wir ein völlig neues Kapitel beginnen -
und es gemeinsam meistern.


Unsere Toten sind nicht abwesend
sondern nur unsichtbar.
Sie schauen mit ihren Augen voller Licht
in unsere Augen voller Trauer

Aurelius Augustinus (Hl. Augustinus, Aug. von Hippo)

Kerze rot lang
Geduld Von Andreas Steinhardt am 11.03.2025 um 14:14 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Charlotte von Ahlefeld zum Thema "Geduld".

Gerda war die Geduld in Person - meine Mutter
lies sich nie aus der Ruhe bringen. Sie konnte Dinge aussitzen, bis diese ihren (mehr oder minder erwarteten...) Lauf nahmen.

Mit meiner Mutter habe ich viel gemeinsam, muss aber gestehen, dass ich die Geduld nicht gerade von ihr geerbt habe. Ich wirke zwar ruhig und geduldig, aber innerlich bin ich häufig rastlos.

Diesbezüglich sollte ich mich häufiger an Gerda zurück erinnern -
und ihrem guten Beispiel folgen...


Geduld

von Charlotte von Ahlefeld


Umstarrt vom Eis des Norden
In trüber Einsamkeit,
Ist mir ein Blümchen worden
Das duftend mich erfreut.

Im Taue bittrer Tränen
Entfaltete es sich,
Und heilte von dem Sehnen
Nach bessrer Zukunft mich.

Tief trag ich es verborgen
In der verschwiegnen Brust.
Da wandelts meine Sorgen
In stiller Wehmuth Lust.
Um mein Geschick zu tragen
Gab mirs des Himmels Huld.
Wie heißt es? wirst Du fragen.
Das Blümchen heißt - Geduld.


Charlotte Elisabeth Sophie Louise Wilhelmine von Ahlefeld, geb. von Seebach, * 6. Dezember 1777 in Stedten, heute Stedten am Ettersberg, Ortsteil der Landgemeinde Am Ettersberg im Landkreis Weimarer Land in Thüringen, + 27. Juli 1849 in Teplitz, Böhmen, heute Teplice-Šanov, Bezirksstadt
in der nordböhmischen Region Usti in Tschechien.

Von Ahlefeld war eine deutsche Schriftstellerin. Ihre Pseudonyme waren: "Elisabeth Selbig", "C.", "Natalie", "Verfasserin der Marie Müller", "...der Erna", "...der Felicitas“ usw.

Kerze hellgrün viereckig
Gedicht zu Aschermittwoch von Fallersleben Von Andreas Steinhardt am 05.03.2025 um 16:07 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Aschermittwoch
ein Gedicht von Hoffmann von Fallersleben.

Die Masken sind gefallen, die Fastenzeit hat begonnen. Sind Sie froh, das der ganze Spuk
des Faschings nun ein Ende hat? Oder trauern
Sie der närrischen Zeit hinterher?

Gerda, die Frohnatur, mochte den Karneval sehr gern, wie auch ich.

Nun ist er da, der Aschermittwoch, da hilft kein Weh und kein Ach...

...eine kargere Zeit beginnt, je nach dem wie Sie diese annehmen, mit christlichem Hintergrund oder purem Ignorieren...

...die gute Nachricht::

Am 20. April ist Ostersonntag. Ein überschaubarer Zeitraum, wie auch immer Sie diese kommenden Wochen gestalten, möge es Ihnen gut gelingen!


Aschermittwoch

von Hoffmann von Fallersleben


Wir feiern im Norden jetzt überall
Mit hoher Erlaubnis den Carneval.
Wir treiben Spott, wir treiben Scherz
Mit allerlei in unserm Land und allerwärts.

So kommt denn manche Wahrheit wohl an
den Tag,
Die man nicht offenbaren darf und mag.
Und mancher singt und mancher sagt,
Was er doch sonst wohl schwerlich hätte gewagt.

Das wäre nun Alles zu unserm Gedeihn,
Ja, müsst es bei uns ewig Fasching sein.
Wer kann Jahr aus, wer kann Jahr ein
Und immerfort und immerfort ein Narr doch sein.

Der Carneval vergehet ohne Spur,
Und immerfort behalten wir die Censur.
Gäbt ihr dafür die Presse frei,
Bei Gott, das wär die allerschönste Narretei!


August Heinrich Hoffmann von Fallersleben war ein dt. Hochschullehrer, Dichter und Übersetzer wie Herausgeber von alten Schriften.

*02. April 1798 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, seit 1972 zu Wolfsburg.
+19. Januar 1874 im Kloster Corvey, heute zur Stadt Höxter, OWL.

Kerze lila klein
Karnevalsgedicht von Wilhelm Busch Von Andreas Steinhardt am 03.03.2025 um 10:32 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Rosenmontag ein paar Gedanken zum Karneval, zum Fasching und ein passendes Gedicht von Wilhelm Busch.

Sind Sie (auch) jeck? Lieben Sie die "tollen Tage?" Oder ist es Ihnen zuwider? Darf man bei der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Situation überhaupt fröhlich sein? Feiern?
Lassen wir nun auch unsere Geburtstage, Weihnachten, Ostern ausfallen oder gönnen wir uns ein paar Tage, ein paar Stunden Freude, Erholung vom trüben Alltag?

Meine Mutter sagte immer: "Viele sagen: Ach, Karneval! Dieses auf Kommando lustig sein! Das können ja nur Karnevalsmuffel sagen... aber es ist nicht so - wir freuen uns ja schon lange vorher auf die jecken Tage, und endlich sind sie dann da!"

Der Aschermittwoch kommt bald. Dann können wir früh genug das ganze Jahr Trübsal blasen
und an allem, was da auf uns einströmen mag, verzweifeln...gönnen Sie den Menschen den Karneval, den Fasching...


Karneval

von Wilhelm Busch


Auch uns, in Ehren sei’s gesagt,
Hat einst der Karneval behagt,
Besonders und zu allermeist
In einer Stadt, die München heißt.
Wie reizend fand man dazumal
Ein menschenwarmes Festlokal,
Wie fleißig wurde über Nacht
Das Glas gefüllt und leergemacht,
Und gingen wir im Schnee nach Haus,
War grad die frühe Messe aus,
Dann konnten gleich die frömmsten Fraun
Sich negativ an uns erbaun.
Die Zeit verging, das Alter kam,
Wir wurden sittsam, wurden zahm.
Nun sehn wir zwar noch ziemlich gern
Die Sach’ uns an, doch nur von fern
Ein Auge zu, Mundwinkel schief
Durchs umgekehrte Perspektiv.

Wilhelm Busch, * 14.02.1832 in Wiedensahl, Schaumburger Land, Niedersachsen,
+09.01.1908 Mechtshausen, heute Stadt
Seesen, Niedersachsen.

Sind Sie in der Nähe, besuchen Sie doch einmal das alte Pfarrhaus im Ortsteil Mechtshausen,
dort wurde ihm zu Ehren ein Museum eingerichtet, in dem neben seinen Werken seine Wohn- und Arbeitsräume zu besichtigen sind. Vor der Kirche steht eine Max-und-Moritz-Statue, sein Grabmal
ist auf dem dortigen Friedhof zu finden.

Kerze orange geschwungen
Frau Venus Von Andreas Steinhardt am 01.03.2025 um 12:59 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Joseph von Eichendorff, passend zum (meteorologischen) Frühlingsbeginn am 1. März.

Der März, der Frühlingsanfang war für Gerda einer Wiedergeburt gleich, ihre so verschmähte, kalte Jahreszeit war "im Prinzip" vorbei. Warten wir es ab - auch in meiner Region gab es öfter schon "Osterschnee" - obwohl in diesem Jahr der Ostersonntag erst auf den 20. April fällt...


Frau Venus

von Joseph von Eichendorff


Was weckst du, Frühling, mich von neuem wieder?
Dass all die alten Wünsche auferstehen,
Geht übers Land ein wunderbares Wehen;
Dass schauert mir so lieblich durch die Glieder.

Die schöne Mutter grüßen tausend Lieder,
Die, wieder jung, im Brautkranz süß zu sehen.
Der Wald will sprechen, rauschend Ströme
gehen, Najaden tauchen singend auf und nieder.

Die Rose seh ich gehn aus grüner Klause
Und, wie so buhlerisch die Lüfte fächeln,
Errötend in die laue Flut sich dehnen.
So mich auch ruft ihr aus dem stillen Hause -
Und schmerzlich nun muss ich im Frühling lächeln,
Versinkend zwischen Duft und Klang vor Sehnen.


Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff,
*10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor,
damaliges Oberschlesien, +26. November 1857
in Neisse, Oberschlesien.

Von Eichendorff war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik.

Kerze gelb viereckig
Gedicht zur Wahl Von Andreas Steinhardt am 23.02.2025 um 14:03 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am Wahlsonntag
ein passendes Gedicht von Ludwig Thoma.

"Rot oder schwarz" - was klingt wie eine Entscheidung beim Roulette, war die Gretchenfrage meiner Eltern vor Wahlen.

Mein Vater beschaffte stets die Briefwahl- unterlagen, es gab jedes Mal größere Diskussionen wo man denn nun sein Kreuzchen
zu setzen hat. Heute kann man es ja sagen -
Gerda war überzeugte SPD-Wählerin, mein Vater hätte niemals seine Stimme einer anderen Partei gegeben als der CDU.

Er wollte meine Mutter immer davon überzeugen, dass dies der falsche Weg ist - die Diskussionen im meiner Kindheit sind mir noch sehr präsent.
Letztendlich ließ sich Gerda nicht von ihrem Standpunkt abbringen.

Das Resultat daraus ist, dass ich seit meiner ersten Wahl nie einer dieser beiden Parteien gewählt habe...

Wählen Sie jede beliebige Partei, nur lassen Sie Ihren Finger nicht nach rechts rutschen, tun wir dies, haben wir nichts begriffen. Meine Meinung. Und es wäre auch die meiner Eltern.



Nach den Wahlen

von Ludwig Thoma


Es schreit nicht mehr in fetten Schriften
Das Für und Wider von der Wand.
So laßt uns alle Frieden stiften!
Ein jeder reiche seine Hand!

Zur Menschheit wird auf diesem Wege
Die heißentflammte Wählerschar;
Und wieder Nachbar und Kollege
Ist, wer noch gestern Schurke war.


Ludwig Thoma, *21. Januar 1867 in Oberammergau, +26. August 1921 in
Tegernsee.

Thoma war ein dt. Schriftsteller, Lyriker, Dramatiker und Rechtsanwalt. Durch
seine satirische Betrachtung politischer
Ereignisse wurde er einst populär. Allerdings
wird Thoma heute aufgrund seiner unter
anderem antisemitischen Zeilen seiner letzten
Lebensjahre zunehmend kritisch betrachtet.

Kerze hellgrün lang
Dämmergau in weiter Runde Von Andreas Steinhardt am 19.02.2025 um 23:00 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Stephan Milow, welches zum Ende prospektiv ein wenig Hoffnung auf das kommende Frühjahr gibt.

Die letzten Tage waren in unseren Breitengraden durchweg im Minusbereich, bei wie vielerorts strahlendem Sonnenschein.

Nun deutet sich ein Wetterwechsel an, deutliche Plusgrade, allerdings wird es damit auch wechselhafter.

Gerdas Hoffnung auf einen baldigen, "frühen Frühling" würde in diesen kommenden Tagen sicherlich steigen - der Winter war ihr ein unliebsames Zwischenspiel, im Gegensatz zu
mir.

Ich habe viele Eigenschaften von meiner Mutter geerbt - aber ich liebe den Winter. Aus einem Sommerkind wie Gerda würde man nie einen Winterfan machen können - und aus einem Winterkind niemals einen Sommerjeck...


Dämmergrau die weite Runde...

von Stephan Milow


Dämmergrau die weite Runde,
Stille rings, kein Leben wach,
Nur im öden Waldesgrunde
Rieselt halb erstarrt ein Bach.

Zuckend liegt danieder alles,
Blattlos zittern Baum und Strauch,
Doch inmitten des Zerfalls
Welch ein wundersamer Hauch!

War es nicht dasselbe Schauern,
Als der Herbst umflort das Land?
War es nicht dasselbe Trauern,
Als ich damals brütend stand?

Was nur webt da, nicht zu sagen,
Über all dem Todesgraun,
Dass mein Herz aus seinen Klagen
Plötzlich aufpocht voll Vertrauen?

Ja, das ist in all dem Beben
Schon die Ahnung, die da spricht:
Diesen Schauern folgt das Leben,
Dieser Dämmerung das Licht.

Stephan Milow, eigentl. Stephan von Millenkovich, *09. März 1836 in Orsowa, damal. Kaisertum Österreich, heute zu Rumänien, +12. März 1915
in Mödling, Niederösterreich.

Milow war Lyriker, Erzähler, Kartograph sowie Vater von Max von Millenkovich, Musikschrift- steller (Pseud. Max Morold) und Benno von Millenkovich.

Kerze rot lang
Februargedicht von Kästner Von Andreas Steinhardt am 08.02.2025 um 14:02 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Februargedicht
von Erich Kästner.

Nun, es schneit heute nicht in hiesigen Breitengraden wie in den folgenden Versen
der Februar mit seiner (besonders in diesem
Jahr) Wechselhaftigkeit beschrieben wird, es herrschen Plusgrade vor, der Himmel ist bedeckt.

Gerda, das Sommerkind und Sonnenanbeterin, würde den März herbeisehnen - obwohl dieser auch in unserer Region in manchem Jahr durchaus schon mit Schneetagen daher kam -
mir wärs nur recht.

Nun, gegen eine schöne Schneelandschaft bei Sonnenschein hatte meine Mutter durchaus nichts einzuwenden, konnte sich auch daran erfreuen...



Februar

von Erich Kästner


Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.

Pünktlich holt sie aus der Truhe
falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.

In Brokat und seidnen Resten,
eine Maske vorm Gesicht,
kommt sie dann zu unsren Festen.
Wir erkennen sie nur nicht.

Bei Trompeten und Gitarren
drehn wir uns im Labyrinth
und sind aufgeputzte Narren
um zu scheinen, was wir sind.

Unsre Orden sind Attrappe.
Bunter Schnee ist aus Papier.
Unsre Nasen sind aus Pappe.
Und aus welchem Stoff sind wir?

Bleich, als sähe er Gespenster,
mustert uns Prinz Karneval.
Aschermittwoch starrt durchs Fenster.
Und die Zeit verläßt den Saal.

Pünktlich legt sie in die Truhe
das Vorüber und Vorbei.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
Sorgenkleid und Einerlei.

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.


Erich Kästner, *23. Februar 1899 in Dresden,
+29. Juli 1974 in München.

Kästner war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter. Er zählt zu den Autoren von Weltgeltung.

Kerze rosa klein
Februargedicht Von Andreas Steinhardt am 02.02.2025 um 11:49 | melden

Zur Gedenkkerze am kath. Fest Maria Lichtmess ein Gedicht, welches die Hoffnung auf den baldigen Frühling ausdrückt.

Wir haben heute einen sonnendurchfluteten, aber kalten Morgen bei -4° C.

Gerda konnte es - wie wohl die meisten von Ihnen - kaum erwarten, bis das Frühjahr, die Natur wieder neu erwacht - aber über solch einen klaren, sonnigen, wenn auch kalten Sonntag hätte sich meine Mutter auch sehr gefreut.


Februar

von Ernst Lissauer


O seliger Anfang Februar!
Es steigt das Jahr.
Die Sonne kehrt zurück, und länger bleibt das Licht.
Ich fühle mich von stiller Kraft durchfeuert,
Die rinnend weit mir das Geblüt durchflicht,
Ich treibe wachsend Ring und Schicht,
Ich werd’ erneuert.

Ernst Lissauer, *10. Dezember 1882 in Berlin, +ebenfalls 10. Dezember 1937 in Wien. Lissauer war ein deutscher Dramatiker, Lyriker und Publizist.

Kerze gelb geschwungen
Januargedicht von Emil Besser Von Andreas Steinhardt am 25.01.2025 um 14:32 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Emil Besser.

Der letzte Schnee ist nun endgültig getaut, etwas mildere Luft mit Regen machte die weiße Pracht zunichte.

Gerda hätte die schönen Tage mit Rauhreif und Sonnenschein letzte Woche sicherlich auch als Sommerkind in gewisser Weise genossen, trüber Himmel und Januarregen hätten sie schir verzweifeln lassen...

"Hoffentlich kommt bald der Frühling, wir haben Ende Januar und nicht mehr Anfang November,
da kann man schon hoffen" - so oder ähnlich vernahm ich häufiger ihr Klagen um diese Jahreszeit herum...


Januar

von Emil Besser


Das weite todesmüde Schweigen;
Die kalte Klarheit in der Luft;
Die Bäume mit den kahlen Zweigen;
Auf frischem Schnee ein blauer Duft;

– Und drunter all das junge Leben,
Um dessen still verborgnes Sein
Schon ahnungsvolle Träume schweben
Von einer Welt im Sonnenschein.


Karl Rudolf Emil Besser, Pseudonyme Emil von
der Höhenwarte und Karl Rudolph, *1863 in Trier, +1908? - Daten nicht komplett zu finden.

Besser war ein dt. Schriftsteller, Dichter, Beamter und Steuersekretär.

Kerze orange klein
Die damalige Trauerfeier Von Andreas Steinhardt am 18.01.2025 um 10:40 | melden

Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“

Victor Hugo

Am 18. Januar vor 31 Jahren fand die Trauerfeier für Gerda statt, die mit 63 Jahren, nach schwerer Herzkrankheit viel zu früh von uns ging.

Es war ein klarer, kalter Wintermorgen mit Rauhreif, und während der Zeremonie schönstem Sonnenschein. Zunächst fand am fast noch dunklen Morgen, bereits um 8 Uhr in der Früh das Requiem im Rahmen einer Eucharistiefeier in der kath. Kirche St. Josef Gladbeck-Rentfort statt.
Die Heilige Messe zelebrierte Pastor Norbert Hoffmann+, ein Original, ein Priester zum anfassen, ein Menschenfischer.

Nach dem Trauergottesdienst, bei dem Pastor Hoffmann (er war auch Buchautor, meine Empfehlung, Wikipedia) wohltuende, tröstende Worte fand, ging die aufgrund Gerdas großen Bekanntheitsgrades immense Anzahl von Trauergästen geschlossen zum direkt neben
der Kirche gelegenen Friedhof Gladbeck-Rentfort.

Hinter dem Pastor ging ich mit meinem kleinen Neffen dem Trauerzug voran. Beim Tod seiner Oma Gerda war er gerade 8 Jahre alt. Der jüngste Enkel und ich als jüngster Sohn schritten Hand in Hand voran, die kalte, aber doch tröstende Wintersonne schaute zwischen den hohen Baumwipfeln neugierig heraus. Einige Rabenkrähen begleiteten uns mit ihren klagenden, fast schluchzenden Lauten. Ein surreales Bild.

Während der Zeremonie am Grab schaute ich grundsätzlich nur in Richtung Sonne, stellte mir vor, das Gerda uns jetzt vielleicht von oben zusieht...

Während des Trauerkaffees hatte ich Gelegenheit, mit lang nicht mehr gesehenen Verwandten wie WeggefährtInnen von Gerda zu sprechen. Wir sprachen über ihr Leben, was sie doch für ein besonderer Mensch war, wie sehr wir Gerda, ihr ansteckendes Lachen, vermissen werden.

Am späten Nachmittag, die Sonne setzte sich gerade, ging ich noch einmal - alleine - zum Grab meiner Mutter. Zuvor, am frühen Nachmittag, war ich mit meinen Verwandten zum Grab gegangen, um die ersten Kerzen dort anzuzünden. Später, in der beginnenden Dämmerung, wollte ich zum ersten Mal allein am Grab meiner Mutter stehen. Die Sonne, die uns am Morgen so tröstend zusah, ging langsam unter, müde vom anstrengenden Tag, wie auch ich. Eine Weile schaute ich mir die sich setzende Sonne an, wie ich am Morgen auch aufschaute bei ihrer beginnenden Runde. Es war ein so lichterfüller Januartag - ganz, wie Gerda ihn sich mit Bestimmtheit für ihre Trauerfeier auch so gewünscht hätte. Ich dachte so bei mir...nun bist Du dort, Mutter, dort oben, da irgendwo, wo die Sonne auch ihre Bahnen zieht...deine geliebte Sonne geht für Dich niemals mehr unter...

Kerze türkis dunkel dünn
Gedenktag Von Andreas Steinhardt am 11.01.2025 um 00:01 | melden

Heute vor 31 Jahren verstarb Gerda im Alter
von 63 Jahren an einer schweren Herzkrankheit, welche drei Jahrzehnte später aufgrund der kardiologischen Fortschritte wahrscheinlich
nicht mehr mit ihrem Tod enden würde.

Trotz des etwa neunmonatigen (sich im Laufe
des Jahres verschlechternden) Krankheits- verlaufs, hatten wir bis zuletzt Hoffnung, auch meine Mutter selbst - ihr Tod kam daher am
Abend des 11. Januar 1994 im hiesigen Hospital doch für alle plötzlich und recht unerwartet.

Der Schock saß bei uns Angehörigen tief und nachhaltig. Ihre Schwester Dorothea (heute 93 Jahre alt) und auch ich sind im Prinzip nie wirklich über den Verlust von Gerda hinweg gekommen.

Zeit heilt (vielleicht) die Wunden und lindert den Schmerz - die Narben bleiben aber für immer spürbar. Dieser außergewöhnliche Mensch
Gerda Sophia Steinhardt hat in uns eine nicht mehr füllbare Lücke hinterlassen.

Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen.

Albert Schweitzer

Kerze grau-blau Grabkerze
Januargedicht von Lissauer Von Andreas Steinhardt am 06.01.2025 um 14:05 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Erich Lissauer.

Vor einem Jahr war es in hiesigen Breitengraden sehr kalt, Tagestemperaturen von bis zu -7°C.
Wenig später fiel viel Schnee - der Januar heuer zeigt sich relativ mild, aber schon morgen sollen die Temperaturen sinken, ein wenig Schnee ist in den nächsten Tagen prognostiziert, was mich sehr freut.

Auch Gerda, das Sommerkind, konnte sich an einer schönen Schneelandschaft mit Wintersonne durchaus erfreuen. Aber...meine Mutter ersehnte auch schon zu diesem Zeitpunkt des Jahres das kommende Frühjahr wie sonst kaum etwas anderes...


Januar

von Erich Lissauer


Ich bin erwacht aus toter Winterruh’,
Es taut mein Blut, lang war es zugefroren.
Die Adern rinnen, offen stehn die Poren,
Ich spüre tief: es geht dem Frühling zu.
Klar fließt in mir Lichtjanuar.
Es wächst der Tag, es schwillt das Jahr.

Ernst Lissauer, *10. Dezember 1882 in Berlin, +10. Dezember 1937 in Wien.

Lissauer war ein deutscher Dramatiker, Lyriker und Publizist.

Kerze rosa lang
Neujahrsgedicht Von Andreas Steinhardt am 01.01.2025 um 14:09 | melden

Zur Gedenkkerze am Neujahrstag ein schönes Gedicht von Karl Friedrich Henckell.

Was ist ihr Neujahrswunsch? Für andere, für sich selbst?

Ich denke ganz oben sollte das Wort Gesundheit stehen, gesund zu bleiben, es zu werden.

Manche Menschen wünschten mir wie häufig "nur Glück, Erfolg, dass alle meine Wünsche in Erfüllung gehen" ...

...alle meine Wünsche? Nur pures Glück? Nun, eine nette Vorstellung - aber mit Verlaub: Das möchte ich gar nicht.

Und so erinnere ich mich an Gerdas Worte, die bei solch "dicken Wünschen" nur müde lächelte und sprach: "Wer mit DAS wünscht, der wünscht sich dieses wahrscheinlich selbst. Ich finde es arm, diese Menschen sind arm..."

Gesundheit, eine gute Portion Glück, überwiegend positive Erlebnisse - dann, wenn Sie vielleicht
nicht damit rechnen, und etwas Zuversicht in nicht einfachen Zeiten, dies wünsche ich Ihnen für das Jahr 2025!


Mein Neujahrswunsch

von Karl Friedrich Henckell


Was ich erwünsche vom neuen Jahre?
Dass ich die Wurzel der Kraft mir wahre,
Festzustehen im Grund der Erden,
Nicht zu lockern und morsch zu werden,
Mit den frisch ergrünenden Blättern
Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
Mag es ächzen und mag es krachen,
Stark zu rauschen, ruhig zu lachen,
So in Regen wie Sonnenschein
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.


Karl Friedrich Henckell, *17. April 1864 in Hannover, †30. Juli 1929 in Lindau, Bodensee, Bayern. Henckell war ein deutscher Lyriker und Schriftsteller, Philosoph und Philologe.

Kerze creme klein
Silvestergedicht Von Andreas Steinhardt am 31.12.2024 um 11:56 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am letzten Tag des Jahres ein Gedicht von Max Hartung.

Gerne erinnere mich zurück an die Silvester-
abende meiner Kindheit, das Haus war nahezu voll, Großeltern, der älteste Bruder mit Partnerin, Anverwandte - es wurde Kartoffelsalat und Eiersalat kredenzt, Weißbrot, Weißwurst, Stangenbrote und Lachs gereicht. Knabber-
gebäck, Bier wie Sekt war selbstverständlich ausreichend vorhanden.

Gerda gab sich größte Mühe, alle Gäste zufrieden zu stellen, die Stimmung war ausgelassen -
"das Kind" konnte es gar nicht abwarten bis zur Mitternachtsstunde und ich bat den Bruder doch stündlich um das anzünden einer Rakete...noch vor dem Jahreswechsel...

Können Sie, wir es auch heute noch "kaum abwarten", dass das alte Jahr in wenigen
Stunden hinter uns liegt?

Gerda war stets optimistisch, was das neue Jahr anging. Ich gehöre eigentlich auch zu den "Berufsoptimisten", die es halten wir der Kölner:
"Er hätt noch immer jot jejange" - ich muss aber zugeben, das mir dieser Satz in der jetzigen Zeit nicht mehr so leicht wie noch vor einigen Jahren von den Lippen geht...

Der Silvesterabend - Gedanken kreisen retrospektiv und prospektiv - bleiben wir zuversichtlich .....?

Ich wünsche den Leserinnen und Lesern von Gerdas Gedenkseite jedenfalls einen guten Start ins neue Jahr, ein friedvolles und gesundes Jahr 2025!


Silvesternacht

von Max Hartung


Die Glocken tönen durch die Nacht,
Du lauschest ihrem Klingen;
Das Jahr, das du herangewacht,
Was wird das neue bringen?

Kein Glockenlaut, kein Menschenmund,
Noch der Gestirne Kreisen
Vermag auf Gottes Erdenrund
Die Zukunft dir zu weisen!

Drum frag dich selbst! Das Jahr wird gut,
Gehst du auf rechten Wegen,
In deinem Tun und Lassen ruht
Des neuen Jahres Segen.


Max Hartung, *1857 in Leipzig, +1932 ebenda.
Hartung war ein deutscher Schriftsteller und Dichter, über den ich bisher wenige Daten fand. Häufige Verwechselung und stets im Vordergrund: Der namensgleiche dt. Säbelfechter Max Hartung.

Kerze hellgrün lang
Heiligabend im Gedenken Von Andreas Steinhardt am 24.12.2024 um 09:47 | melden

Diese Gedenkkerze am Heiligabend widme ich nicht nur Gerda, sondern auch den Opfern des furchtbaren Anschlags von Magdeburg.

Ich wünsche den Leserinnen und Lesern von Gerdas Gedenkseite trotzdessen eine besinnliche Christnacht und gesegnete Weihnachtstage.
Das Wort "Frohe" vermeide ich in diesen Tagen.

In Gedanken werde ich, werden wir auch bei den Opfern von Magdeburg und ihren Familien sein.
Wir werden aus Respekt alles ein wenig ruhiger, gedämpfter gestalten.

Ich kenne viele, die genau so empfinden, aber auch diese, die es bewusst ignorieren, es nicht (mehr) an sich ran lassen und feiern, als ob es keinen Morgen mehr gibt.

Nun, es sei jedem selbst überlassen. Ich erwähne es heute, am 24.12. ganz bewusst - wir befinden uns schließlich auch auf den Gedenkseiten und nicht bei TikTok.

Sollten Sie (auch) an diesen Tagen einen lieben Menschen besonders vermissen, vielleicht sogar durch einen Sterbefall in diesem Jahr, wünsche
ich Ihnen viel Kraft!

Ist ein lieber Mensch in ihrem Umfeld erkrankt, oder gar Sie selbst, wünsche ich Ihnen oder der entsprechenden Person Zuversicht und Hoffnung!


Nun ein längerer Text, welcher 1974 sogar einen Emmy gewann.

Ich denke dass es sich aber durchaus lohnt, ihn einmal zu lesen. Vielleicht brauchen wir Menschen auch so etwas in schwierigen Zeiten, ein kleines Lächeln, trotz Tränen der Trauer auf den Wangen.

-

Die 8-jährige Virginia schrieb einst der schon eingestellten Zeitung New York Sun die Frage:

"Is there a santa?", - gibt es einen Weihnachtsmann?

Francis P. Church von der New York Sun schrieb dazu auf der Titelseite einen Leitartikel, welcher über viele Jahrzehnte immer wieder zu Weihnachten auf der Titelseite gedruckt wurde.

"Lieber Redakteur: Ich bin 8 Jahre alt.
Einige meiner kleinen Freunde sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.

Papa sagt: Wenn du es in der Sun siehst, ist es so. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?"

Virginia O’Hanlon.
115 West Ninety-fifth Street.


Francis P. Church:

"Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht.
Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben an nichts,
das sie nicht sehen. Sie glauben, dass nichts sein kann, was ihr kleiner Verstand nicht fassen kann. Der Verstand, Virginia, sei er nun von Erwachsenen oder Kindern, ist immer klein. In diesem unserem großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist.

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann.
Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und
du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie
wäre so öde, als wenn es dort keine Virginias gäbe.

Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch die Sinne und den Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.

Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebenso gut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann
zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sähen, was würde das beweisen?

Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen dafür, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen?

Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis dafür, dass sie nicht dort sind. Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen oder sie sich vorstellen.

Du kannst die Babyrassel auseinanderreißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinanderreißen könnte.

Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseiteschieben und die übernatürliche Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger.

Kein Weihnachtsmann! Gott sei Dank lebt er, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen!"

Emmy-Gewinn 1974

Kerze lila geschwungen
Magdeburg Von Andreas Steinhardt am 21.12.2024 um 14:10 | melden

Zur Gedenkkerze heute kein Adventsgedicht - meine Lieben und ich sind in Gedanken bei den Opfern von Magdeburg und ihren Familien.


Es gibt ein Leid, das fremden Trost nicht duldet
und einen Schmerz, den sanft nur heilt die Zeit.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden,
sie lehrt uns nur mit dem Unbegreiflichen zu leben.


(beides aus dem Forum november.de, Verfasser unbekannt)

Kerze türkis dunkel dünn
Wir sehen schon den Stern Von Andreas Steinhardt am 14.12.2024 um 20:37 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein kurzes vorweihnachtliches Gedicht von Theodor Fontane.

Nun, in Strophe 2 ist der Weihnachtstag "noch fern", am heutigen 14. Dezember, dem Vorabend des 3. Advents, sind wir aber hingegen gar nicht mehr soweit entfernt...

Gerda hätte bis zum heutigen Tage soweit alles erledigt, sodass bei ihr in den letzten Tagen vor dem Heiligen Abend verhältnismäßig wenig
Stress aufkam.

Die Geschenke waren besorgt, bestenfalls
sogar schon verpackt - der Einkaufszettel
für die Feiertage lag parat...alles sehr, sehr rechtzeitig...

Meistens am 21. oder 22. Dezember wurde dann der Christbaum aufgestellt - als Kind drängte ich darauf, das dieser so früh wie möglich im Raume stand, schließlich wartete dieser schon Tage zuvor im Garten auf seinen "Auftritt..."

Im Bilderalbum finden Sie ein Foto des geschmückten Baumes am Heiligen Abend
in unserem Wohnzimmer - vor der Bescherung - vermutlich zwischen 1976 und 1978.

Sehen Sie schon den Stern...halten wir doch
schon einmal Ausschau...in uns selbst... ?


Wir sehen schon den Stern

von Theodor Fontane


Wir sehen schon den Stern
Tag der Geburt, heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen,
lassen und den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern...


Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819 in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin.

Fontane war ein dt. Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.

Kerze hellgrün geschwungen
Gedenktag Von Andreas Steinhardt am 12.12.2024 um 08:29 | melden

Diese Gedenkkerze möchte ich nicht nur Gerda, sondern auch ihrem erstgeborenen Sohn, meinem ältesten Bruder Axel widmen.

Am heutigen 12. Dezember vor drei Jahren verstarb Axel plötzlich und unerwartet einen
Tag nach seinem 70. Geburtstag. Aus familiären Gründen habe ich noch keine Gedenkseite für ihn anlegen können. Es gab zu meiner alten Familie über zwei Jahrzehnte keinen Kontakt. Nach dem Tod meines Bruders entstand eine sporadische Wiederaufnahme der Beziehung zu seinen Söhnen, einer hat kurze Zeit später den Kontakt zu der "alten Verwandtschaft" wieder abgebrochen, mit meinem älteren Neffen besteht gelegentlicher Schreibkontakt.

Axel war in meiner Kindheit und Jugend ein großes Vorbild, es gab zu der Zeit niemals Streit zwischen uns, der Altersunterschied zwischen uns Brüdern war sehr groß. Er erfüllte mir quasi jeden Wunsch, war nicht nur der große Bruder, auch Freund und zweiter Vater.

Ein Familienzwist nach dem Tod unserer Mutter beendete jegliche "diplomatische Beziehungen" zwischen seiner jungen Familie und einem Teil der "alten Verwandtschaft", ich war nicht der einzige, der in diesen Sog hineingezogen wurde.

Was blieb, war ein immenser Scherbenhaufen,
welcher niemals gekittet wurde. Über 25 Jahre.
Ich sah Axel niemals wieder.

Am Tag seiner Trauerfeier, welche filmreif, bizarr, ja skandalös war (ich habe nichts anderes erwartet...) erschien auch seine Witwe nicht,
bis heute bleibt dieses Rätsel nebulös. Ich habe sie auch nie wieder gesehen.

Was bleibt, ist die schöne Erinnerung an einen der wichtigsten Menschen meines damaligen Lebens, der mich ein Vierteljahrhundert begleitete und sehr geprägt hat.


Für Gerda. Für Axel.
In perpetuam memoriam


Und am Abend meiner Reise
hebt der Ewige seine Hände.
Und er winkt und lächelt leise.
Und die Reise ist zu Ende.

Hermann Claudius

Kerze creme viereckig
Verse zum Advent von Fontane Von Andreas Steinhardt am 07.12.2024 um 17:19 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Theodor Fontane. Der 2. Advent steht vor der
Tür, noch sind es etwas über zwei Wochen bis
zur Christnacht...

Das Gedicht von Fontane stellt schon die kommende Freude des Weihnachtsfestes in Aussicht, welches hier "noch fern" ist - aber
wir können dennoch schon "den Stern" sehen...

Gerda mochte zwar den Spätherbst und Winter nicht wirklich, aber meine Mutter liebte die Advents- und Weihnachtszeit, welche sie sehr liebevoll gestaltete, sodass ich als Kind den Heiligen Abend kaum abwarten konnte...


Verse zum Advent

von Heinrich Fontane

Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.

Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.

Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.

Heinrich Theodor Fontane, *30. Dezember 1819
in Neuruppin, Brandenburg, +20. September 1898 in Berlin.

Fontane war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Er gilt als bedeutender Vertreter des Realismus.

Kerze rot klein
Dezembergedicht von Heinrich Hoffmann Von Andreas Steinhardt am 01.12.2024 um 14:22 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze am 1. Advent ein Gedicht von Heinrich Hoffmann ("Struwwelpeter") passend zum Dezemberbeginn.

Freuen Sie sich auf diesen Monat, nach diesem zumindest in meiner Region zuletzt nassen und ungemütlichen November? Heute herrscht hier
ein strahlend blauer Himmel vor, ein wundervoller 1. Dezember.

Gerda, das Sommerkind, welche den November aufs tiefste verachtete, konnte sich aber sehr gut mit dem Dezember arrangieren, das Haus zum Adventsbeginn wunderschön schmücken, viele Kerzen und Lichterketten aufstellen und anbringen, eine Vorfreude auf die kommenden Festtage ausstrahlen, das man es als Kind schir
nicht aushielt bis zum Heiligen Abend...

Die folgenden Verse beschreiben den Dezember als "letzten von zwölf Brüdern", und stellen uns Jahres-retrospektiv eine Art Gewissensspiegel
vor Augen...


Dezember

von Heinrich Hoffmann


Er ist der letzte von zwölf Brüdern,
Des Jahres Pforte schließt er zu.
Was du gewonnen hast an Gütern
Und was verloren, zähle du!
Doch wäge strenger und besonnen,
Und schließ genaue Rechnung ab,
Was du an Weisheit hast gewonnen,
Und was an Torheit sich ergab.

Heinrich Hoffmann, *13. Juni 1809 in Frankfurt/Main, +20. September 1894
ebenda.

Hoffmann war ein dt. Psychiater, Lyriker
und Kinderbuchautor, von ihm stammt
auch das berühmte Werk "Struwwelpeter"

Kerze rosa lang
Im Novembersturm Von Andreas Steinhardt am 27.11.2024 um 12:20 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Novembergedicht von Clara Müller-Jahnke.

Das Wetter ist nach einigen noch recht schönen Tagen in der ersten Hälfte des Monats ein wenig umgeschwungen in windige, teils auch stürmische, häufig auch regnerische Tage.

Gerda suchte nach dem wenigen Sonnenschein an so manchen Novembertagen, streckte ihren Kopf gen Himmel und lachte mit den Sonnenstrahlen um die Wette. "Endlich! Ein wenig Sonne! Ich werde langsam verrückt an diesen trüben, nassen und düsteren Novembertagen, es schlägt mir so auf das Gemüt" - so und ähnlich habe ich es in Erinnerung ... erfreuen wir uns an den wenigen "lichten Momenten" in diesem Herbst und dem kommenden Winter...



Im Novembersturm


von Clara Müller-Jahnke


Der Sturmwind rast und der Regen schlägt
ans Fenster in schweren Tropfen –
Ich fühl in der tollen Novembernacht
mein Herz wohl hörbar klopfen.

Es schlägt in brennender Ungeduld
sehnsüchtig und beklommen ...
Ach, wenn die Stunde doch Flügel hätt
und wäre der Winter gekommen!

Und deckte die Ströme das blinkende Eis
und der Schnee die schweigende Runde –
und wären wir endlich allein, allein
in der heimlichen Mitternachtsstunde!

O Liebster, Liebster, – der Sturmwind rast
und der Regen rauscht endlos nieder –
mir aber fluten durch Haupt und Herz
traumselige Liebeslieder.


Clara Müller-Jahnke, geb. Müller war eine dt.
Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin.
*05. Feb. 1860 ins Lenzen, Pommern, heutiges
Łęczno, poln. Woiwodschaft Westpommern,
+04. November 1905 in Wilhelmshagen, seit
1920 zu Berlin.

Kerze graugeschwungen
Zum Totensonntag Von Andreas Steinhardt am 23.11.2024 um 14:42 | melden

Zur morgigen Totensonntag oder Ewigkeits- sonntag ein paar Gedanken und Sprüche von großen Meistern.

Auch mit katholischem Hintergrund (Christkönigsfest) war für meine Mutter - und
für mich bis heute - dieser Tag eindeutig dem Totengedenken mit Friedhofsgang gewidmet, nicht nur zu Allerheiligen und Allerseelen.


Für Gerda. Für Axel.


"Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.“ (Victor Hugo)

„Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ (Immanuel Kant)

"Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt.“ (Romano Guardini)°

"Niemand ist fort, den man liebt. Liebe ist ewige Gegenwart."
(Stefan Zweig)°°


°Romano Guardini, kath. Priester und Religionsphilosoph, *17. Feb. 1895 in Verona, +01.Okt.1968 in München.

°°Stefan Zweig, österr.-britischer Schriftsteller und Übersetzer, *28. Nov. 1881 in Wien, +23. Nov. 1942 in Petrópolis, Brasilien

Kerze grau-blau Grabkerze
Gedicht Novemberabend Von Andreas Steinhardt am 16.11.2024 um 14:53 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein Gedicht von Bruno Wille.

Heute ist es bei uns stark bewölkt und noch trocken, ab morgen sind viel unbeständigere
Tage angekündigt.

Der triste November würde Gerda, dem Sommerkind, ziemlich aufs Gemüt schlagen...

...wenn auch noch eine Regenwoche folgte,
wie jetzt vorausgesagt, würde meine Mutter
den Himmel schir um besseres Wetter anflehen...

...denken wir an den letzten November, welcher der nasseste seit den Wetteraufzeichnungen war, dazu sehr stürmisch...es könnte schlimmer sein...

In zwei Wochen ist schon der 1. Advent, versüßen wir uns dann den Alltag und das Heim mit bunten Lichtern, duftenden Kerzen, einem Adventskranz...


Novemberabend

von Bruno Wille


Novemberabend kühlt und feuchtet.
Die Ferne stirbt in Dämmerduft.
Mit mattem Blinzeln nur durchleuchtet
Ein Stern die nebeltrübe Luft.

Gedämpfte Glockenlaute beben
Weich summend über Stoppelfeld.
Aus Wiesenniederungen heben
Sich dunkle Massen in die Welt.

Ein alter Pflüger mit dem Pferde
Zieht müde heim; die Pfeife glimmt.
Vom Schäferhund umtummelt, schwimmt
Mit Blöken dorfwärts eine Herde.

Mit qualmigdunkler Röte säumt
Der Himmel sich. Grossleuchtend taucht
Der Mond empor. Die Landschaft träumt
Von Ruhesehnsucht überhaucht.


Bruno Wille, * 06. Feb. 1860 in Magdeburg,
+31. Aug. 1928 in Äschach, zur Stadt Lindau, bayerischer Bodensee.

Der dt. Schriftsteller war seit 1892 Herausgeber der Zeitschrift "Der Freidenker". 1890 gründete
er die Freie Volksbühne Berlin und 1901 war er Mitgründer der Freien Hochschule. Wille war zudem Theologe, Prediger, Journalist, Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.

Kerze rot lang
Sonntagsgedicht Von Andreas Steinhardt am 10.11.2024 um 13:53 | melden

Zur heutigen Gedenkkerze ein "Sonntagsgedicht" von Adolf Schults.

Um direkt Bezug zum Gedicht zu nehmen - Gerda wechselte Sonntags zum Vormittage den "grünen Wald" und die Kirche nach Belieben...

Wenn ihr nach einem Gottesdienst zumute war, ging meine Mutter zum Hochamt, wenn ihr mehr nach einem ausgedehnten Spaziergang im Grünen war, zog sie dies vor. Gerda äußerte, das sie es bestimmt nicht wie "einige andere" hält, aus Pflichtgefühl, oder vom Pfarrer und den Kirchgängern "gesehen zu werden" zum Gottesdienst zu gehen.

"Wenn mir nach Beistand "von oben" ist, gehe ich zur Kirche. Wenn mir mehr nach einem entspannten Spaziergang ist, dann wander ich halt" - so oder ähnlich habe ich es in Erinnerung. Respekt!


Sonntag

von Adolf Schults


Sonntag, Sonntag! Horch, der Glocken
lieblich lockender Ton erschallt!
Wie sie dich zur Kirche locken,
locken sie mich zum grünen Wald,

wie verschieden die Wege scheinen,
einem Ziel doch streben sie zu;
denn den Ewigen, Einzig-Einen
suchen wir beide, ich und du.

Gar verschiedene Wege sind es,
doch sie führen zu einem Ziel:
Mir erscheint es im Säuseln des Windes,
dir im wogenden Orgelspiel.


Adolf Schults, dt. Dichter, *05. Juni 1820 in Elberfeld (seit 1930 Teil der damals neugegründeten Stadt Wuppertal),
+02. April 1858 ebenda

Kerze rosa geschwungen